Verlagstext:
Schauplatz der Ereignisse ist ein südamerikanisches Land unter einer Militärjunta. Die 17jährige Marta, Tochter eines kritischen Journalisten, erlebt, wie eines Nachts ihr Vater von den Militärs abgeholt wird. Gemeinsam mit seiner Familie wird er bei Nacht und Nebel in die Berge geschafft. Das Buch beschreibt das Leben dort, in diesem "ehrenvollen Gefängnis" auf dem Militärgelände, bis zum Sturz des Militärregimes durch eine andere Junta...

Erschienen als Roman für Jugendliche, spannend für alle, die Interesse am Thema und an Südamerika haben.

Auszug:

September. Donnerstag, Vollmond steht auf dem Kalender vorne im Klassenzimmer.

Heute ist ein Tag wie jeder andere. Von der Klosterschule aus hören wir Polizeipfeifen, Schüsse, das Gellen einer Krankenwagensirene, Stille. Genau in dieser Reihenfolge. Eine Darbietung, die in unserer Stadt täglich drei-, viermal und öfter zu hören ist.

Schwester Tekla, die gerade von den Helden erzählte, die im Befreiungskampf unseres Landes aus der spanischen Oberherrschaft ihr Leben opferten, unterbricht sich. Meine Klassenkameradinnen werfen mir Blicke zu, und ich frage mich, wen sie wohl heute erschossen haben. Ob die Militärpolizei den geheimen Ort gefunden hat, wo sich mein Vater und seine Freunde täglich treffen, um ihre Zeitung zu drucken? Ob ich meinen Vater heute Abend wiedersehen werde?

Letzte Woche haben sie den Vater der Julián-Zwillinge erschossen, während er nicht weit von der Klosterschule entfernt eine Straße überquerte. »Der Journalist Nicolás Julián wurde von einem unbekannten Angreifer erschossen«, meldete die offizielle Presse. »Der Polizelpräsident, Major Vicente Pineda, wird sorgfältige Ermittlungen nach dem Täter anstellen lassen.« So berichtet die Regierung über ihre eigenen Verbrechen.

Señor Julián war der Besitzer der wichtigsten Radiostation unseres Landes und ein enger Freund meines Vaters.