An Lichtmeß gingen Otto Donath und Eduard Witte mit ihren Söhnen nach Aken zum Schlachtfest. Der Zimmermann Donath wurde wegen seiner Statur der Bär genannt, der Lehrer Witte wegen seines Berufs der Hungerleider. Ihre Söhne waren Freunde. Hinter Steutz, dem letzten Dorf zwischen Zerbst und der Elbe, nahmen die Männer die Sechsjährigen auf die Schultern. Die Kinder spürten jetzt stärker den beißenden Wind, stolperten aber nicht mehr durch die gefrorenen Wagenspuren. Hermann hatte den besseren Blick über die verschneite Au und den Sommerdeich, denn sein Vater war Schwergewichtsmeister im Ringkampf und maß zwei Meter und vier Zentimeter. Lothar, der Lehrerssohn, mußte die Füße in die Armbeugen seines Trägers stemmen, um die gleiche Höhe zu erreichen.

Die Fähre hielt noch am jenseitigen, am Akener Ufer. Donath und Witte grüßten unter den Wartenden einige Bekannte, ließen die Söhne absitzen und traten auf den Holzanleger. Donath, der die Lände mitgezimmert hatte, zeigte den Kindern, wie man die Bohlen bei Hoch- und Niedrigwasser regulierte. Hermann fürchtete das schwarze Wasser, hörte aber genau zu, und als sich das Giertau spannte und Donath erklärte, warum die schräg gestellte, nach beiden Seiten offene Wanne allein durch die Kraft der Elbe vom Akener ans Steutzer Ufer herübertrieb, glaubte Hermann, sein Vater hätte sowohl den Mechanismus der Lände wie auch die verankerte Trosse, das gleitende Boot, den winterlichen Strom und den eisgrauen Himmel erfunden. Das Schlachtfest dauerte eine Woche, doch Lehrer Witte vertraute seinen Sohn schon am Lichtmeß-Abend dem Bären an und ging mit einer Henkelkanne Wurstsuppe nach Zerbst zurück.