Ein anderes Leben
Schnitt fleckig und gebräunt, Ecken bestupst
In "Ein anderes Leben" erzählt Per Olov Enquist von einem Mann, der in einem kleinen Ort in Nordschweden geboren wurde, die Grenzen der Provinz überwand und zu einem der bedeutendsten europäischen Schriftsteller wurde. Eine Erfolgsgeschichte. Und doch lautet die Leitfrage dieser Autobiographie: "Wie konnte alles so schlimm kommen, wenn doch alles so gut anfing."
Die Jahre der Kindheit werden beherrscht von der Liebe zur Mutter, einer strenggläubigen Volksschullehrerin. Der Vater, früh verstorben, bleibt als Mensch unfassbar und bietet dem Kind allein als Phantasiegestalt Zuflucht in einer Welt, in der die Religion eine umfassende Macht ausübt. Doch der Heranwachsende wird sich von ihrem Einfluss befreien. Mit dem Studium in Uppsala beginnt eine Zeit intensiver intellektueller Teilhabe und Zeitgenossenschaft; die frühen Romane entstehen, ein erstes Drama, das es bis an den Broadway schafft. Jetzt ist der junge Mannn, dem ein Leben als Lehrer oder Pastor bestimmt war, auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er lebt in Berlin, München, Los Angeles. Und doch führt von hier aus der Weg hinab ins Dunkel, in eine tiefe Alkoholabhängigkeit und fast in den Tod. Davon und wie er sich schreibend neu erschuf, erzählt Per Olov Enquist in diesem ganz und gar außergewöhnlichen Buch, das sich wie ein dokumentarischer Roman über das 20. Jahrhundert liest.