Das Haupt der Hydra
SU etwas berieben, Seiten nachgedunkelt
Schutzumschlag und Buch mit sehr geringen Lesespuren
Es geht hochpolitisch zu in diesem Roman, der im Ölland Mexiko und in den USA spielt. Mexikanische, arabische und israelische Öl- und Machtinteressen spannen die Kleinen Leute in ihre Strategie ein; der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis wirkt sich bis in die intimsten Beziehungen hinein aus; Geheimdienste und Doppelagenten treiben ihr aufregendes Spiel und verständigen sich mit Hilfe literarischer Codes, die den doppelten Boden ahnen lassen, mit dem Fuentes arbeitet. Die Hauptperson Félix Maldonado, beschäftigt im mexikanischen Ministerium für Industrieförderung, wird gegen seinen Willen in die dramatischen Ereignisse verwickelt; er wird geschoben wie eine Figur auf dem Schachbrett und muß erkennen, daß noch seine persönlichsten Gesten aus dem Dunkel gesteuert werden: Nicht nur sein Patriotismus wird ausgenutzt - auch die Empfindungen der Liebe, die Félix auf ganz unterschiedliche Weise mit Sara, Marv und Ruth, die drei jüdischen Frauen in seinem Leben, verbinden, sind für das erbarmungslose Kalkül der Drahtzieher im Hintergrund bloße Faktoren in ihren Berechnungen. Félix bezahlt seine Rolle mit dem Verlust seiner Identität. Und am Ende, als der Kreis sich zu schließen scheint, beginnt der Alptraum von vorn .. .
Die rasante Handlung dieses Romans, seine Technik zeigt deutlich, wie sehr der Autor vom Film fasziniert ist. Diese Technik wirkt hier aber nicht als Selbstzweck, sondern ist das adäquate Mittel, dem Menschen der Gegenwart den Spiegel vorzuhalten: anonym, auswechselbar, bei sich selbst zu Gast, ausgeliefert an Mächte, die er selbst geschaffen hat. Er ist nur ein Haupt der Hydra. Schneidet man eines ab, entstehen tausend andere neu.