Freunde des unblutigen Krimis

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dieleistens
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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von dieleistens » 13. Apr 2018, 07:58

Das Buch von Frau Borrmann kenne ich, hat mir seinerzeit auch sehr gut gefallen!

Ich habe nicht den ganzen Thread rückwärts gelesen, deshalb weiß ich nicht, ob hier bereits jmd die Mrs Wilcox Reihe von Emilie Richards erwähnt hat, habe kürzlich den ersten Band der Reihe gelesen und mir gleich mehrere davon ertauscht, gefällt mir sehr gut, weil die Familiengescichte und die kleinen Stories dazu mindestens genauso viel Platz einnehmen, wie die Auflösung des Mordes......sehr unblutig und sehr sympathische Protagonisten!

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Kitty111
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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von Kitty111 » 13. Apr 2018, 11:20

Harriet hat geschrieben:
11. Apr 2018, 09:47
Habe gerade Die andere Hälfte der Hoffnung von Mechtild Borrmann ausgelesen.
Großartig!
Viel mehr als ein Krimi. In erster Linie Zeitgeschichte und Politthriller, aber wie ein Krimi aufbereitet.
Es geht um Tschernobyl und die Folgen - Menschenhandel - Zwangsprostitution - Korruption, und das alles virtuos auf mehreren Zeit- und Erzählebenen miteinander verflochten. Meisterlich.
Konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Hoher Realitätsgehalt, wirkt fast wie eine Krimidokumentation.
Brutal und erschütternd wegen des Wahrheitsgehalts, nicht wegen der (eher nüchternen) Darstellungsweise.
Oh Harriet, so etwas könnte ich gar nicht lesen. Zwangsprostitution, Menschenhandel - da klinke ich mich aus, ebenso bei Kindesmißbrauch, Vergewaltigung und allgemeine Brutalität gegen Frauen und Kinder. Ich weiß, dass es das gibt, aber darüber zu lesen nimmt mich viel zu sehr mit.

Dafür lese ich derzeit einen richtig schönen "unblutigen Krimi" mit einer tollen Besonderheit. "Die Morde auf Pye Hall". Es geht um eine Lektorin, die das Manuskript eines Krimis lesen und bearbeiten muss. Dummerweise stellt sich dabei heraus, dass der Roman nicht fertiggestellt und der Autor inzwischen gestorben ist. Was tun? Mit diesem Buch hat man gleich zwei Romane in einem, denn der Leser bekommt sowohl das Manuskript vorgelegt als auch die Geschichte der Lektorin. Sehr gut aufgemacht - die Verlagsgeschichte in normaler Druckschrift, das Manuskript in Schreibmaschinenschrift. Bin noch nicht fertig, aber jetzt schon ganz begeistert.
Liebe Grüße
Kitty


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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von Harriet » 13. Apr 2018, 11:42

Ja Kitty, das stimmt. Das ist keine leichte Kost, zumal man spürt: Es ist alles wahr. (Die Wirklichkeit ist zweifellos noch härter.) Aber Mechtild Borrmann "benutzt" die Schrecken nicht, um einen vordergründigen reißerischen Effekt zu erzielen. Im Gegenteil, sie verzichtet sogar auf eine (voyeuristische) Darstellung von Brutalität. Hat sie nicht nötig - die Fakten allein sind erschütternd.
Ihre Romane haben tatsächlich meine Sicht auf einige Dinge verändert, mich berührt und bereichert. Und wenn ein Buch das kann, ist das schon etwas Großartiges.

Ganz im Gegensatz zu Stefan Valentins Roman "Der beste Freund des Mörders. Tierarzt Dr. May ermittelt", den ich gerade ausgelesen habe. Je mehr ich darüber nachdenke, umso ärgerlicher werde ich. Die zahlreichen enthusiastischen Kommentare bei Amazon kann ich nicht nachvollziehen. (Ich argwöhne, dass es sich mal wieder um bestellte Gefälligkeits-Kommentare handelt.)

Dein Tipp klingt interessant. Darum werde ich mich mal kümmern, bin neugierig geworden. :)

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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von Kitty111 » 16. Apr 2018, 12:18

Bin jetzt fertig und kann berichten, dass der Roman hält, was die ersten Seiten versprechen. Gut, das eine Mordmotiv ist ein bißchen an den Haaren herbeigezogen und bei einem anderen hätte der Leser besser mitraten können, wenn er einige wichtige Fakten früher gewußt hätte. Aber die Idee, einen Krimi im Krimi zu liefern und beide auch noch in verschiedenen Schreibstilen zu formulieren , ist schon genial.
Liebe Grüße
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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von Mosel » 17. Apr 2018, 14:59

ich finde das ja auch immer schräg und abst0ßend und ich vermute (und hoffe), dass es in der Literatur viel mehr psychopahtische Massenmörder gibt als in der RL, das ist doch eigentlich auch ein eher seltenes Phänomen, je seltener, desto beliebter. ich empfinde dieses Epische Ausbreiten aller Details, das hat schon was mit "Gaffen" zu tun.

und spannend finde ich die eigentlich auch nicht, allenfalls der Showdown. mir fehlt dieses Miträtseln, Motive hinterfragen, nach Widersprüchen suchen, all das, was einen Whodunnit-Krimi doch erst so nett macht. oder wenigstens Humor und Lokalkolorit, was man auch in vielen Krimis findet (wer interessiert sich schon für den Mord bei Klufti).

aber da ich auch nicht gerne Horrorfilme schaue oder -romane lese (wo dieses Genre meines Erachtens eher hingehört), bin ich froh, dass es noch andere gibt. oft nennen sie sich selbst auch "Thriller", was besser zu den Interessen des Zielpublikums passt, finde ich.
Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.

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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von Kitty111 » 17. Apr 2018, 16:57

Der Begriff "Thriller" ist in den vergangenen Jahren einer gewaltigen Umwandlung unterzogen worden.

Ich verstehe darunter vor allem Romane, in denen es um Verschwörungen geht, um Geheimagenten, Einzelkämpfer oder Einsatzkommandos, die Anschläge verhindern sollen. Gerne auch um andere Personengruppen, die eine Bedrohung abzuwenden versuchen, die nicht sie selbst, sondern ihr Land oder von mir aus die ganze Menschheit betrifft ! Diese Bücher lese ich mit großer Begeisterung.

Der Begriff "Psychothriller" ist erst in den letzten Jahren aufgekommen. Solche Romane interessieren mich nicht die Bohne,schon gar nicht solche, in denen der Ermittler oder Hauptprotagonist aus persönlichen Gründen vom Täter verfolgt wird.
Liebe Grüße
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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von KCNash » 18. Apr 2018, 15:35

Ich lese gerade mal wieder einen Süden-Roman von Friedrich Ani. Großartiger Autor.

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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von KCNash » 23. Apr 2018, 10:03

"Süden und das heimliche Leben" war sehr gut, so wie ich es aus der Reihe gewöhnt bin. Danach hab ich "Deichmord" von Katharina Peters gelesen. Ganz schön verworren. Den ersten Band dieser Rügen-Reihe fand ich toll, aber ansonsten ist die eigentlich nicht sehr gut. Werbung für Rügen - oh ja, aber die Krimihandlungen ... Inzwischen lese ich mal wieder Nicola Förg, und die schreibt so viel besser.

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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von Harriet » 23. Apr 2018, 10:24

Da hab ich jetzt Bekanntschaft gemacht mit Hamish Macbeth: "Hamish fischt im Trüben".
Sehr unblutig. Das Opfer, eine unsympathische Giftspritze, bemitleidet man kaum.
Barnaby-Atmosphäre, klassischer Agatha-Christie-Aufbau, klassisches A-C-Personal mit Snobs, amerikanischem Selfmademan, jungem, schwärmerischem Mädchen usw., bei M.C. Beaton allerdings mehr Typen als Individuen. Dramatischer Showdown im Hotelfoyer, bei dem der Ermittler alle Verdächtigen zusammentrommelt und den Täter treffsicher entlarvt. Hier kein Hercule Poirot, sondern ein schlaksiger Dorfpolizist.
Geht alles sehr gemächlich-gemütlich zu. Für meinen Geschmack ein bisschen zu "cosy". Aber der schottische Dorfpolizist hat sicherlich seine Fangemeinde.

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Re: Freunde des unblutigen Krimis

Beitrag von KCNash » 23. Apr 2018, 10:32

Hat er. Eine sehr große. Ich hab einen wesentlichen Teil der Reihe auf Englisch gelesen. Aber irgendwann ist es genug. Das Prinzip ist immer das gleiche. Das Opfer ist ein Kotzbrocken, den man am liebsten selbst erledigt hätte, Hamish ist schlauer als alle anderen, kriegt dabei meistens Ärger, und privat kann er einem auch oft leid tun.

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