Einer lügt immer
sehr gut
Ross Macdonald (1915 - 1983) ist neben Dashiell Hammett und Raymond Chandler der wichtigste und späteste Vertreter der "hardboiled" Krimi-Detektive. Der Roman erschien 1955 unter dem Titel "Suicide" und ist als Hörbuch in den unheimlichen (heute leider nicht mehr gebrauchten) Diogenes-Farben gelb und schwarz erschienen. Die tiefe Stimme von Tommi Piper passt hervorragend zum Ich-Erzähler Lew Archer. Wie in so vielen anderen Romanen, so geht es auch in diesem um vordergründig liebe und weniger liebe Menschen, die im Verlauf der Erzählung zum Teil die Rollen tauschen. Wie immer mit von der Partie, eine attraktive Blondine, die das Herz am rechten Fleck hat, eine undurchsichtige Familiengeschichte, jede Menge einfaches Volk, das in den Suburbs Kaliforniens um einen (finanziellen) Platz an der Sonne kämpft, fiese Typen mit Schusswaffen und jede Menge coole Dialoge. Macdonald ist ein Meister, den Plot bis hin zum Ende offen zu halten und den Fall mit einer Überraschung abzuschliessen. Ich mag diese Romane unter anderem auch, weil sie die Auflösung des sozialen Netzes und das Scheitern beim Griff nach den Sternen ("The American dream") so beiläufig veranschaulichen.