Was habt ihr im MAI 2023 gelesen?

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ruhrpottmaedchen
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Re: Was habt ihr im MAI 2023 gelesen?

Beitrag von ruhrpottmaedchen » 6. Jun 2023, 21:32

leseleo hat geschrieben:
6. Jun 2023, 14:20
TauschmitTaxina hat geschrieben:
6. Jun 2023, 11:17
das ist wirklich schade liebe RPM dass du dich vom Tauschen zurückziehst (verstehe es aber), Hauptsache du berichtest uns weiter von deinem gelesen Schätzen
dem kann ich nur zustimmen
das liegt in meiner Absicht :-)

Das eine oder andere Buch werde ich wohl auch noch anbieten...aber es dürften Ausnahmen sein. Fragen könnt ihr mich ntl. gerne ;-)
mich findet ihr überall dort wo es Bücher gibt
https://www.buechertreff.de/user/29663-ruhrpottmaedchen/#library

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engineerwife
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Re: Was habt ihr im MAI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 14. Jun 2023, 15:26

Besser spät als nie ;)


Ich habe gelesen:

01. Die Liebhaber von Anne B. Ragde (02/2019)

Die 40-jährige Torunn Neshov hatte bisher wenig Glück in der Liebe, und auch beruflich lief es nicht wirklich rund. Doch als die ehemalige Tierpflegerin sich entscheidet, den langsam verfallenden Bauernhof ihrer Familie zu übernehmen und in das dümpelnde Bestattungsunternehmen ihres Onkels einzusteigen, nimmt ihr Leben Fahrt auf. Sie mistet gründlich aus, und zwar in jeder Hinsicht. Das gefällt nicht jedem. Aber Torunn ist hartnäckig und hat ein Händchen für schwierige Fälle, auch wenn es um die Liebe geht ...

Note 1: Familie Neshov rocks !!!
Zurück in Trontheim, endlich wieder eintauchen in die skurrile Familiengeschichte der Neshovs ... ich glaube, das hat mir fast ein wenig gefehlt. Schnell war ich wieder drin in der Geschichte rund um den ehemaligen Schweinehof, das Bestattungsunternehmen und den anderen Familienteil in Dänemark. Es hat sich einiges getan im Leben dieser norwegischen Familie und sogleich darf man als Leser wieder Teil davon sein. Torunn, ehemalige Tierpflegerin, von ihrem Freund verlassen, steigt ins familieneigene Bestattungsunternehmen ein, Onkel Erlend und Onkel Krumme restaurieren in Dänemark eine Villa und das Leben mit Kind, Kegel und Hund ist oft chaotisch, aber auch sehr gefühl- und liebevoll. Es passiert viel und zugleich wenig, man muss den Schreibstil mögen.
Wer die Neshovs noch nicht kennt, sollte unbedingt mit Band eins beginnen, denn dieser Band fünf macht ohne viele Rückblenden direkt mit der Gegenwart weiter.
Ich persönlich liebe den oft trockenen Humor der Autorin, habe die Kabbelei der schwulen Onkels genossen und schließlich am Ende mit allen getrauert, als ein geliebtes Familienmitglied gehen muss. Von mir gibt es die volle Punktzahl und ich freue mich schon riesig auf den Abschlussband Nummer sechs, der schon zum Lesen parat liegt.

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02. Im Land der weiten Fjorde (Mittsommerliebe) von Christine Kabus (03/2013)

Nach dem Tod ihrer Mutter erfährt Lisa, dass diese als kleines Kind adoptiert wurde. Ein Medaillon mit einem vergilbten Foto ist die einzige Spur zu ihren Vorfahren. Sie führt Lisa nach Norwegen, in den beschaulichen Ort Nordfjordeid. Die Menschen dort reagieren sehr unterschiedlich auf die Ankunft der jungen Deutschen. Während sie in der warmherzigen Nora sogleich eine Vertraute findet, begegnet der alte Finn ihr mit kaum verborgener Ablehnung. Auch der wortkarge Reitlehrer Amund scheint Vorbehalte gegen Lisa zu haben. Je länger sie in das Leben am Fjord eintaucht, desto sicherer ist sie, dass sie auf der richtigen Fährte ist und dass in der Familiengeschichte ihrer Mutter dunkle Geheimnisse schlummern, deren Schatten bis in die Gegenwart reichen ...

Note 2: Viel zu lange lag dieses Buch auf meinem SuB, viel zu lange schon wollte ich mal was von Christine Kabus lesen und endlich war es soweit. Ich war bereit, mich mit Lisa auf Spurensuche zu begeben. Nach dem Tod ihrer Mutter erfährt sie, dass die Familie, mit der sie aufgewachsen ist, gar nicht die leibliche Familie ihrer Mutter ist. Simone wurde als kleines Mädchen adoptiert und ihre Wurzeln, auf die lediglich ein kleines Medaillon hinweist, liegen in Norwegen. Lisa, die durch ihren Beruf als Reporterin ohnehin ständig in der Welt umherreist, zögert nicht lange, und bucht einen Flug, der Licht ins Dunkel der Vergangenheit bringen soll.
Im Vergangenheitsrückblick lerne ich die junge Norwegerin Mari kennen, die mit ihren Eltern und beiden Brüdern Ole und Finn im hohen Norden glücklich auf einem Gestüt aufwächst, bis am 9. April 1940 die deutsche Wehrmacht diese Idylle zerstört. Die Norweger müssen sich "arrangieren" und so muss auch Maris Familie Teile des Heimathofs für die deutschen Soldaten räumen. Doch nicht alle Deutschen sind überzeugte Nazis und so knüpfen sich schließlich zarte Bande zwischen der jungen Norwegerin und einem deutschen Besatzungssoldaten, die für beide Parteien nicht ungefährlich sind.
In manchen Punkten ein wenig zu vorhersehbar lasse ich mich dennoch auf diese Geschichte ein und werde nicht enttäuscht. Christine Kabus beschreibt für mich Norwegen - das schon lange auf meiner Reisewunschliste steht - mal in bunten, mal in tristen Farben und mit jedem Satz spürt man ihre Begeisterung für Land und Leute. Während sich mir im Vergangenheitsteil Ereignisse zu Zeiten des Weltkriegs offenbaren, von den ich bis dato wenig wusste, hat mich der Gegenwartsteil an manchen Stellen ein wenig enttäuscht. Zu glatt, fast schon ein wenig kitschig, fügten sich hier manche Teile zusammen. Die Charaktere waren mir manchmal ein wenig zu schwarz oder weiß und dennoch habe ich diesen Roman gerne gelesen und im Urlaub direkt verschlungen. Ausgesprochen gut gefallen haben mir die Beschreibungen über Land und Leute, die mir wirklich Lust auf Norwegen machen. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung für alle Norwegen Fans, oder die, die es werden wollen.

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03. Adas Fest von Kathrin Burseg (04/2023)

Ein Strandhaus an der französischen Atlantikküste mitten im Sommer. Doch der schöne Schein trügt. Der ansteigende Meeresspiegel verschlingt die Küste, und auch ›Les Vagues‹, an das die 74-jährige Ada vor vielen Jahren ihr Herz verloren hat, droht bei einem der nächsten Herbststürme ins Meer zu kippen. Ein letztes Mal noch möchte Ada ein rauschendes Fest feiern: in Erinnerung an ihren Mann, den berühmten Maler Leo Kwant, zusammen mit ihren Kindern, Freunden von früher und Vincent, dem Restaurantbesitzer aus dem Ort. Als die erwachsenen Töchter mit eigenen Sorgen anreisen, entgeht ihnen zunächst, dass Ada und Vincent etwas verbindet, das mit der Vergangenheit zu tun hat. Doch was Ada all die Jahre vor ihnen verheimlicht hat, ist so aufwühlend und tiefgreifend zugleich – es wird ihrer aller Leben für immer verändern.

Note 1: Neben dem Klappentext, der eine spannende Geschichte verspricht, sprang mir bei diesem Buch auch gleich sein wunderschönes Cover ins Auge, das sich angenehm von der Masse abhebt. Und so wollte auch ich eintauchen in den Ozean der Geheimnisse, der die Familie des berühmten - inzwischen leider verstorbenen - Malers Leo Kwant zu umspülen schienen. Gleich zu Beginn lerne ich Ada kennen, die mit ihrem angekündigten Fest einen Schlusspunkt setzen will. Einen Schlusspunkt zu dem Sommerhaus Les Vagues aber auch zu den Lügen, die ihre Familie all die Jahre begleitet haben. Ihr Freund Vincent, Restaurantbesitzer vor Ort, steht ihr zur Seite. Die beiden kennen sich seit guten 50 Jahren, bildeten sie doch gemeinsam mit ihren jeweiligen Partnern Leo und Mathilde ein inniges Freundschaftsquartett. Mit von der Partie sind Adas und Leos drei Töchter Adas, Esther, Imme und Kiki, die unterschiedlicher nicht sein könnten, denn jede für sich trägt ihr eigenes Sorgenpäckchen auf dem Rücken. Es sollte geordnet ablaufen, ein letztes rauschendes Fest sollte gefeiert werden bevor die Tatsachen auf den Tisch kommen, doch durch eine vermeintliche Verleumdung Leos gegenüber, läuft die wohlgemeinte Planung schnell aus dem Ruder ...
Mit Wort- und Bildgewalt saugt mich die Autorin Katrin Burseg in ihren Roman und lässt mich nicht mehr los. Schnell befinde ich mich selbst in einem Strudel der Gefühle, die mich aktiv teilhaben lassen an der Vergangenheit aber auch Gegenwart der Protagonisten. Ich versuche Ada zu verstehen, die ihrem Mann - dem großen Zampano - stets den Rücken freihielt und selbst im Hintergrund zu versinken schien. Ich leide mit den drei Töchtern, die zwar als Kinder ein scheinbar buntes und glückliches Leben hatten, die aber alle drei einen Rucksack voller Probleme mit in ihr Erwachsenendasein getragen haben. Und vor allem rieche ich den Ozean und spüre seine Kraft, die dem Sommerhaus wohl bald den Garaus machen wird.
Auf wunderbare Weise verknüpft die Autorin alle ihre gesponnen Fäden. Viele Tabuthemen kommen auf den Tisch ohne jedoch den Roman damit zu überfrachten. Ein schlüssiges, wunderschönes Ende ließ mich schließlich erleichtert ausatmen. Die Emotionsarbeit der Familie ist noch lange nicht zu Ende aber die Weichen in eine richtige Richtung sind gestellt. Von mir gibt es begeisterte fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung an alle, die wie ich, mal wieder abtauchen wollen. Nehmt euch Zeit und Ruhe für dieses Buch und ihr werdet belohnt werden, versprochen! Für mich ist "Adas Fest" bestimmt nicht das letzte Buch Katrin Bursegs, das ich in die Hand nehmen werde.

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04. Die Kinder von Beauvallon von Bettina Storks (04/2023)

Akribisch recherchiert und packend erzählt: Ein historischer Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Über den Mut zum Widerstand und die Rettung vieler jüdischer Kinder, die in der Schule Beauvallon in den 1940er-Jahren überlebten.
Dieulefit, 1965: Im Auftrag ihres Freiburger Radiosenders reist die Moderatorin Agnes in einen kleinen französischen Ort, wo im Zweiten Weltkrieg mehr als tausend Flüchtlinge Schutz fanden. Darunter viele jüdische Kinder, die in der Schule Beauvallon von den mutigen Dorfbewohnern versteckt wurden. Könnte auch Agnes’ Freundin Lily überlebt haben, von der seit zwanzig Jahren jede Spur fehlt? Welche Antworten hat ein damals ranghoher Résistance-Offizier? Agnes’ Recherche wird zu einer aufwühlenden Reise in die Vergangenheit, die sie mit der Macht des Schweigens und einem Versprechen von einst konfrontiert.

Note 1: Es ist doch immer wieder beeindruckend, welche wahren Geschichten in der Öffentlichkeit so gar keine Aufmerksamkeit bekommen haben, obwohl sie doch ihresgleichen suchen. Umso schöner ist es, dass die wunderbare Autorin Bettina Storks sich dieser Ereignisse angenommen hat, die das Leben so vieler Menschen nicht nur beeinflusst, sondern schlichtweg erhalten hat. Bettina nimmt mich mit an den kleinen Ort Dieulefit in Frankreich, in dem durch die selbstlose Hilfe der Einwohner so viele Menschen – besonders eben auch Kinder - der grausamen Judenverfolgung der Nazis entkommen konnten. In den sechziger Jahren, zwanzig Jahre nach Kriegsende, bekommt die junge Radiomoderatorin Agnes von ihrem Chef unter der Hand den Auftrag, genau dieser Geschichte nachzugehen. Noch ahnt niemand, dass dies nicht nur ihre geheimste, sondern wohl auch ihre persönlichste Geschichte werden wird. Ihre damalige Kindheitsfreundin Lily gehörte nämlich zu den aus ihrem Heimatort bei Nacht und Nebel verschleppten Juden, deren Schicksal bis dato noch im Ungewissen liegt. Agnes begibt sich auf Spurensuche und ist dabei nicht immer ein gern gesehener Gast …
Inzwischen kenne ich den großartigen Schreibstil der Autorin, von der ich fast alle ihre Werke gelesen und geliebt habe. Diesmal jedoch hat Bettina sich selbst übertroffen, denn ihr auf realen Fakten basierender Roman „Die Kinder von Beauvallon“ scheint eine besondere Herzensangelegenheit zu sein. Man spürt beim Lesen der Zeilen nicht nur die akribische Recherche, sondern auch die Liebe zu ihrem Projekt. Die Autorin denkt sich in die Figuren und erweckt sie damit zum Leben, was mich beeindruckt, gerührt und betroffen zurückgelassen hat. Von mir gibt es uneingeschränkte fünf von fünf Sternen verbunden mit einer unbedingten Leseempfehlung um ein weiteres kleines, leider nicht feines Kapitel unserer Geschichte unvergessen zu machen. Liebe Bettina … Chapeau!

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05. Kretische Feindschaft von Nikos Milonás (04/2021)

Frühling auf Kreta – Vor der Hafenstadt Chania blühen die Olivenbäume, doch ganz in der Nähe bricht eine alte Fehde wieder auf …
Wenn Kommissar Michalis Charisteas morgens vor der Arbeit seinen ersten Ellinikos trinkt und dabei den Blick auf den malerischen venezianischen Hafen seiner Heimatstadt Chania genießt, kann er sich nicht vorstellen, an einem anderen Fleck der Erde zu leben. Die Touristen schlafen noch, von den Bergen weht der Duft von Thymian, Oleander und den blühenden Olivenbäumen herüber und vom Meer der Geruch von Salz und Muscheln.
Alles wäre perfekt, könnte in diesem Moment seine Freundin Hannah bei ihm sein. Aber Hannah ist Deutsche und kommt nur alle paar Monate nach Kreta, was für Michalis und seine große Familie jedes Mal ein besonderes Ereignis ist und alle in helle Vorfreude versetzt.
So auch an diesem Tag Ende April. Doch noch bevor Michalis Hannah am Nachmittag am Flughafen in die Arme schließen kann, steckt er mitten in einem neuen Fall. Der Bürgermeister des Nachbarorts wird vermisst und kurz darauf tot in einem Autowrack an der Felsenküste gefunden. Ein Unfall, wie die örtliche Polizei schnell feststellt. Doch im Gegensatz zu seinen Kollegen gibt sich Michalis nicht mit einfachen Erklärungen zufrieden. Bei seinen nicht immer ganz offiziellen Ermittlungen stößt er auf alte Feindschaften, die weitere Opfer fordern werden …
Der erste Fall für Kommissar Michalis Charisteas.

Note 2: Frühling auf Kreta … schon, wenn ich diese erste Zeile des Klappentexts lese, möchte ich sofort wieder meine Koffer packen! Gerade habe ich selbst einen wunderschönen Urlaub auf der Insel verbracht und die Beschreibungen der Straßen rund um die Suche des armen Bürgermeisters sind mir absolut präsent. Und so freue ich mich dann auch Kommissar Charisteas kennen zu lernen, der den Fall bezüglich des verunglückten Mannes aufklären darf. Zeitglich mit der Aufklärung des Falls trifft auch Michaelis‘ deutsche Freundin ein, die die Familie und ihn selbst mal wieder ein wenig aus dem Tritt bringt. Während Hannah ihren Platz in Chania zu finden versucht, begibt Michaelis sich auf Spurensuche …
Ich gestehe, man muss schon ein wenig in die Insel verliebt sein, um dem Kriminalroman etwas abzugewinnen, denn der eigentliche Fall tritt neben den Geschichten um Familie und Co. schnell ein wenig in dem Hintergrund. Wer allerdings sein ureigenes Kretafeeling in Form eines Romans nochmal erleben möchte, dem sei zu „Kretische Feindschaft“ mehr als geraten. Ich persönlich habe mir natürlich schon den nächsten Teil der Reihe besorgt und freue mich auf diesen kleinen literarischen Ausflug, um die Nichturlaubszeit in Deutschland zu überbrücken. Mit ein wenig Luft nach oben vergebe ich gerne wohlverdiente vier von fünf Sternen verbunden mit einer Leseempfehlung an alle Kreta Fans und die, die es noch werden möchten!

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06. Willems letzte Reise von Jan Steinbach (07/2020)

Charmanter Roadtrip eines Großvaters mit seinem Enkel.
Mit seiner Familie zerstritten, lebt Willem auf seinem Bauernhof in Ostfriesland. Dann bringt seine Tochter ungefragt ihren Sohn Finn bei ihm unter. Und so sehr sich der alte Mann auch dagegen wehrt – der bezaubernde kleine Junge erobert sein Herz. Ausgerechnet jetzt erhält Willem eine fatale Nachricht. Aber um ein Versprechen zu erfüllen, das er Finn gegeben hat, begibt er sich mit seinem alten Traktor auf eine Reise quer durch Deutschland. Und schon bald wird klar, dass Willem nicht länger drum herumkommt, sich seinen Fehlern von damals zu stellen.

Note 1: Er hat vieles falsch gemacht im Leben, der alte Willem. Früh verliert er durch einen Unfall seine geliebte Frau, die die Familie am Laufen hielt. Durch ihre liebevolle und doch resolute Art schien es mit den Gefühlen und dem Zusammenhalt zu klappen. Als sie nicht mehr ist, verliert Willem seinen Lebenswillen und die kleine Restfamilie – Vater, Sohn und Tochter – bricht auseinander. Doch er bekommt durch seinen Enkel Finn, der aus der Not heraus plötzlich in sein Leben spaziert kommt, eine zweite Chance es diesmal richtig zu machen. Die Beiden begeben sich schließlich auf die Reise ihres Lebens …
Für mich hat bei diesem wunderbaren Buch wirklich alles gestimmt und es erinnerte mich so stark an meine eigene Familie, dass ich beim Lesen ständig das Gefühl hatte sagen zu müssen: „Genau so ist es!“ Mein eigener Schwiegervater, der leider Anfang des Jahres verstarb, war ebenfalls ein leidenschaftlicher Treckerfan. Mehr als ein Oldtimer steht hier in der Scheune, die Sammlung wird angeführt von einem komplett restaurierten Kelkel, der ganze Stolz meines Mannes und natürlich Hartmuts. Auch sein Traum war es, einmal mit Trecker und Schäferwagen über die Alpen zu pilgern. Dieser Wunsch blieb leider unerfüllt. Umso mehr habe ich es genossen, eine solche Fahrt durch Willem und Finn mitzuerleben. Die Reise ist so lebendig beschrieben, so dass ich fast das Gefühl hatte, dabei zu sein. Von mir gibt es deshalb – nach ein paar zerdrückten Tränchen am Ende – mit fünf Sternen die volle Punktzahl. Ob jeder Leser so denken wird, kann ich nicht sagen. Für mich hat es einfach gepasst. Vielen Dank dafür, lieber Jan Steinbach!

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07. Aus reiner Barmherzigkeit von Jacqueline Nordhorn (07/2014)

Im 1. Weltkrieg stirbt der junge Soldat Erich Wiedemann kurz vor seiner Entlassung aus dem Krankenhaus in Berlin. Von einem Granatsplitter an der Front ins Bein getroffen, war er zurück nach Berlin transportiert worden. Da dies nicht der erste Todesfall eines jungen Kriegsheimkehrers ist, fällt der Verdacht rasch auf den behandelnden Chirurgen Dr. Richard Oppermann. Doch hat der ehrgeizige Arzt wirklich nachlässig gearbeitet? Die Ermittlungen nehmen ihren Lauf …

Note 2-3: Mit „Aus reiner Barmherzigkeit“ hat die Autorin Jacqueline Nordhorn ein spannendes Thema aufgegriffen. Mörder in den eigenen Reihen im Krankenhaus. Leider war sie nicht die erste, die diese Thematik „verromanisert“ und deshalb habe ich als Vielleserin vielleicht ein wenig zu kritisch auf den Text geschaut. Recht schnell war klar, wer der Täter war, aber dennoch hat die Autorin – selbst Medizinerin – mit ihrem Fachwissen brilliert. Sie hat es geschafft, den Leser um hundert Jahre zurückzuversetzen, leider verliert sie sich manchmal in zu viel Detail und an anderer Stelle hätte ein wenig mehr Tiefe nicht geschadet. Ich habe mit den Opfern gelitten aber eine wirkliche Nähe stellte sich bei mir nicht ein. Ich vergebe gut gemeinte und aufgerundete dreieinhalb von fünf Sternen.

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08. Der amerikanische Architekt von Amy Waldman (09/2014)

Manhattan. Eine Jury soll den besten Entwurf einer Gedenkstätte für die Opfer des Terroranschlags vom 11. September auswählen. Nach langwierigen Beratungen und einem zähen Ringen um das richtige Konzept öffnen die Juroren den Briefumschlag, der den Namen des bislang anonymen Gewinners enthält – und sind schockiert. Eine heftige Auseinandersetzung um die Person des Architekten beginnt: Wer darf sich zum Fürsprecher der Trauernden erheben?

Note 2-3: Puh, was für ein spannendes Thema, das mich sofort faszinierte. Ich habe selbst zur Zeit des Anschlags in den USA gelebt und konnte die Stimmung vor Ort miterleben. Deshalb konnte ich wunderbar nachvollziehen, was in den Köpfen der Amerikaner vorging, als ausgerechnet ein Muslim das Rennen macht, eine würdige Trauerstätte zu errichten, die der vielen Toten und ihren Angehörigen gerecht werden soll.
Es ist beeindruckend mitzuverfolgen, wie sich die Diskussion entwickelt und mehr als einmal fragte ich mich beim Lesen, wie das Ganze wohl in Deutschland abgelaufen wäre? Man tendiert ja dazu, den Amerikanern Extremismus vorzuwerfen, aber wie hätte man hier in Deutschland reagiert? Wie gesagt, sehr interessant und mit sehr viel Potential, dennoch konnte mich die Story nicht ganz überzeugen. Die Autorin verliert sich teilweise in Nichtigkeiten und zieht manche Passagen zu sehr in die Länge. Von mir gibt es deshalb leider nur 3,5 von 5 möglichen Sternen. Die Neugier ist aber geweckt und ein weiteres Buch von Amy Waldman – „Das ferne Feuer“ – tummelt sich bereits auf meinem SUB. Ich werde berichten …

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09. Das Flüstern der Bäume von Michael Christie (02/2022)

Eine Familie, vier Generationen, schicksalhaft verbunden mit den Wäldern Kanadas – und unserer Zukunft.
Jacinda Greenwood weiß nichts über ihre väterliche Familie, deren Namen sie trägt. Sie arbeitet als Naturführerin auf Greenwood Island, doch die Namensgleichheit, so glaubt sie, ist reiner Zufall. Bis eines Tages ihr Ex-Verlobter vor ihr steht. Im Gepäck hat er das Tagebuch ihrer Großmutter. Jahresring für Jahresring enthüllt sich für Jacinda endlich ihre Familiengeschichte. Seit Generationen verbindet alle Greenwoods eines: der Wald. Er bietet Auskommen, ist Zuflucht und Grund für Verbrechen und Wunder, Unfälle und Entscheidungen, Opfer und Fehler. Die Folgen all dessen bestimmen nicht nur Jacindas Schicksal, sondern auch die Zukunft unserer Wälder …

Note 2-3: Was für eine Horrorvorstellung, die zeitlich gar nicht so weit von der Gegenwart entfernt ist. Wir Menschen haben es tatsächlich geschafft, unseren Waldbestand so weit zu dezimieren, dass ein kleines Wäldchen auf Greenwood Island in Kanada als einmalige Einöd dient. Doch nicht nur der Wald als solches ist verlorenen gegangen, nein, alle Papierprodukte wie Bücher, Toiletten-, Druckerpapier etc. sind aus dem Alltag verschwunden. Wie kam es dazu und was hat Jacinda Greenwoods Familie damit zu tun?
Ein aufregendes reales Thema, das wahrscheinlich von der Wahrheit gar nicht so weit entfernt ist. Gleich mit den ersten Zeilen zog es mich in den Bann. Wie schade, dass die vielen schwer nachvollziehbaren Zeitsprünge das Lesen so kompliziert machten und den Lesefluss erheblich eindämmten. Ich wollte gerne die Bestnote vergeben, doch hier sind leider nur 3,5 von 5 Sternen möglich. Man spürte die Leidenschaft des Autors beim Lesen, doch mit der Umsetzung kam ich nicht wirklich zurecht.

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10. Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau von Karma Brown (09/2021)

Zwei enttäuschte Ehefrauen, ein Kochbuch aus den 1950er-Jahren und ein bitterböser Plan …
Alice, frisch verheiratet, zieht mit ihrem Mann in einen schicken Vorort im Norden New Yorks. Doch die viel zu große, adrette Villa ist ihr von Anfang an unbehaglich. Als sie im Keller ein mit persönlichen Kommentaren gespicktes Kochbuch aus den 1950er-Jahren auffindet, beginnt sie sich für Nellie, die Vorbesitzerin des Hauses, zu interessieren. Alice kocht sich — zunächst nur aus Langeweile — in die Vergangenheit zurück. Bis sie anhand von Briefen entdeckt, dass Nellies Leben (und ihre Rezepte) ein düsteres Geheimnis bergen. Mit fatalen Folgen für Alice und ihren Mann ...

Note 1 -2: Klasse, genau meine Art von schwarzem Humor! Ich durfte mit den todsicheren Rezepten zwei eigentlich ganz normale Frauen begleiten, deren Leben nach und nach eine interessante, ja man kann schon sagen eine tödliche Wende nimmt. In der Gegenwart treffen wir auf Alice, die auf Drängen ihres Ehemanns eher widerwillig in den schicken Vorort im Norden New Yorks zieht. Ohne Job und schwer gelangweilt beschäftigt sie sich schließlich mit dem Kochbuch von Nellie, der Vorbesitzerin ihres Hauses. Es scheint eine Sogwirkung bei Alice zu entwickeln, die sich intensiv mit dem Leben von Nellie und vor allem auch deren Rezepten zu befassen beginnt … bald wirkt sich das auf ihre Ehe aus und nichts scheint mehr so zu sein, wie es mal war …
Man nehme zwei Hausfrauen und die lebhafte Fantasie einer talentierten Autorin et voilá, raus kommt eine bitterböse Geschichte, die mir persönlich richtig Spaß gemacht hat. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und rate insbesondere Fans von Ingrid Noll Karma Brown eine Chance zu geben.


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Ich habe gehört:

01. Selbs Justiz von Bernhard Schlink (03/2011)

Privatdetektiv Gerhard Selb, 68, wird von einem Chemiekonzern beauftragt, einem Hacker das Handwerk zu legen, der das werkseigene Computersystem durcheinanderbringt. Bei der Lösung des Falles wird er mit seiner eigenen Vergangenheit als junger, schneidiger Nazi-Anwalt konfrontiert und findet für die Ahndung zweier Morde, deren argloses Werkzeug er war, eine eigenwillige Lösung.

Note 2: Natürlich denkt man sofort an BASF, wenn man in dem ersten Teil der Selb Trilogie von dem Chemiekonzern RCW hört. Doch anders als bei erstgenanntem gerät RCW nicht durch einen Giftstoffskandal in die Schlagzeilen, sondern wird Opfer eines Hackers, der den Laden gründlich durcheinanderbringt. Aufklärung soll der Privatdetektiv und Schwager des Konzernchefs Korten, Gerhard Selb, schaffen, denn Korten will seine Karriere nicht gefährden. Selb, seines Zeichens ehemaliger Staatsanwalt, scheint mit seiner braunen Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Nach dem seltsamen Prozess der Jahre zurückliegt hat er sich entschlossen, der Staatsmacht den Rücken zu kehren.
Als cleverer Privatdetektiv macht sich Selb auf die Suche nach dem vermeintlichen Täter und wird rasch fündig, doch hat er den richtigen Mann dingfest gemacht? Eine spannende Story nimmt ihren Lauf und die Vergangenheit mit ihren Nazischergen wird rasch wieder an die Oberfläche gespült …
Normalerweise bin ich kein Fan von in die Jahre gekommenen Krimis, in denen Kommissare noch aus Telefonzellen telefonieren. Von „Selbs Justiz“ bin ich jedoch fast ein wenig beeindruckt. Hervorragend vorgelesen von dem leider inzwischen verstorbenen Hans Korte begannen sich in meinem Kopf schnell Bilder der Vergangenheit zu entwickeln, und so hat es richtig Spaß gemacht, Selb nicht nur bei seinen Ermittlungen zu begleiten, sondern auch sein Privatleben in Augenschein nehmen zu dürfen. Er liebt es immer noch, sich bei der Frauenwelt beliebt zu machen, ohne zu aufdringlich zu wirken. Gute Musik, gutes Essen, eigenwilliger Weihnachtsbaumschmuck und natürlich sein Kater Turbo, machen sein Leben lebenswert. Von mir gibt es vier sehr zufriedene Sterne für diese intelligente Geschichte und die absolute Empfehlung sich auf Gerhard Selb einzulassen. Ich freue mich sehr, dass ich noch zwei weitere Fälle mit ihm lösen darf, „Selbs Betrug“ und „Selbs Mord“ liegen nämlich schon bereit!

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02. Das tiefschwarze Herz von Robert Galbraith (09/2022)

Der sensationelle sechste Kriminalroman von SPIEGEL-Bestsellerautor Robert Galbraith, dem Pseudonym von J. K. Rowling, führt das Ermittlerduo Robin Ellacott und Cormoran Strike in die undurchsichtige Online-Welt …Als Edie Ledwell, verwirrt und völlig außer sich, in Robin Ellacotts Büro erscheint und mit ihr sprechen möchte, weiß die Privatermittlerin zunächst nichts mit deren Problem anzufangen. Die Co-Entwicklerin der Kult-Animationsserie Das tiefschwarze Herz wird von einem mysteriösen Fan mit dem Pseudonym Anomie terrorisiert. Edie ist verzweifelt und will endlich herausfinden, wer dahintersteckt. Robin glaubt nicht, dass die Detektei Edie dabei helfen kann und schickt sie weg. Erst als sie ein paar Tage später in der Zeitung die schockierende Nachricht liest, dass Edie ermordet auf dem Highgate Cemetery aufgefunden wurde, dem Schauplatz von Das tiefschwarze Herz, wird sie hellhörig und nimmt sich des Falls an. Robin und ihr Geschäftspartner Cormoran Strike versuchen Anomies wahre Identität zu enthüllen. Mit einem komplexen Netz aus Online-Pseudonymen, Geschäftsinteressen und Familienkonflikten konfrontiert, finden sich Strike und Robin in einer Ermittlung wieder, die sie auf ungeahnte Weise herausfordert und einer unvermuteten Bedrohung aussetzt …

Note 3: Zum sechsten Mal nun schon habe ich mich auf einen Wälzer in Hörbuchform der Autorin J. K. Rowling – unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibend – eingelassen. Während ich die Vorgängerbände stets mit gut bis sehr gut bewertet hatte, muss ich gestehen, dass mich dieser neueste Teil doch recht frustriert zurücklässt. Das Thema Internetmobbing verbunden mit Morden im realen Leben war einfach nur anstrengend, so dass ich bald nicht mehr wusste – besonders während der Chatverläufe – wer sprach, wer der Gute und wer der Böse war. Zudem war das Hörbuch mit knapp 33 Stunden Laufzeit viel, viel zu lang. Liebe Ms. Rowling, hier ist weniger manchmal echt mehr!
Das Geplänkel zwischen Robin und Cormoran war für mich mal wieder sehr grenzwertig. Kinder, was denn nun? Hopp oder Top? Da ich mir sicher bin, dass die Autorin bald einen neuen Teil dieser Reihe auf den Markt bringen wird, hoffe ich doch sehr, dass dieser wieder begeistern kann, sonst bin ich raus. Für die Story an sich gibt es von mir diesmal nur zwei Sterne, weil aber Dietmar Wunder mal wieder trotz der zähen Geschichte Wunderbares mit seiner Stimme vollbracht hat, gibt es noch einen obendrauf. Mit viel Goodwill also drei Sterne aber leider keine Hörempfehlung.
ich lese: Die Hofreiterin (1)
ich höre: Das Mädchen mit dem Drachen & Fegefeuer
Warteschleife: einige :shock: :lol:
Mein SUB:https://www.lovelybooks.de/bibliothek/engineerwife/1663702920/

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Re: Was habt ihr im MAI 2023 gelesen?

Beitrag von leseleo » 14. Jun 2023, 21:29

engineerwife hat geschrieben:
14. Jun 2023, 15:26
Besser spät als nie ;)
Auf jeden Fall. ;) Danke für deine schöne Leseliste, wirklich interessante Bücher!

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engineerwife
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Re: Was habt ihr im MAI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 15. Jun 2023, 13:51

leseleo hat geschrieben:
14. Jun 2023, 21:29
engineerwife hat geschrieben:
14. Jun 2023, 15:26
Besser spät als nie ;)
Auf jeden Fall. ;) Danke für deine schöne Leseliste, wirklich interessante Bücher!
Das freut mich :)
ich lese: Die Hofreiterin (1)
ich höre: Das Mädchen mit dem Drachen & Fegefeuer
Warteschleife: einige :shock: :lol:
Mein SUB:https://www.lovelybooks.de/bibliothek/engineerwife/1663702920/

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