was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

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ruhrpottmaedchen
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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von ruhrpottmaedchen » 2. Mai 2021, 12:57

TauschmitTaxina hat geschrieben:
2. Mai 2021, 11:55
viel Glück und Erfolg beim finden :D
grins...bei meinem Kolumbussystem ist jedes Buch eine Neuentdeckung :D :P
mich findet ihr überall dort wo es Bücher gibt
https://www.buechertreff.de/user/29663-ruhrpottmaedchen/#library

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engineerwife
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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 3. Mai 2021, 10:30

Oh, wie schön ... der neue Thread ist da ... meine Liste folgt in Kürze :)
ich lese: Die Hofreiterin (1)
ich höre: Das Mädchen mit dem Drachen & Fegefeuer
Warteschleife: einige :shock: :lol:
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engineerwife
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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 3. Mai 2021, 10:38

ruhrpottmaedchen hat geschrieben:
1. Mai 2021, 23:10
das kann durchaus sein das euch das eine oder andere Buch dieses mal bekannt vorkommt. Ich habe vor allen Dingen mal Bücher von meinem prähistorischem SuB befreit :D und muss sagen, ich bin schwer begeistert was sich da so alles versteckt.
Ja, ist mir auch schon manchmal so gegangen ... aber oft genug denke ich auch "Was hat mich damals dazu bewogen, dieses Buch anzuschaffen?"
ich lese: Die Hofreiterin (1)
ich höre: Das Mädchen mit dem Drachen & Fegefeuer
Warteschleife: einige :shock: :lol:
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welikaja
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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von welikaja » 3. Mai 2021, 11:05

jamen hat geschrieben:
1. Mai 2021, 10:02
Im April habe ich nicht viel gelesen – weniger Freizeit, weniger Zeit zum Lesen.

1. Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter (2006) – 748 Seiten - ❄❄❄❄❄
Die Reihe liebt mein großer Sohn, er liest sie immer und immer wieder :)

Ich habe sie tw. gelesen, tw. gehört und fand auf langen Autobahnfahrten das Hören tatsächlich schöner, so manchmes Mal wäre ich gern noch gar nicht am Ziel angekommen.

RPM
Krieg der Welten ist auch gelesen gut :)
Und die Meinung über Afrika teile ich ebenso nachdem ich Bücher von Mankell über Afrika gelesen habe. Ich muss nicht überallhin.
Man kann ja schließlich auf die Meinung eines Menschen nichts geben, der noch nicht dazu gekommen ist, sich den Kopf klar zu trinken!
Ich höre "State of Terror" von Hillary Rodham Clinton

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welikaja
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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von welikaja » 3. Mai 2021, 11:21

Ich hatte zwei Bücher zum rezensieren bekommen:

Jojo Moyes: Die Frauen von Kilcarrion
Note 2

KT
Das berührende Debüt der Bestsellerautorin – in neuer Übersetzung.
Kates Verhältnis zu ihren Eltern war immer schwierig. Als junge Frau hat sie Irland verlassen, unverheiratet und schwanger, um in London neu anzufangen. Bei ihrer eigenen Tochter wollte sie alles besser machen. Kates unstetes Leben jedoch belastet die Beziehung zu der mittlerweile sechzehnjährigen Sabine. Als die Kluft zwischen ihnen immer größer wird, macht sich Sabine auf den Weg nach Irland, um auf Gut Kilcarrion ihre Großmutter kennenzulernen.
Joy freut sich darauf, ihre Enkelin zu sehen. Sie hofft, dass sie zu ihr die Verbindung aufbauen kann, die sie zu ihrer Tochter Kate so schmerzlich vermisst. Aber Sabines unbefangene Art wirbelt das Leben auf Kilcarrion durcheinander und zwingt Joy, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Gut gehütete Geheimnisse kommen ans Licht. Und alle drei Frauen müssen sich fragen, ob sie bereit sind, zu verzeihen und die Wunden der Vergangenheit heilen zu lassen.

Ich war sehr gespannt auf diese Buch, war mir die Autorin doch empfohlen worde, ich hatte bisher tatsächlich noch keines ihrer Bücher gelesen. Ich war vom Schreibstil sehr positiv überrascht. Einfühlsam beschreibt sie die Beziehungen, nicht nur zwischen den drei Generationen von Frauen, sondern auch die anderen zwischenmenschlichen, die die Romanfiguren haben. So das Verhältnis der Frauen zu ihren Männern, die Freundschaft zwischen Joy und Stella und andere. Gerade diese detaillierten Beziehungsverflechtungen fand ich sehr gelungen. Insbesondere, als Moyes am Ende des Buches auch noch einmal die Mutter-Tochter-Interaktionen zwischen Joy, die im Roman ja eigentlich schon Großmutter ist, zu ihrer Mutter erzählt. All diese Interaktionen angefangen von Urgroßmutter bis hin zur Enkelin bedingen einander und man versteht die Geschichte nur, wenn man die Vergangenheit kennt, ist eines meiner Fazite des Buches. Die Bedeutung von Familie für das eigene Verhalten wird wunderbar herausgearbeitet, ohne jemals belehrend zu wirken.
Sehr gut haben mir die Beschreibungen Hongkongs, die eingeflochtenen geschichtlichen Ereignisse und, als selbst Reiterin, die der Pferde und Ausritte gefallen. Da das Buch so hinplätschert, läßt es sich schön lesen. Aber mir hat ein wenig Spannung gefehlt und das Ende kam etwas plötzlich. Und eigentlich ist die Familiengeschichte ja auch nicht zu Ende, die Geschichte von Sabine will noch erzählt werden.
Insgesamt ein schönes Buch, wenn man gut unterhalten werden möchte und gern Familiengeschichten liest.


Anne Griffin: Ein Leben und eine Nacht
Note 2

KT
Fünf Drinks, fünf Menschen, ein ganzes Leben.
In einer irischen Kleinstadt sitzt Maurice Hannigan, 84 Jahre alt, an einer Hotelbar und blickt auf sein Leben zurück. Fünf Mal wird er im Lauf der Nacht sein Glas erheben, um auf die Menschen anzustoßen, die ihm am meisten bedeutet haben: seinen Bruder Tony, der jung verstarb, seine geliebte Tochter Molly, seine Schwägerin Noreen, der er vieles zu verdanken hat, seinen Sohn Kevin, der mittlerweile in den USA lebt – und seine Frau und große Liebe Sadie. Maurice erzählt von Momenten der Freude und des Zweifels. Und von der Tragödie seines Lebens, die er vor allen verborgen hielt...
Ein Roman über Liebe und Verlust. Traurig und tröstend zugleich hallt die Stimme seines Helden noch lange nach.

Ich hatte etwas Mühe, mich in den Schreibstil zu gewöhnen. Maurice erzählt seinem Sohn anhand der 5 wichtigsten Menschen in seinem Leben, seine Geschichte. Voller Liebe zu diesen Menschen erzählt er, wie sie sein Leben geprägt haben. Da er immer wieder seinen Sohn anspricht, ist es eine sehr persönliche Erzählweise. Man erfährt viel über das Leben in Irland der letzten 100 Jahre und wie es sich verändert hat.
Mich hat die Natürlichkeit des Buches, seine alltäglichen Kleinigkeiten und der Respekt vor dem Leben gefallen. Auch wenn Maurice einen Groll gegen die Familie seines früheren Dienstherren hegt, den er bis zum Schluss nicht überwinden kann, so hat er doch anerkennen, wenn Menschen zuu sich selbst stehen.

Was mich als Liebhaberin schottischer Whiskys doch ziemlich gestört, wenn irischer Whiskey nicht mit e geschrieben wird. Keine Ahnung, wo hier der Fehler war, bei der Autorin oder Dolmetscherin, spätestens aber beim Lektorat.
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ruhrpottmaedchen
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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von ruhrpottmaedchen » 3. Mai 2021, 13:25

engineerwife hat geschrieben:
3. Mai 2021, 10:38
ruhrpottmaedchen hat geschrieben:
1. Mai 2021, 23:10
das kann durchaus sein das euch das eine oder andere Buch dieses mal bekannt vorkommt. Ich habe vor allen Dingen mal Bücher von meinem prähistorischem SuB befreit :D und muss sagen, ich bin schwer begeistert was sich da so alles versteckt.
Ja, ist mir auch schon manchmal so gegangen ... aber oft genug denke ich auch "Was hat mich damals dazu bewogen, dieses Buch anzuschaffen?"
lach, das hast du falsch verstanden :-) von befreit meine ich das ich sie endlich nach jahrelangem liegen, stehen, sich verstecken, gelesen habe.
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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 3. Mai 2021, 14:14

ruhrpottmaedchen hat geschrieben:
3. Mai 2021, 13:25
engineerwife hat geschrieben:
3. Mai 2021, 10:38
ruhrpottmaedchen hat geschrieben:
1. Mai 2021, 23:10
das kann durchaus sein das euch das eine oder andere Buch dieses mal bekannt vorkommt. Ich habe vor allen Dingen mal Bücher von meinem prähistorischem SuB befreit :D und muss sagen, ich bin schwer begeistert was sich da so alles versteckt.
Ja, ist mir auch schon manchmal so gegangen ... aber oft genug denke ich auch "Was hat mich damals dazu bewogen, dieses Buch anzuschaffen?"
lach, das hast du falsch verstanden :-) von befreit meine ich das ich sie endlich nach jahrelangem liegen, stehen, sich verstecken, gelesen habe.
Ja, so hatte ich das auch verstanden ... :)
ich lese: Die Hofreiterin (1)
ich höre: Das Mädchen mit dem Drachen & Fegefeuer
Warteschleife: einige :shock: :lol:
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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von leseleo » 3. Mai 2021, 19:59

engineerwife hat geschrieben:
3. Mai 2021, 10:38
ruhrpottmaedchen hat geschrieben:
1. Mai 2021, 23:10
das kann durchaus sein das euch das eine oder andere Buch dieses mal bekannt vorkommt. Ich habe vor allen Dingen mal Bücher von meinem prähistorischem SuB befreit :D und muss sagen, ich bin schwer begeistert was sich da so alles versteckt.
Ja, ist mir auch schon manchmal so gegangen ... aber oft genug denke ich auch "Was hat mich damals dazu bewogen, dieses Buch anzuschaffen?"
Das denke ich bei SuB Leichen auch oft :lol:

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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 4. Mai 2021, 14:37

Ich habe gelesen:

01. Was von Dora blieb von Anja Hirsch (03/2021)

Isa steckt in einer Ehekrise. Tief verletzt flüchtet sie an den Bodensee. Im Gepäck alte Briefe und Tagebücher ihrer rätselhaften Großmutter Dora. Um den Schmerz zu verdrängen, befasst sie sich mit deren Geschichte: Dora studierte in den 1920er Jahren zusammen mit dem Bergarbeitersohn Frantek und der extravaganten Maritz am Bauhaus des Ruhrgebiets, der heutigen Folkwangschule. Aus einer intensiven Freundschaft entsteht ein Liebesdreieck. Später heiratet Dora einen Verwaltungsdirektor der I.G. Farben. Gesprochen wurde darüber in Isas Familie kaum. Welche Rolle spielte Isas Großvater im Zweiten Weltkrieg? Und warum besuchte ihr Vater eine der berüchtigten Napola-Schulen? Je tiefer Isa in ihre Familiengeschichte vordringt, umso klarer wird ihr Blick auf Dora — und auf sich selbst. Ein ergreifender Roman über die Schwierigkeit der Kriegsenkelgeneration sich im eigenen Leben zu verankern und eine faszinierende Spurensuche, in der sich die Leserinnen und Leser immer wieder selbst begegnen.

Note 3+: Gott sein Dank nicht bei der Ehekrise aber allein schon bei dem Namen Isa sah ich Parallelen zu meinem eigenen Leben. Auch ich interessiere mich schon lange für Familiengeschichte. Da dann auch noch der ungefähre Zeitrahmen passte – die Geschichtsschreiberin ist nur wenige Jahre jünger als ich - war meine Neugier beim Lesen des Klappentextes geweckt.
Die Autorin Anja Hirsch, nimmt ihre Leser mit in einen Roman, der gleichzeitig nicht nur die ihrer Großmutter, sondern auch ihren eigenen Lebensweg mitverarbeitet. Er wechselt zwischen der Vergangenheit, die Dora heißt, und der Gegenwart, in der wir Isa kennenlernen dürfen, die sich gerade am Bodensee eine Auszeit von der Ehe nimmt. Einer Ehe, die Paul durch eine Affäre mit einer Kollegin, ins Wanken gebracht hat.
Das Buch, das in drei Abschnitte aufgeteilt ist, scheint den Fokus jeweils auf eine andere Hauptperson zu legen. Wir begleiten Dora durch ihre ersten und mittleren Lebensjahre und versuchen zu verstehen, was sie zu der Person gemacht hat, die sie war, als Isa sie schließlich kennen und fürchten lernte. Doch auch das Leben Isas Vaters Gottfried wird eingehend beleuchtet. Um Isa ein besseres Verständnis, ja vielleicht sogar Nachsicht für ihn zu geben?
Über alle Generationen scheint sich immer wieder eine Distanz aufzubauen, die für das Hüten von Geheimnissen prädestiniert ist und genau diesen versucht Isa – nachdem sie von ihrer Mutter ein kleines Nachlasskistchen erhielt - auf den Grund zu gehen …
Die Idee, aus der eigenen Vergangenheit einen Roman zu machen, gefällt mir. Geht es doch bei der Familiengeschichte um so viel mehr als nur nackte Zahlen, die einen Stammbaum schmücken und kann man sich dann doch auch eine gewisse schriftstellerische Freiheit rausnehmen, die die Erstellung einer Familienchronik nicht zulassen würde. Dennoch konnte die Autorin mich nicht ganz abholen. Immer wenn ich glaubte mich nun wirklich in die Geschichte eingelesen zu haben, verlor sie mich wieder mit ausufernden Schilderungen über Nebenstränge, die dann schließlich im Nichts verliefen. Mir fehlte das Flüssige, das einen in ein Buch eintauchen lässt. Vom Ansatz her gelungen mit vielen interessanten Komponenten aber nicht ganz rund. Ich vergebe für diesen Debütroman 3, 5 von 5 Sternen.

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02. Flug der Träume von Ariel Lawhon (03/2017)

Eine Gruppe von Passagieren wird im Mai 1937 zur Schicksalsgemeinschaft. Der letzte Flug der Hindenburg und sein tragisches Ende markieren das Ende einer Ära. Ariel Lawhon entfaltet eins der größten Rätsel des 20. Jahrhunderts und erzählt von dieser Reise mit einer emotionalen Intensität, die noch lange nachwirkt.
Am Abend des 3. Mai 1937 gehen in Frankfurt 97 Menschen an Bord des Zeppelins Hindenburg, für den letzten, schicksalhaften Flug nach Lakehurst, New Jersey. Unter ihnen eine ängstliche Stewardess, die etwas zu verbergen hat, der zuverlässige Navigator, der ihre Zuneigung gewinnen will, ein naiver Kabinenjunge, der eine dauerhafte Position im größten Luftschiff der Welt anstrebt, eine vorlaute Journalistin, die in Deutschland auf einer schwarzen Liste steht, und ein geheimnisvoller amerikanischer Geschäftsmann, der eine offene Rechnung begleichen möchte. Im Laufe der drei champagnerseligen Tage ihrer Reise lichtet sich allmählich der Dunst um ihre Lügen, Ängste, Pläne und Hoffnungen für die Zukunft.

Note 1: Es ist gut 80 Jahre her, dass sich das riesige Luftschiff „Hindenburg“ in die Lüfte hob. Keine der 97 Personen an Bord konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass es ihre letzte Reise sein würde …
Obwohl viele von uns von diesem realen Unglück natürlich gehört haben, schafft es die in den USA gefeierte Bestseller Autorin für historische Literatur von Anfang an zu fesseln. Sie pickt sich eine Handvoll Schlüsselpersonen aus dem Passagierregister und haucht ihnen neues Leben ein. Dabei legt sie ein besonderes Augenmerk auf Max, einen der Navigatoren des Zeppelins, und Emilie, die erste angestellte Frau an Bord eines Luftschiffs. Und während die Beiden eigentlich ineinander verliebt sind, trägt Emilie schwer an ihrer Vergangenheit und muss schließlich eine folgenschwere Entscheidung treffen. Doch auch andere Passagiere hatten es mir beim Lesen angetan … die Journalistin Gertrud, deren vorwitziges Mundwerk sie schon so manche Bredouille gebracht hat. Die Familie mit den drei Kindern, die auf dem Weg nach Mexiko ist. Der mysteriöse Amerikaner, der „up to no good“ zu sein scheint und natürlich der junge Werner, der als Schiffjunge der jüngste Mitarbeiter der Bordcrew ist …
Die Geschichten der Passagiere werden in ständig wechselnden Perspektiven erzählt, die aber so reibungslos ineinander übergreifen, dass daraus eine richtig spannende Story wird. Die Einzelschicksale, die manche Passagiere am Schluss ereilen, sind ja eigentlich bekannt aber erschüttern dennoch. Wer hätte gedacht, dass man Geschichte so spannend verpacken kann. Von mir bei voller Punktzahl eine unbedingte Empfehlung. Man kann sich nur wünschen, dass Ariel Lawhons andere Bücher bald übersetzt werden und ihr damit in Deutschland mehr Bekanntheit zu teil wird.

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03. Grandhotel Odessa: Die Stadt im Himmel von Charlotte Roth (01/2021)

Die glanzvolle Saga über ein Grandhotel am Schwarzen Meer und eine groß angelegte Familiengeschichte von der Bestsellerautorin Charlotte Roth. Eine Liebesgeschichte aus einer Welt, die für immer verschwunden ist.
Odessa im Jahre 1910. Mit einem großen Ball soll im Grandhotel der 21.Geburtstag von Oda, der Tochter des Hotelgründers, gefeiert werden. Es soll ein Fest werden, von dem man in der Stadt, nein, im ganzen Land, noch lange sprechen wird. Oda aber erwartet voll Ungeduld vor allem zwei Gäste: Belle, die Berliner Patentochter ihres Vaters, und Karel Albus, gefeierter Ballett-Tänzer an Odessas neuem, prunkvollem Opernhaus. Schon immer war Oda eifersüchtig auf Belle, da sie befürchtete, ihr Vater könne diese mehr lieben als die eigene Tochter. Trotzdem vertraut sie ihr auf dem Ball ihr großes Geheimnis an: Sie ist bis über beide Ohren in Karel verliebt und hat vor, mit ihm, den ihr Vater als nicht standesgemäß für sie erachtet, noch am selben Abend durchzubrennen. Doch Karel taucht nicht am verabredeten Treffpunkt auf, und Odas Leben nimmt eine unerwartete Wendung …

Note 1: Ich gebe zu, ich war ein wenig skeptisch als ich den Titel dieses Buch las. „Schon wieder eine Hotelgeschichte mit Familienanschluss“ dachte ich mir. Wie angenehm überrascht war ich dann als ich mich eingelesen hatte und das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Recht schnörkellos und ohne Kitsch – genau so wie ich es liebe – erzählt die Autorin Charlotte Roth, vielen vielleicht auch bekannt als Carmen Lobato, Charlotte Lyne, Lilli Klausen und Lydia Conradi, voller Leidenschaft die Geschichte des Grandhotels Odessa. Nach einem kurzen Besuch in der Vergangenheit der beiden Mädchen, steigt man als Leser ein im Jahr 1910, um den 21. Geburtstag der Tochter des Hauses zu feiern. Schon bald bekommt man die Spannungen zu spüren, die sich nicht nur auf Oda und ihren Vater beschränken, sondern sich auch auf die Geschwister Bodo und Belle aus Berlin übertragen. Was war nur vorgefallen, dass Herr Liebenthal Belle und ihrer Mutter den Vorzug gab, anstatt seine eigene Tochter zu lieben? Oda findet sich schwer damit ab, doch in Gedanken sieht sie sich schon in den Armen des begabten Ballet-Tänzers Karel Albus. Eigentlich kann ihr die Welt doch nichts mehr anhaben, oder doch?
Wie anders alles kommen wird, füllt die über 500 Seiten dieses geschichtlichen Romans von denen in meinen Augen nicht ein einzige überflüssig ist. Gerade in Zeiten der strengen Reisebeschränkungen sehnt man sich ja nach einem Tapetenwechsel und das ist Charlotte Roth mit Bravour gelungen. Schnell träumte ich mich nach Odessa und genoss es, die Lüste und Launen der Reichen und Schönen mitzuerleben. Doch die Autorin scheute sich nicht, auch die Armut auf der anderen Seite der Medaille zu veranschaulichen. Als schließlich der Erste Weltkrieg ausbricht, scheint diese nämlich allzu gegenwärtig. Mir hat diese Lesereise nach Odessa sehr gut gefallen. Ich bin ja jemand, der sich durch Schauplätze in Romane inspirieren lässt, dorthin in den Urlaub zu reisen. Umso enttäuschter war ich schließlich feststellen zu müssen, dass das heutige Odessa wohl viel von seinem damaligen Charme und Zauber verloren hat. Na, was soll’s … erstens kann man sowieso gerade nicht reisen und zweitens lese ich bald den zweiten Teil der Grandhotel Odessa Saga. Ich freue mich jetzt schon darauf.
Liebe Charlotte, von mir bekommst du fünf von fünf Sternen und ein unbedingte Leseempfehlung. Du kannst einfach wunderbar anschaulich und einfühlsam schreiben, da gibt es nichts dran zu rütteln!

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04. Für ihr Land von Helmi Schausberger (03/2021)

Dublin, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die 16-jährige Arbeiterin Eileen ist Mitglied einer nationalistischen Frauen-organisation, die gleichaltrige Josie arbeitet im unionistischen Familienpub. Als 1916 der Osteraufstand die Stadt in Atem hält, befinden sich beide mittendrin: Eileen aus Überzeugung, Josie aus Verzweiflung. Für wenige Stunden werden sie zu besten Freundinnen.
Der Aufstand ist schnell niedergeschlagen, doch der Krieg, der das ganze Land und sie beide an ihre Grenzen bringen wird, hat gerade erst begonnen. Und für Freundschaft oder gar mehr, scheint es während des Kampfes um Irlands Freiheit bald keinen Platz mehr zu geben.
Zum ersten Mal wird die Geschichte der Frauenorganisation Cumann na mBan spannend und detailreich erzählt, in der die Gefahren und Widersprüche mehr als deutlich werden.

Note 2-3: In drei spannenden Abschnitten behandelt die Autorin Helmi Schausberger das Thema rund um die Kämpfe für Irlands Unabhängigkeit. Anhand realer und fiktionaler Charaktere schafft sie es spielend den Irland interessierten Leser in den Bann zu ziehen. Die Romanfiguren, so sie denn überleben, begleiten einen durch das ganze Buch und besonders die Nationalistin Eileen und die Unionistin Josie wuchsen mir schnell ans Herz. Zufällig gerät Josie während des Osteraufstands in die Schusslinie und findet sich bald im Kampf nicht nur um ein freies Irland, sondern auch für die Gleichberechtigung der Frau wieder. In allen drei Abschnitten erwarten den Leser viel Gewalt gepaart mit Machtkämpfen auf beiden Seiten. Man kann ihn fast riechen, den Pulverqualm der abgefeuerten Waffen und meint den metallischen Geschmack von Blut im Mund zu schmecken. Viel romantische Liebe gibt es zu diesem Zeitpunkt nicht unter den Menschen doch immer wieder schleicht sich die Hoffnung ein und macht Mut. Und auch im blutigsten Chaos, in dem sich Land damals wähnte, findet zusammen, was zusammengehört. Mir hat dieser manchmal fast ein wenig sachlich anmutende Roman gut gefallen, wenn ich auch den Schreibstil an einigen Stellen ein wenig holprig fand. Von mir gibt es solide vier von fünf Sternen und ein herzliches Dankeschön für eine aufschlussreiche und fesselnde Geschichtsstunde.

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05. Die Schwestern von Marienfehn von Jan Steinbach (05/2020)

1966: Eigentlich will Hanna Brook nichts anderes, als Journalistin im geteilten Berlin werden – und mit ihrer großen Liebe Carl zusammen sein. Doch ihre Träume zerschlagen sich, und dann wird sie auch noch zu ihrer Familie nach Marienfehn zurückgerufen. Lange hadert sie, ob sie wirklich alles aufgeben soll, um die Brennerei fortzuführen. Gegen große Widerstände arbeitet sie sich schließlich in die Traditionen des Handwerks ein – bis auf einmal Carl wieder vor ihr steht …

Note 2-: Kaum hatte ich begonnen, war ich auch schon wieder fertig. „Die Schwestern von Marienfehn“ von Jan Steinbach ist definitiv eines dieser Bücher, in die man eintauchen kann, um sie dann in einem Rutsch zu lesen.
Was hatte sie für Träume, die junge Hanna, die als ungeliebte dritte Tochter auf den Brook Hof geboren wurde. Abitur machen wollte sie um sich anschließend ihren Berufswunsch als Reporterin zu erfüllen. Ständig stecken sie und ihr Kinderfreund Carl, mit dem sie diese Leidenschaft teilte, zusammen. Doch der Vater zerschlägt ihre Vision und so lässt sie sich nach der Schule zur Lehrerin ausbilden. So wäre sie versorgt, denn in den Augen der Eltern war sie nicht hübsch genug, um auf einen Ehemann zu hoffen. Stets spielt sie die dritte Geige, doch als schließlich Not am Mann ist, wird sie gefordert und vor eine schwerwiegende Entscheidung gestellt …
Beim Lesen tat Hanna mir oft leid. Stets ist sie vernünftig und stellt ihre eigenen Träume hinten an. Oft wird sie ausgenützt und dennoch macht sie weiter. Das ist schon bewundernswert. Als sie schließlich die Brennerei und den Hof übernimmt, bin ich schwer beeindruckt. Mal wieder war neben einer netten Familiengeschichte aber auch was zu lernen. Diesmal über die Schnapsbrennerei und die damit verbundenen Strapazen aber auch Glücksmomente.
Ein schöner Wochenendschmöker, von dem ich allerdings nicht weiß, wie lange er nachwirken und im Gedächtnis bleiben wird. Deshalb gibt es von mir auch diesmal nur vier von fünf Sternen.

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06. Das Haus des Leuchtturmwärters von Kathleen Freitag (03/2021)

1962: In einem kleinen Haus am Fuße des Leuchtturms ist Else aufgewachsen. Seit dem Tod ihrer Mutter lebt sie hier allein mit ihrem Vater, der für die Wartung des Leuchtfeuers zuständig ist. Doch je älter sie wird, desto kritischer sieht sie das strenge Regime der DDR und beschließt zu fliehen.
1992: Nach der Wende erinnert sich die Autorin Franzi an ihre wunderschöne Kindheit als Tochter eines Leuchtturmwärters und kehrt zurück an die Ostsee in das Haus am Leuchtturm. Hier hofft sie, Inspiration für ihren neuen Thriller zu finden, doch dann entdeckt sie unter einem losen Dielenbrett ein altes Tagebuch und beginnt zu lesen …

Note 2-: In diesem Roman, der mir durch sein schlichtes aber dennoch bestechendes Cover gleich ins Auge gefallen war, lernen wir die beiden Protagonistinnen Franzi und Else kennen. Oder sollte ich lieber sagen, wir lernen Else durch Franzi kennen? Denn Franzi, eine Autorin mit derzeitiger Schreibblockade, findet durch Zufall in einem Leuchtturm – ihrem ehemaligen Zuhause – das Tagebuch einer der vorherigen Bewohnerinnen, der damals jungen Else, die nach dem frühen und unerwarteten Tod ihrer Mutter den Leuchtturm ihre Heimat nannte.
Langsam und einfühlsam deckt Franzi mit Hilfe des Tagebuchs die Vergangenheit auf. Else und ihre Freunde Lulu und Otto leiden damals sehr unter dem strengen DDR-Regime, das keinen Raum für die eigene Entwicklung zulässt. So schmieden sie, wie viele vor und nach ihnen, einen abenteuerlichen Plan zur Flucht. Doch auch Franzi trägt Dämonen in sich und sucht fast schon verzweifelt nach einer Erklärung zu der abweisenden Haltung ihres Vaters bezüglich ihres Besuchs im Leuchtturm, dem er selbst vor Jahren den Rücken gekehrt hat.
Auf spannende Weise legt die Autorin Kathleen Freitag Spuren für ihre Leser, denen ich begeistert gefolgt bin. Selbst ein Kind des Westens und zum Jahr von Elses Flucht gerade erst geboren, waren die Schilderungen über das damalige Leben in der Deutschen Demokratischen Republik natürlich höchst interessant. Dennoch gibt es ein kleines Sternchen Abzug, da mit manches einfach zu naiv und blauäugig von Seiten der drei Freunde schien. Mir ist schleierhaft, wie man sich in der damaligen Zeit und Umgebung Fremden so bedingungslos anvertrauen konnte. Manchmal hätte ich mir noch ein wenig mehr Tiefgang gewünscht aber ich muss sagen, dass ich mit der Aufklärung und dem Schluss mehr als zufrieden bin. Was erst nur aus möglichen Spuren besteht fügt sich am Ende harmonisch in ein Ganzes zusammen. Von mir gibt es wohlverdiente vier von fünf Sternen und ich werde die Autorin weiterhin im Auge behalten.

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07. Alexandra Romanowa von Carolly Erickson (02/2011)

Gegen alle Widerstände heiratet sie ihre große Liebe und steigt zur mächtigsten Frau Russlands auf: Alexandra Romanowa (1872–1918). Die ebenso schöne wie gebildete Frau von Zar Nikolaus II. bleibt jedoch eine Fremde am Zarenhof. Nur dem charismatischen Wunderheiler Rasputin glaubt die Zarin vertrauen zu können – und ahnt nicht, welchen Hass sie damit entfesselt ... Mitreißend und farbig erzählt Carolly Erickson das Leben einer faszinierenden Frau, in dem der trügerische Glanz der Zarenzeit ein letztes Mal erstrahlt. Denn die Revolution von 1917 wirft bereits ihre drohenden Schatten auf das Leben Alexandras und ihrer Familie.

Note 1: Monatshighlight !!! Ich bin eigentlich von Haus aus kein allzu großer Freund von Biographien aber ich muss gestehen, diese hier hat mich mehr als beeindruckt! Als in unserer Leserunde im Monat April das Thema Russland als Monatsmotto gewählt wurde, schlug mein Herz gleich ein wenig höher. Nicht erst seit einem Besuch in St. Petersburg vor zwei Jahren, bin ich große Verehrerin dieser wunderschönen Stadt und natürlich der damals ansässigen Monarchie. So fiel mir dann in diesem Zusammenhang die fast schon romanartig anmutende Biografie der russischen Zarin Alexandra Romanowa in die Hände. Ich gebe zu, anfangs war ich erschlagen von den vielen Namen, Zusammenhängen und wer nun mit wem wie verwandt war. Doch bald schon hatte ich mich so eingelesen in das Leben der ehemaligen Großherzoglichen Hoheit Prinzessin Alix Viktoria Helene Luise Beatrix von Hessen und bei Rhein, dass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen konnte. Sie beeindruckte mich, da sie dem Druck ihrer Familie widerstand und sich schließlich für ihre große Liebe Nicholas II aufsparte, den sie liebevoll Nicky nannte. Der Ehe der Beiden wurde schließlich stattgegeben, doch wer sich danach das Paradies auf Erden für Alix vorstellte, musste schnell feststellen, dass er sich nicht mehr hätte täuschen können. Von der ersten Stunde an spürte Alexandra die Ablehnung ihrer Schwiegermutter, die in ihr nur „die Deutsche“ sah. Schnell stellt sich heraus, dass Nicholas selbst eher von sanftem Gemüt ist, was in der Ehe seine Vorteile haben mag aber für die Politik eher abträglich ist. So lernt Alexandra schnell, dass sie die starke Rolle übernehmen muss, was ihr wiederum keine Freunde schafft …
Ich habe mich verloren in diesem wunderbaren Buch, das mir Seiten der Monarchie – nicht nur der russischen – aufgezeigt hat, die mir Gänsehaut bescherten. Aber auch ein eindringlicher Einblick auf die andere Seite, die der einfachen Menschen, die Hunger hatten und einfach auch ein bisschen leben wollten, hat mich an vielen Stellen wieder in die Realität zurückgeholt. Die Gegensätze waren einfach zu groß zwischen dem einfachen Volk und der glänzenden Monarchie, die wie ein Schlag ins Gesicht gewirkt haben muss.
Beim Lesen habe ich mich gegen Schluss immer wieder ertappt dabei zu hoffen, dass vielleicht doch noch ein Wunder geschehen mag. Die Geschichte belegt natürlich das Gegenteil und es macht heute noch betroffen, dass es für die Bevölkerung auch nach der Exekution der gesamten Zarenfamilie nicht besser wurde. Der Bolschewismus war leider auch nicht die Lösung.
Von mir bekommt dieses Buch sechs von fünf möglichen Sternen!!! Ich freue mich nun schon auf die Biographie von Nicky Bruder Michail, die noch auf meinem SUB schlummert. Anderer Autor, andere Sichtweise, bin schon gespannt …

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08. Klaras Schweigen von Bettina Storks (03/2021)

Freiburg im Breisgau, 2018: Nach einem Schlaganfall spricht Miriams hochbetagte Großmutter plötzlich französische Worte – eine Sprache, die sie angeblich nie gelernt hat. Miriam erkennt schnell, dass Klara weit mehr verbirgt, doch alle Nachfragen finden kein Gehör. Was genau passierte im Leben ihrer Großmutter? Warum verließ sie Freiburg und ging im Dezember 1949 überstürzt nach Konstanz? Miriams Suche nach Antworten führt sie bis in die Bretagne, immer auf der Spur eines jahrzehntelang gehüteten Familiengeheimnisses …

Note 1: Mit ihrem neuen und mal wieder sehr gelungenen Roman greift Bettina Storks ein interessantes Thema auf. Als „Franzosenhure“ wird die arme Klara von ihrem eigenen Vater beschimpft, was mir den Mund offenstehen ließ beim Lesen. Hintergrund dieser verletzenden Betitelung sind die französischen Streitkräfte, die Klaras Heimatstadt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs besetzt halten. Doch das ist nicht der einzige Dorn im Auge des wenig liebevollen Vaters, der in seinem eigenen Leben so kläglich versagt hat. Ist es da ein Wunder, dass Klara sich Hals über Kopf in den „falschen“ Mann verliebt?
In der Gegenwart versucht Miriam, Klaras Enkelin, Licht in diese nebulöse Vergangenheit zu bringen. Warum haben Oma und Opa zur Vergangenheit stets geschwiegen? Was war damals geschehen, dass Klara heute auf einmal französisch zu sprechen beginnt? Und warum musste sie ihre Eltern so früh verlieren?
Die vielen offenen Fragen lösen sich dank Miriams Hartnäckigkeit und guter Kombinationsgabe im Laufe des Romans, doch so manche Entdeckung schmerzt mehr als vermutet. Für Klara und Miriam reißen gleichermaßen alte Wunden auf, doch noch ist Zeit für diese zu heilen, eine Heilung, die seit Jahren überfällig war …
Liebe Bettina, du hast mir mit deinem neuen Buch mal wieder ganz wunderbare Lesestunden verschafft. Wie bereits aus den Vorgängerromanen gewohnt, konnte mich auch dieser Roman wieder fesseln. Du schreibst lebendig und farbenfroh, ohne kitschig zu wirken, wirklich ganz große Klasse. Von mir gibt es mit fünf Sternen die volle Punktzahl verbunden mit einer verdienten Leseempfehlung. Freue mich heute schon auf das nächste Buch aus deiner Feder.

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09. Das bedrohte Glück von Ellin Carsta (04/2019)

Hamburg 1894: Frisch verheiratet stürzt sich Luise in die Arbeit im Familienkontor und versucht damit, ihrem Ehemann Hans Petersen so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Die Geschäfte laufen prächtig und Luise übernimmt immer mehr Verantwortung. Mit ihrer Schwangerschaft trägt sie allerdings ein großes Geheimnis mit sich herum: Sie weiß, dass dieses Kind ihre beruflichen Ziele unmöglich machen und ihr Leben komplett verändern wird. Für den Tag der Geburt schmiedet sie deshalb einen geheimen Plan und ist davon überzeugt, dass er die einzige mögliche Lösung darstellt.
Auch ihr Onkel Karl, der das Kontor der Familie Hansen in Wien führt, hat etwas vor seiner Familie zu verbergen. Als ihm ein Kleinkrimineller auf die Spur kommt und ihn skrupellos mit seinem Wissen erpresst, spitzt sich die Lage für Karl immer weiter zu.

Note 1-2: Nachdem ich ja von dem Vorgängerband ein wenig enttäuscht war, hat mich dieser dritte Teil wieder versöhnt mit Familie Hansen und ihren Geschichten rund um die Kakaobohne. Spannend fand ich besonders mit Luise mitzufiebern um den Vater und somit die Hautfarbe ihres ungeborenen Kindes. Bis zum Schluss des Buchs bleibt dieser Spannungsbogen erhalten, klasse! Sehr traurig war ich natürlich über das tragische Ereignis verbunden mit der geheimen Seite von Luises Onkel Karl. Was waren das noch für schlimme Zeiten, als auf homosexuelles Verhalten Zuchthaus oder schlimmstenfalls die Todesstrafe stand. Mitgelitten habe ich aber auch mit Hamza, für den das Leben bald eine neue Wendung bekommen wird.
Nahtlos schloss sich dieser Band drei an den vorherigen an. Man war sofort wieder drin im Geschehen mal in Hamburg, mal in Wien. Eine wunderbare Sonntagslektüre, schön, dass es noch mit einigen Bänden weitergehen wird. Ich begleite die Familie Hansen und nun auch Familie Petersen gerne noch ein Stück entlang des Weges … von mir gibt es viereinhalb von fünf Sternen für „Das bedrohte Glück“.

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10. Der zerbrechliche Traum von Ellin Carsta (10/2019)

Luise umsorgt ihre Tochter Viktoria liebevoll und ist so glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben. Nach den ersten Wochen als Mutter zieht es sie allerdings schon wieder ins Kontor. Das Aufeinandertreffen mit ihrem Cousin Richard, der interimsweise die Firma leitet, läuft alles andere als harmonisch … Waren Luises Anstrengungen vergebens und ein Mann wird am Ende ihren Platz einnehmen?

Hamza kehrt in seine Heimat Kamerun zurück und merkt sehr bald, dass ihn der Aufenthalt in Deutschland verändert hat. Er sieht plötzlich klar und deutlich, dass er als Vermittler zwischen den Welten für mehr Gerechtigkeit und ein besseres Leben seiner Landsleute kämpfen muss. Als ihn diese Erkenntnis ereilt, findet er sich bereits in einem blutigen Aufstand wieder.

Note 2-3: Mhhhmmm … diesen vierten Teil der Reihe würde ich eher etwas schwächer bewerten. Wie schon in den letzten Bänden liegt auch diesmal der Fokus wieder stark auf Luise, sie scheint einfach die hervorstechendste Persönlichkeit der Familie. Mit Richard scheint sie immer mehr Probleme im Kontor zu bekommen. Aber auch Therese, die ja im Vorgängerband überraschend ihren geliebten Karl verlor, bekommt eine größere Rolle zugeteilt. Überrascht und ein wenig enttäuscht war ich über die Entwicklung zwischen Hamza und Luise. Dass sie das so einfach wegsteckt und weitermacht, hätte ich nicht erwartet. Tragische Entwicklungen in Kamerun ließen mich kurz die Luft anhalten aber alles in allem vor doch vieles sehr vorhersehbar. Der Band schließt diesmal mit einer überraschenden Wendung und so freue ich mich nun doppelt aufs hoffentlich baldige Weiterlesen. Band fünf ist bereits auf dem Weg zu mir. Ich vergebe für „Der zerbrechliche Traum“ gutgemeinte dreieinhalb von fünf Sternen.

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11. Die Geschichte der Baltimores von Joel Dicker (09/2017)

Bis zum Tag der Katastrophe gab es die Goldmans aus Baltimore und die Goldmans aus Montclair. Die Baltimores hatten alles, was man sich vom Leben wünschen kann: Talent, Geld, Erfolg, ein prachtvolles Heim, zwei hochbegabte Söhne. Marcus Goldman, inzwischen erfolgreicher Schriftsteller, gehörte zu den weniger glamourösen Montclairs. Er verbrachte all seine Sommer bei den Baltimores und war für sie wie ein Sohn. Nun, acht Jahre nach der Katastrophe, beginnt Marcus, die Geschichte der Baltimores aufzuschreiben – und erkennt erst jetzt die wahren Gründe für die schrecklichen Ereignisse.

Note 1: Ganz großes Kino! Der französische Autor Joël Dicker hat nach dem großen Erfolg seines Erstlingswerks „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ wieder zugeschlagen und einen Folgeroman vom Allerfeinsten geschrieben. Es geht auch diesmal wieder um die Schriftstellerei und es geht auch wieder um Marcus Goldman, doch dann hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.
Diesmal fiebert man als Leser der angekündigten Katastrophe entgegen, die vorausschauend aber auch rückblickend wie ein Mysterium im Raum oder besser gesagt im Roman steht. Im Vordergrund besticht natürlich die Familie Goldman, die sich in zwei Lager unterteilt, die Baltimores und die Montclairs. Die Goldmans aus Baltimore, gutaussehend, reich und erfolgreich stehen im krassen Gegensatz zu den Goldmans aus Montclair, die ein eher bescheidenes Dasein zu fristen scheinen. Doch was war geschehen, dass es so kommen musste? Waren die Zuneigungen seitens des Patriarchen und Vaters der beiden Goldman Brüder Saul und Nathan Goldman schon immer so ungerecht verteilt? Verständlicherweise fühlt sich Marcus zu den Baltimores hingezogen und schon bald werden die drei ungleichen Jungs die Goldman Gang, bestehend aus Hillel, Marcus und Ziehsohn Woody. Als schließlich noch die junge Alexandra dazukommt, scheint das Kleeblatt perfekt. Immer mehr entfremdet sich Marcus von seinen eigenen Eltern, immer peinlicher scheinen ihm diese zu werden. Doch nach und nach erscheint eine neue Wahrheit an der der Oberfläche, eine Wahrheit, die spannender aber auch ungerechter und erbarmungsloser kaum sein kann …
Ich hatte mich erst an der Hörbuchversion dieses Romans versucht um dann jedoch festzustellen, dass sich die manchmal fast wirren Zeitsprünge sich nicht dazu eigenen. Nach dem ersten Drittel ging es als mit der Printversion weiter und ich wünschte ich hätte keine Pause machen müssen. Die Huffington Post wirbt auf der Buchrückseite mit folgendem Spruch: „Wir empfehlen allen diese Fahrt nach Baltimore für ein langes Wochenende. Reise und Genuss garantiert.“ Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Gerade in der reiselosen Coronazeit ist das Buch fast ein kleiner Urlaubsersatz. Von mir bekommt der Autor die volle Punktzahl!

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12. Totwasser von Julia Hofelich (12/2018)

Gleich die erste Mandantin ihrer neugegründeten Kanzlei stellt die Anwältin Linn Geller vor gewaltige Probleme: Grace Riccardi ist wild entschlossen, den Mord an ihrem Ehemann zu gestehen – ein gefundenes Fressen für den Staatsanwalt. Linn findet jedoch bei genauerem Hinsehen Hinweise auf die Unschuld ihrer Mandantin. Aber warum sollte eine Unschuldige freiwillig ins Gefängnis gehen? Oder ist Grace Riccardi doch die Mörderin? Linn beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, nicht ahnend, wie nahe sie dem Bösen kommen wird und dass sie selber von der Jägerin zur Gejagten wird …

Note 2-: Noch immer schwer traumatisiert und lädiert von einem Unfall – oder doch eher Anschlag – in der nicht allzu fernen Vergangenheit wagt die junge Anwältin Linn Geller zusammen mit ihrem Kollegen Götz einen Neuanfang. Mit wenig Geld jedoch viel Kreativität und Elan möbeln die Beiden ihre Lokalität auf als sich auch schon die erste Mandantin einfindet. Grace Riccardi, ihres Zeichens Model und Ehefrau einen bekannten Seriendarstellers, will den Mord an ihrem Ehemann gestehen. Doch das Ganze scheint zum Himmel zu schreien, ist er denn überhaupt tot? Seine Leiche wurde bisher noch nicht gefunden, doch schon bald findet sich ein echtes Mordopfer …
Sehr engagiert setzt sich Frau Geller mit ihrem neuen Fall auseinander. Sie fliegt sogar an den vermeintlichen Schauplatz und arbeitet in England mit der lokalen Polizei Hand in Hand. Wird es jedoch reichen, die Unschuld ihrer Mandantin zu beweisen?
Ich muss sagen, so ganz hat mich der Auftaktkrimi „Totwasser“ der Autorin Julia Hofelich leider noch nicht überzeugt. Mir war die Protagonistin einfach ein wenig zu unsicher und befangen. In jedem zweiten Satz schien sie sich entweder über die Narbe an der Wange zu streichen oder sich ihrer Gehbehinderung bewusst zu werden. Doch ich glaube, die Reihe hat Potential und wie ich an den fast ausschließlich positiven Bewertungen bei Teil zwei erkennen kann, bin ich mit dieser Meinung nicht allein. Ich hoffe, dass Linn und auch Götz ein wenig Selbstsicherheit dazu gewinnen werden und die Reihe ins Rollen kommen wird. Ich vergebe gutgemeinte vier von fünf Sternen.

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Ich habe gehört:


01. Und die Welt war jung von Carmen Korn (09/2020)

Drei Familien, drei Städte in den Aufbruchsjahren.
01. Januar 1950: In Hamburg, Köln und San Remo begrüßt man das neue Jahrzehnt. Gerda und Heinrich Aldenhovens Haus in Köln platzt aus allen Nähten. Heinrichs Kunstgalerie wirft längst nicht genug ab, um all die hungrigen Mäuler zu stopfen. In Hamburg bei Gerdas Freundin Elisabeth und ihrem Mann Kurt macht man sich dagegen weniger Sorgen um Geld. Schwiegersohn Joachim jedoch ist noch immer nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. Margarethe, geborene Aldenhoven, hat es von Köln nach San Remo verschlagen. So unterschiedlich sie auch alle die Silvesternacht verbracht haben, ihre Fragen am Neujahrsmorgen sind die gleichen: Werden die Wunden endlich heilen? Was bringt die Zukunft?

Note 2: Die Hamburg Trilogie der Autorin Carmen Korn hatte mir vor einiger Zeit sehr gut gefallen und so war ich natürlich neugierig, was es mit diesem ersten Teil der neuen Dilogie auf sich hat. Ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht, wenn sie auch nicht ganz an ihre Vorgänger rankam.
Diesmal begleiten wir drei Familien an drei verschiedenen Handlungsschauplätzen in den 50er Jahren. Der vergangene Krieg ist an vielen Ecken und Enden noch deutlich spürbar, am deutlichsten natürlich in Hamburg, wo Nina, die Tochter von Kurt und Elisabeth, noch immer auf die Rückkehr ihres Mannes wartet. Doch bald blitzt auch immer mal wieder Hoffnung auf in den Leben der Protagonisten und es wärmt das Herz beim Lesen oder Hören zu sehen, wie es wieder bergauf geht.
Es ist ein eher ruhiges Buch, obwohl die in rascher Folge auftretenden Zeitsprünge es manchmal nicht einfach machen, den roten Faden beizubehalten. Der gedruckte Stammbaum hilft jedoch unheimlich, den Überblick nicht zu verlieren. Das Ende ist ein wenig abrupt und sehr offen gehalten aber dadurch kann man sich jetzt schon auf den Folgeband freuen. Ich bin bestimmt wieder dabei und vergebe für diesen ersten Teil solide vier von fünf Sternen.

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02. Mittagsstunde von Dörte Hansen (10/2013)

Was bleibt von uns, wenn alles, was wir kannten, untergeht?
Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 49, in sein Heimatdorf zurückkehrt, wo Großmutter Ella dabei ist, ihren Verstand zu verlieren, und Großvater Sönke im alten Dorfkrug die Stellung hält. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium wegging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Dörte Hansen erzählt vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von Neubeginn.

Note 1: Im ersten Moment war ich überrascht, als beim Starten dieses Hörbuchs die tiefe und eindringliche Stimme der bekannten Schauspielerin Hannelore Hoger erklang. Ich stellte mich innerlich schon auf anstrengende Hörstunden ein. Umso verwunderter war ich schließlich, als ich gar nicht genug kriegen konnte davon … vom platten Schnack, der mich über elf Stunden lang unterhielt …
Auf Basis des Buches der Schriftstellerin Dörte Hansen, die ich schon aus ihrem ersten Roman „Altes Land“ kannte, erzählt Frau Hoger die Geschichte eines kleinen Dorfs im hohen Norden nahe Husum, wie es seinesgleichen in den 50er, 60er, 70er Jahren in ganz Deutschland zu finden gab. Die Dorfstraße war holperig, große Bäume spendeten im Sommer Schatten, es gab einen kleinen Laden, in dem man einkaufte und die Welt schien in Ordnung, denn alles ging seinen Gang und jeder wusste um seinen Platz im Leben. Es gab wenig Aufregendes zu erleben. Die Highlights im Jahr waren runde Geburtstage und Jubiläen, die im alten Dorfkrug bei Familie Feddersen gefeiert wurden. Ella und Sönke Feddersen, inzwischen beide in den Neunzigern, leben noch immer dort, unterstützt von ihrem Enkel Ingwer, der sie an den Wochenenden besuchen kommt. Um sie und das Dorf dreht sich der Roman. Und um das Erreichen der Gnadenhochzeit. Ach ja, und ein wenig auch um Ingwer, der sich mit seinen fast fünfzig Jahren fragt, ob er alles richtig gemacht hat im Leben …
Der oft nüchterne und dennoch fast ein wenig magisch anmutende Rückblick auf ein dörfliches Leben, das immer mehr zu verschwinden droht, hat mich fasziniert. Es ist ein ruhiges Buch aber nie langweilig. Der starke Dialekt aus dem Norden weckte in mir so manche Erinnerung an Sommerurlaube an der Ostsee bei Oma und Opa in Friedrichsort an der Ostsee, wo für uns Kinder die Welt auch noch in Ordnung war. Ich sortiere dieses Hörbuch gedanklich in die Kategorie „Lieblingsbuch“ und vergebe hierfür die verdiente volle Punktzahl. Bin schon gespannt, was sich Dörte Hansen als nächstes ausdenken wird. Ich werde auf jeden Fall wieder dabei sein!

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03. Die Henkerstochter und der Fluch der Pest von Oliver Pötzsch (06/2020)

Sommer 1679. Die Pest, die in Wien bereits Tausende Opfer gefordert hat, breitet sich Richtung Bayern aus. Der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl wird von einem offensichtlich Pestkranken aufgesucht, der kurz darauf zusammenbricht. Bevor er stirbt, flüstert er Jakob Kuisl noch ein paar rätselhafte Worte ins Ohr: Kuisl müsse Kaufbeuren retten, ein schwarzer Reiter spiele mit seiner Pfeife dort zum Tanz auf. Der Mörder habe zwei Gesichter.
Gemeinsam mit seiner Tochter Magdalena und seinem Schwiegersohn, dem Medicus Simon, die beide extra aus München zu ihm gereist sind, macht Jakob Kuisl sich auf, den geheimnisvollen Andeutungen auf den Grund zu gehen ...

Note 2: Beim Hören dieses inzwischen achten Bands um die Henkerstochter Magdalena und ihren polternden Vater Jakob Kuisl wurde mir manchmal direkt ein wenig unheimlich, so authentisch kommt die damalige Pestpandemie rüber. Basierend auf wahren Tatsachen – die Große Pest von Wien trat damals tatsächlich so auf – entführt uns der sympathische Autor Oliver Pötzsch mal wieder in die Vergangenheit und lässt uns mit Magdalena und Simon Fronwieser sowie ihren Kindern von München aus in Richtung Heimat auf Reisen gehen. Lediglich Sohn Peter wird von Kronprinz Max in die entgegengesetzte Richtung nach Wien geschickt, um ein geheimes Dokument zu transportieren. Schnell greift die Pest um sich und macht auch vor den Grenzen Bayerns nicht halt, doch warum scheinen es immer gezielte Angriffe auf einzelne Personen zu geben, die dieser dann erliegen? Wer steckt hinter dieser Geheimniskrämerei und wer vor allem ist dieser Mann mit den zwei Gesichtern?
Mal wieder ist Oliver Pötzsch der große Wurf gelungen. Ich genieße die Reihe ja seit Jahren als Hörbuch und wurde noch nie enttäuscht. Tolle Recherchearbeit, die ich an manchen Stellen durch eigene kleine Recherchen untermauern konnte. Authentisches Flair und eine respektable Vortragsarbeit durch den begabten und bewährten Sprecher Johannes Steck verschafften mir ein ganz wunderbares Hörerlebnis. Ein Ministernchen Abzug gibt es lediglich, weil sich das Buch doch ein wenig zog an manchen Stellen. Aber nichtsdestotrotz ist dies eine Hörbuchreihe, der ich treu bleiben werde.

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04. Kolyma von Tom Rob Smith (01/2009)

Moskau 1956: Den ehemaligen MGB-Offizier Leo Demidow holt die Vergangenheit ein. Eine seiner Adoptivtöchter wird gekidnappt. Die Bedingung für ihre Freilassung ist die Befreiung eines Priesters aus dem Schlimmsten aller Lager: Kolyma. Leo hat ihn dort hingebracht, Leo soll ihn auch wieder herausholen so lautet die Logik der Entführer. Auf offiziellem Weg ist das unmöglich Leos einzige Chance ist, sich als Häftling getarnt in Kolyma einschleusen zu lassen und mit dem Priester, während das eingeweihte Wachpersonal wegschaut, zu fliehen. Doch ehe er sich versieht, ist er vom Pseudo-Häftling zum echten Gefangenen geworden. Ein Todesurteil, denn im Lager wird er erkannt. Und seine Mitinsassen erinnern sich noch sehr genau, welchen Verhörmethoden Leo sich in seiner MGB-Zeit bediente ...

Note 3: Bei dem Hörbuch „Kolyma“ handelt es sich um die Fortsetzung von Fortsetzung von „Kind 44“, dem ersten Teil der Trilogie rund um den ehemaligen Geheimdienstagenten Leo Demidow. Seit drei Jahren arbeitet dieser nun nämlich bei der Mordkommission der Miliz. In diesem Rahmen wird er zu einem Mordfall gerufen, bei dem es sich um einen Buchdrucker handelt, den Leo selbst erst am Vorabend besucht hat. Als Leo und seine Familie schließlich selbst ins Visier der vermeintlichen Mörder geraten wird schnell klar, dass sich wohl hier jemand an den Agenten der Stalin Zeit rächen will. Nach der Entführung seiner Stieftochter Soja wird Leo klar, dass hier Handlungsbedarf besteht. Er lässt sich selbst in das berüchtigte Straflager einliefern und sinnt auf Rache …
Nachdem ich mich nach einiger Zeit wieder in die Geschichte und in Russland eingehört hatte, war das Hörbuch durchaus spannend. Mit zunehmender Hörzeit jedoch wurde es immer politischer und mir fehlte die eigentliche Geschichte um Leo und seine Familie, die ich mir davon versprochen hatte. Zudem war mir Michael Lade als Hörbuchsprecher ausgesprochen unangenehm. Da sieht man mal wieder, dass ein Hörbuch mit dem Sprecher steht und fällt. Obwohl ich vom ersten Teil extrem angetan war, kann ich diesmal leider nur ein befriedigend mit drei von fünf Sternen vergeben. Aber der Klappentext vom letzten Teil liest sich so interessant, dass ich mir den wohl noch besorgen werde. Ich bin halt unersättlich …

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05. Das Grand Hotel: Die mit dem Feuer spielen von Caren Benedikt (03/2021)

Rache, Liebe und Verrat: Die Geschichte um Bernadette von Plesow, der Inhaberin des Grand Hotels auf Binz, und die ihrer Kinder geht weiter.
Bernadette von Plesow hat schon viel durchmachen müssen, aber das letzte Jahr hat ihr fast zu viel abverlangt. Von ihrem prächtigen Hotel konnte sie alle Schäden abwenden, nicht jedoch von ihrer Familie: Ihr Sohn Alexander ist tödlich verunglückt. Die Trauer lastet schwer auf ihr, besonders da sie im Unguten auseinandergegangen sind. Unterstützung erhält sie von ihrer Tochter Josephine, jedoch fällt es Bernadette nicht leicht, sich wieder mit aller Kraft dem Hotel zu widmen. Und plötzlich steht auch noch ein Mann vor der Tür, den sie nur von einer alten Fotografie kennt …
Bernadettes anderer Sohn Constantin, Eigentümer des verruchten Hotels Astor in Berlin, geht hingegen ganz anders mit der Trauer um seinen Bruder um. Er weiß, dass er die Schuld an dessen Tod trägt, wollte sich doch der Kopf der Frankfurter Unterwelt damit an ihm rächen. Constantin kann und will das nicht hinnehmen. Er hat sich einen perfiden Plan ausgedacht, wie er es dem Mörder seines Bruders zurückzahlen könnte und lässt sich damit auf ein gefährliches Spiel ein …

Note 2: Bernadette von Plesow … das ist doch mal ein Name, der nur so von der Zunge rollt! So hatte ich mich dann auch sehr auf diesen zweiten Teil der schönen Geschichte rund um das Grand Hotel in Binz gefreut. Schade, dass ich nicht alle Familienmitglieder wiedersehen durfte, denn Bernadettes Sohn Alexander verstarb einem schrecklichen Unfall. Während die Frau Mama von Trauer zerfressen wird, wird sein Bruder Constantin, der sich die Schuld am Tod von Alexander gibt, von Wut und Rachsucht heimgesucht. Und er wird im wahrsten Sinne zu dem, der mit dem Feuer spielt … aber auch neue Personen treten in Erscheinung. So wird Bernadette von der Vergangenheit eingeholt und findet sich auf einmal einem Mann gegenüber, der ihr seltsam bekannt vorkommt …
Auch dieser zweite Teil entwickelt sich zu einer netten Geschichte, die hervorragend vorgetragen von der talentierten Anne Moll an die Ohren ihrer Hörer gelangt. Die schönen Landschaftsbeschreibungen ließen mich in Gedanken auf der Seebrücke spazieren und Meeresluft einatmen. Dennoch fehlte mir diesmal das gewisse Etwas, der Kick, der ein Buch von „nett“ in „fesselnd“ verwandelt. Es plätscherte an vielen Stellen einfach ein bisschen zu sehr. Ich vergebe hier deswegen nur vier von fünf Sternen und stelle noch eine kleine Frage in den Raum: wird sie weitergehen, die Geschichte um Familie von Plesow? Ich wäre ja wieder dabei … ;)
ich lese: Die Hofreiterin (1)
ich höre: Das Mädchen mit dem Drachen & Fegefeuer
Warteschleife: einige :shock: :lol:
Mein SUB:https://www.lovelybooks.de/bibliothek/engineerwife/1663702920/

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Re: was habt ihr im APRIL 2021 gelesen?

Beitrag von ruhrpottmaedchen » 4. Mai 2021, 16:13

ohoh da sind wieder einige Bücher bei mit denen ich auch schon geliebäugelt habe, u.a. das von Bettina Storks.

Das HB von den Baltimores schlummert noch hier...

irgendwie habe ich immer das Gefühl ich komm zu nix :D ;)
mich findet ihr überall dort wo es Bücher gibt
https://www.buechertreff.de/user/29663-ruhrpottmaedchen/#library

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