seit Mitte der 90er-Jahre kann die Skiindustrie dank einer einschneidenden Neuerung wieder etwas aufatmen. Carving heißt das Zauberwort, das die Skihersteller aus dem Tal der Tränen, sprich den dramatisch sinkenden Verkaufszahlen, geführt hat. Das ist ihre Antwort auf den Siegeszug des Snowboards und verspricht: Fun, Action, Trend, Event. Jürgen Kemmler formuliert im Vorwort seines Ratgebers Richtig Carven folgerichtig: "Skifahren ist tot! Es lebe das Carven!" Doch was ändert sich eigentlich am Erlebnissport Skifahren durch den neuen Namen? Auch das versucht der Skilehrer Jürgen Kemmler in seinem gelungenen Ratgeber zu klären. Carven heißt dabei schlicht übersetzt so viel wie Schneiden und meint das vornehmliche Fahren auf den Bretter-Kanten. Ermöglicht wird das von den stark taillierten Skiern, das heißt: Die Modelle sind sowohl kürzer, als auch in der Schaufel und hinten wesentlich breiter als die klassischen, altmodischen Skier. Was der Skifahrer früher mit der eigenen Muskelkraft leisten musste, das erspart ihm jetzt teilweise die Eigendynamik des "Wunder-Skis" -- beim so genannten Fun-Carven mit extrem kurzen Brettern fallen dann sogar die Skistöcke weg. Doch das macht eine solide Kondition des Sportlers nicht unnötig. Kemmler warnt vielmehr vor den Gefahren einer fehlenden körperlichen Fitness und mahnt mit zahlreichen meist gelungenen Schaubildern ein ausgiebiges Training an, um die Balance auf der Piste halten zu können. Auch das technische Rüstzeug ist dabei leichter zu erlernen als bei der herkömmlichen Skitechnik. Unterstützt durch zahlreiche grafisch erklärte Übungen, gibt Richtig Carven brauchbare Hilfestellungen für den geneigten Fahrer. Doch das kompakte Kind aus dem BLV-Verlag will die Ausbildung auf der Piste nicht ersetzen, sondern ergänzen. Dass dem Ski-Ratgeber eine kleine Lawinenkunde angefügt wird, ist dabei durchaus zu honorieren -- kommt doch so auch der Sicherheitsgedanke zum Zug. Ob allerdings das letzte Kapitel "Der Skisport -- auch eine Gefahr für die Natur", auf sage und schreibe eine Seite reduziert, mit Verhaltensregeln zum Schutz von Wald und Wild, über eine bloße Alibi-Funktion hinauskommen kann, ist durchaus fraglich. Aber dieses Thema wäre freilich der Stoff für ein anderes Buc