Kollege Crampton: das ist ein künstlerisch hoch begabter, oft leicht - aber meist stark - angeheiterter intelligenter Professor an einer schlesischen Akademie. Der Maler hat seine liebe Müh mit dem spießbürgerlichen und engstirnigen Ablauf des Lehrbetriebs und Schwierigkeiten mit den kleinbürgerlichen Banausen. Sein Ausweg ist der Alkohol, der den mit allen geistigen Qualitäten ausgestatteten Crampton in den Ruin zu treiben droht. Der Künstler vernachlässigt nämlich seine Pflichten als Lehrer und wird deshalb vom Direktor entlassen. Schweren Herzens verlässt er die Akademie und gleitet unaufhaltbar ins Trinkermilieu ab. Sein Leben scheint am Ende, doch da erhält er nochmals eine allerletzte Chance.

Das frühe Künstlerdrama des großen Dramatikers Gerhart Hauptmann, das ein wenig autobiographisch die Erfahrungen des Schriftstellers an der Kunstakademie Dresdens behandelt, spiegelt den Zwiespalt zwischen Genie und Bürokratie, zwischen Genialität und engstirniger Umwelt kongenial wider. Unter der Regie von Literaturprofi Wilhelm Semmelroth (Die Nibelungen) spielen in dieser vorzüglichen filmischen Adaption - die mal Komödie, mal Tragödie ist - Alfred Schieske, Barbara Schöne, Heinz Schimmelpfennig und Rolf Becker die Hauptrollen. Vor allem Schieskes Darstellung des Kollegen Crampton ist sehenswert und wurde damals von der TV-Presse als Geniestreich bezeichnet, der sich schon alleine um des großen Schauspielers willen lohnt. Pidax präsentiert diese gelungene Literaturverfilmung, die 40 Jahre nicht im TV zu sehen war, nun erstmals auf DVD.