Frauen vor Flußlandschaft
Etwas schiefgelesen. Ecken und Kanten leicht angestoßen. Lagerspuren.
"Alles in diesem Roman ist Fiktion, nur der Ort nicht, und der Ort ist unschuldig und kann sic nicht betroffen fühlen", sagt Heinrich Böll zu seinem Roman "Frauen vor Flußlandschaft". Der Ort ist das Bonn von heute. Nicht das Bonn der Tagespolitik, sondern die Intimgeschichte dieser Stadt: das Netz der menschlichen Beziehungen und Geschichten hinter den Kulissen der offiziellen Selbstdarstellung.
Böll porträtiert nicht, seine Figuren sind "übermalt", aber so, daß sie im Unkenntlichen als Modelle der Bonner Szene erkennbar werden. Die Frauen, sonst nur gesellschaftliches Beiwerk auf dem Parkett, treten in den Vordergrund. In der Welt der Ränke und Intrigen, die die Männer fast ausnahmslos umtreibt, sind sie das heimliche soziale Korrektiv.
"Frauen vor Flußlandschaft" ist Heinrich Bölls letztes Buch, das er kurz vor seinem Tod abschloss.