so, wie versprochen nun auch meine Liste
Ich habe gelesen:
1. Die Reise des Elefantengottes von Beate Rösler (09/2014)
Der Geschmack von rotem Curry Bis heute weiß die 39-jährige Priyanka nicht, weshalb ihre Mutter Asha als junge Frau aus Indien nach Berlin fliehen musste. Fast hat sie sich damit abgefunden, dass ihr Ashas Vergangenheit für immer verschlossen bleibt, bis sie von ihrem Mann eine Reise nach Delhi geschenkt bekommt. Priyanka reist allein, nur der kleinen Elefantengott, das einzige Andenken ihrer Mutter an die Heimat, begleitet sie. In Neu-Delhi taucht sie in eine farbenprächtige fremde Welt ein und stößt auf ein dunkles Geheimnis. Doch weshalb stoßen auch hier ihre Fragen stets gegen eine Wand aus Schweigen? Die hochemotionale Geschichte zweier Frauen vor der leuchtenden Kulisse Indiens.
Note 1-2: Die Reise des Elefantengotte entführt uns in die späten 60er Jahre und nach 2009 in Berlin und in das schrille, bunte aber auch arme und grausame Delhi in Indien. Wir begleiten zwei starke Frauen, Asha und Priyanka, durch schwere Zeiten. Wir lüften gemeinsam mit der Autorin ihre Geheimnisse und finden uns - besonders im letzten Drittel - in einem wahren Strudel der Ereignisse wieder. Der Schluss gibt uns das größte Geheimnis preis, lässt aber noch viele Fragen offen, was bei diesem Buch aber sehr passend und angenehm ist. Es gibt kein echtes Happy End, sondern zarte Annäherungen …
Wieder einmal ist mit einem Buch mein Wunsch geweckt und bestärkt worden, selbst einmal nach Indien zu Reisen. Aber hoffentlich in ein besseres Hotel als unsere Protagonistin
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2. Das letzte Geleit von Christane Fux (04/2012)
Eine Leiche ist für Theo Matthies nichts Besonderes – immerhin ist er Bestatter. Doch der Tod der alten Anna, die erfroren am Elbstrand lag, weckt sein Misstrauen. Als die Polizei den Fall abschließt, ermittelt der studierte Mediziner selbst. Dabei stößt er auf ein schreckliches Verbrechen, das im Zweiten Weltkrieg geschah – und auf einen Mörder, der offiziell seit Jahrzehnten tot ist.
Note 2: Während ich sonst eigentlich eher seltener Bücher über Bestatter lese, waren es diesen Monat durch Zufall zwei Stück - dieses fand ich eindeutig besser. Es ist der Auftakt zu einer für mich neuen Krimiserie, wobei hier eher die Geschichte um Theo Matthies und seinem Umfeld, als auch die Geschichte der alten Dame Anna Florin und ihrer Familie und ihren Freunden im Vordergrund stehen. Umso besser, für mich muss nicht aus jedem Krimi das Blut nur so tropfen. Theo, der studierte Chirurg, der von seinem Vater das großväterliche Bestattungsunternehmen übernommen hat, meistert den Fall mit viel Charme und macht Lust auf mehr. Besonders gefallen hat mir natürlich, dass der Krimi in Hamburg-Wilhelmsburg spielt. Da ich Hamburg erst vor einigen Wochen besucht habe, war mir alles noch sehr präsent, und ich konnte mit Theo praktisch gemeinsam durch Hamburg schlendern. Schön!
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3. Gone Missing von Linda Castillo (deutsch: Tödliche Wut) (07/2013)
Rumspringa is the time when Amish teens are allowed to experience life without the rules. It’s an exciting time of personal discovery and growth before committing to the church. But when a young teen disappears without a trace, the carefree fun comes to an abrupt and sinister end, and fear spreads through the community like a contagion.
A missing child is a nightmare to all parents, and never more so than in the Amish community, where family ties run deep. When the search for the presumed runaway turns up a dead body, the case quickly becomes a murder investigation. And chief of Police Kate Burkholder knows that in order to solve this case she will have to call upon everything she has to give not only as a cop, but as a woman whose own Amish roots run deep.
Kate and state agent, John Tomasetti, delve into the lives of the missing teen and discover links to cold cases that may go back years. But will Kate piece together all the parts of this sinister puzzle in time to save the missing teen and the Amish community from a devastating fate? Or will she find herself locked in a fight to the death with a merciless killer?
Note 1: Mich hat der inzwischen vierte Band der Krimireihe um Kate Burkholder und John Tomasetti wieder richtig in den Bann gezogen. Besonders gefallen hat mir, diesen Band mal wieder in der englischen Originalversion zu lesen. Ich finde, die Beschreibungen der Amish, besonders auch deren Sprache, kommen im Original besser zur Geltung. Das Pennsylvania Dutch (Dutch steht hier für „deutsch“ nicht holländisch) ist der heutigen deutschen Sprache sehr ähnlich und dadurch für Deutsche auch leicht verständlich. Es verblüfft mich jedoch immer wieder, dass es die Amish Kultur geschafft hat, mit ihren sehr, sehr antiquierten Ansichten, besonders die Rolle der Frau betreffend, immer noch zu überleben. Diese Geschichte beschreibt den Lebensstil sehr anschaulich und erschüttert den Leser mit den Grausamkeiten, zu denen manche Leute fähig sind. Ich freue mich schon auf den nächsten Band.
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4. Winterfeldtstraße, 2. Stock von Johanna Friedrich (09/2014)
Berlin, Juni 1923. Charlotte Berglas ist im fünften Monat schwanger, als man ihren Mann Albert tot aus dem Landwehrkanal zieht. Es muss ein Unfall gewesen sein, davon ist sie überzeugt. Niemals hätte er sie in diesen Zeiten der Not alleingelassen. Im Zuge der Inflation haben die Berglas ihr komplettes Vermögen verloren. Da Geld nichts mehr wert ist und Charlotte hochschwanger nicht arbeiten kann, beginnt die junge Frau, Zimmer ihrer Wohnung in der Winterfeldtstraße zu vermieten. Eine ungewöhnliche Gemeinschaft entsteht, die den Wirren der Zeit entschlossen und ideenreich standhält. Mittendrin kämpft Charlotte – für sich selbst und für die Zukunft ihrer kleinen Tochter Alice.
Note 2: Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, muss ich zugeben, dass ich mir den Verlauf der Geschichte anders vorgestellt hatte – vielleicht eher wie eine Mörderjagd? Hiermit möchte ich aber nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, im Gegenteil. Wir treffen in dem Roman auf eine gemischte Gruppe von mehr oder weniger jungen Leuten, die aus einer – wie es scheint – fast aussichtslosen Situation das Beste machen. Charlotte ist eine innovative, mutige Person, die es schafft nach dem Tod ihres Mannes in schweren Zeiten für sich und ihre kleine Tochter zu sorgen. Man bekommt tiefe Einblicke in die Lebenssituation im Berlin der 20er Jahre. Die politische Lage war gespannt, die wirtschaftliche Lage schien schier nicht zu bewältigen zu sein. Wer einen Liebesroman mit Krimieinlage erwartet, liegt hier falsch. Vielmehr eröffnet sich dem Leser eine vergangene Zeit, die nicht komplett in Vergessenheit geraten sollte. Der Schluss des Buches ist sehr stimmig. Nachdem man oft mit Charlotte gelitten hat, freut man sich über einen gelungenen Ausgang.
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5. Die wundersame Beförderung von Vikas Swarup (09/2014)
Warum ausgerechnet sie? Sappna, die als Verkäuferin in einem Elektroladen arbeitet, ist irritiert, als Acharya, einer der reichsten Männer Indiens, ihr anbietet, die Leitung seines Milliarden Dollar schweren Imperiums zu übernehmen. Vorher muss sie allerdings sieben Tests bestehen, mit denen er ihre Integrität prüfen will. Sappna glaubt an eine Falle und schlägt das Angebot entrüstet aus, bis die Umstände sie dazu zwingen, ihre Meinung zu ändern. Doch wann sollen die angekündigten Prüfungen endlich beginnen? Sappna will wissen, woran sie ist, nicht ahnend, dass ihr Gönner sie ständig beobachtet – das Leben hält nun mal die besten Prüfungen bereit. Aber kann man Acharya wirklich vertrauen? Oder spielt er ein ganz anderes Spiel? Im Leben bekommt man nicht das, was man verdient, sondern das, was man verhandelt – und Sappna ist fest entschlossen, es allen zu zeigen.
Note 2: Als großer Fan des Erfolgsromans Rupien, Rupien vom gleichen Autor, habe ich mich sehr auf das Buch gefreut. Diesmal geht es nicht um einen unterprivilegierten Jungen, sondern um eine junge Frau namens Sappna, die sich durchs Leben kämpfen muss, ohne Vater aber dafür mit einer kranken Mutter und einer selbstverliebten Schwester. Ihr fällt die Rolle des Ernährers der Familie zu, die sie doch oft überfordert. So ist es kein Wunder, dass ihr schlussendlich nichts anderes übrig bleibt, die auferlegte Challenge anzunehmen und zu versuchen die Prüfungen zu meistern.
Gleich zu Anfang des Buches – im Prolog – kommt man nicht umhin wieder an den Slumjungen Ram Mohammad Thomas aus dem Erstlingswerk zu denken. Dann jedoch geht es rasant weiter mit den sieben Prüfungen, die stets in einer Form oder der anderen auf die Missstände in Indien aufmerksam machen. Einige sind, zugegebener Weise, doch etwas überzogen aber die Spannung bleibt stets erhalten. Sehr gut gefallen hat mir, dass man während der Prüfungen die Familie und die Lebensumstände näher kennenlernt. Einige Charaktere wachsen einem ans Herz, andere stoßen ab. Sehr stimmig fand ich den Schluss, ich habe mit Sappna gelitten und war schockiert über Karan und was die verlorene Liebe aus ihm gemacht hat. Alles in allem wieder ein gelungenes Werk des Autors, das meine Erwartungen durchaus erfüllt hat. Ob es wieder eine Verfilmung geben wird?
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6. Eleven von Mark Watson (deutsch: Ich könnte am Samstag) (09/2012)
Xavier Ireland is the assumed name of a radio-show host with a devoted following of listeners riveted by the sleepless loners who call in throughout the night to seek his advice. Off the air, he leads a low-key life of avoiding his neighbours, playing Scrabble, and maintaining an awkward friendship with his co-host, Murray. But his life begins to change when he meets a cleaning lady named Pippa, who becomes a constant, surprisingly necessary presence in his life as he starts facing up to his past and discovering solace and redemption in the most unexpected places. British comedian Mark Watson’s North American debut humorously and poignantly explores life and death, strangers and friends, heartache and comfort, and whether the choices we don’t make affect us just as powerfully as the ones we do.
Note 1: Dieses Buch deklariere ich zu meinem Monatshighlight! Ohne dass es ihm direkt bewusst wird, beeinflussen Xaviers aktive als auch unterlassene Taten das Leben seiner Mitmenschen. Wie bei einem Mosaik fügen sich die Steinchen zusammen bis eine runde Geschichte entsteht. Xavier lässt den Leser teilhaben an den Freuden Mancher, wie der alten Dame, die ihre Jugendliebe nach fünfzig Jahren wieder trifft, aber auch an vielen Leiden – manche von welchen er zu lindern vermag, andere nicht. Auch in seinem persönlichen Leben läuft nicht alles rund. Er trägt ein schreckliches Geheimnis aus der Vergangenheit mit sich rum, dass es ihm oft schwer macht, im wahren Leben Menschen an sich ran zu lassen. Umso mehr freut man sich mit ihm über das zarte Pflänzchen Liebe, das da für ihn zu wachsen scheint … ein unverhofftes offenes Ende lässt den Leser am Schluss etwas ratlos und traurig zurück. Wie es für Xavier weitergeht kann an dieser Stelle jedoch jeder für sich bestimmen.
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7. See no evil – Rache wird dich treffen von Allison Brennon (01/2010)
Die psychisch labile Emily wird des Mordes an ihrem Stiefvater beschuldigt, da sie die Tat zuvor detailliert beschrieben hat. Doch Staatsanwältin Julia Chandler, Emilys Tante, glaubt nicht an die Schuld ihrer Nichte. Gemeinsam mit dem Privatdetektiv Connor Kincaid kommt sie einem Therapeuten auf die Spur, der seine Patienten ermuntert, ihre Mordfantasien in Worte zu kleiden. Einige von ihnen geben sich aber nicht länger mit Worten zufrieden …
Note 2: Dieses Buch hatte mich mir im Urlaub aus dem Bücherregal im Hotel gefischt, da ich meine mitgebrachten Bücher alle ausgelesen hatte. Der etwas reißerische Titel lies mich zweifeln, hat mich aber letztendlich positiv überrascht. Langsam offenbart sich dem Leser die kranke Grausamkeit, zu der manche Menschen fähig sind. Man erschreckt über die Kaltblütigkeit und Machtgier, mit der im wahrsten Sinne über Leichen gegangen wird. Wieder einmal spielt auch die Manipulationskraft des Internets und seine scheinbare Anonymität eine nicht kleine Rolle. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten und die Morde werden schlüssig aufgeklärt! Ein bisschen Romance darf natürlich nicht fehlen aber für die manchmal sehr ausführlich geschilderten Liebes- und Bettszenen gibt es von mir einen Stern Abzug.
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8. Totenmaske von Helene Henke (11/2013)
Die 21-jährige Zoe versteht es meisterhaft, Verstorbene für das Begräbnis herzurichten. Nach dem Tod ihres Großvaters übernimmt sie das traditionelle Familienunternehmen. Respektvoll bereitet sie die Verstorbenen für ihre »letzte Reise« vor und macht sich schnell einen Namen als jüngste Bestatterin Deutschlands. Die Bewohner des kleinen Dorfs im Hunsrück stempeln die ungewöhnliche junge Frau jedoch schnell als Sonderling ab. Als eines Tages Boris und seine zwei Freunde auf ihrem Behandlungstisch landen, findet sich Zoe rasch im Kreis der Verdächtigen wieder – hatte doch einer der jungen Männer Zoe vor ein paar Jahren fast vergewaltigt. Das BKA ermittelt. Die Stimmung im Dorf gleicht einem Hexenkessel, als Zoe plötzlich spurlos verschwindet.
Note 2-3: Dieses Buch durfte ich in einer Leserunde mitlesen, in der ausführlich und detailliert diskutiert wurde. Das hat das Buch definitiv für mich aufgewertet. Die sympathische Autorin hat tolle Gedanken und Erklärungen mit in die Runde gebracht und hat für den Roman zudem super recherchiert. Dass es heutzutage noch Brauch ist, Totenmasken anzufertigen, war mir bis dahin z.B. nicht bekannt. Dennoch tue ich mich ein bisschen schwer mit dieser Rezension. Das Buch, das ursprünglich als Jugendbuch geschrieben wurde und später dann in Erwachsenenliteratur umgemodelt wurde, erinnert mich immer noch stark an Bücher wie z.B. Der Erdbeerpflücker, was jetzt aber an sich nicht abwertend sein soll. Ich hatte mich einfach auf einen soliden Krimi für Erwachsene gefreut. Die Geschichte um die junge Frau namens Zoe, mit dem außergewöhnlichen Beruf, wird sehr flüssig erzählt und lässt durchaus Spannung aufkommen. Die drei Morde, ursprünglich als Unfall getarnt, bringen viel Aufregung in das kleine Dorf im Hunsrück und lassen alte Geschichten mit viel Hass und Missgunst wieder an die Oberfläche treten. Die für mich dann doch überraschende Aufklärung hat mir gut gefallen und der Schluss lässt Raum für einen zweiten Teil, der ja auch schon in Arbeit ist. Ich bin gespannt, würde in der nächsten Runde auch gerne wieder mitlesen.
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9. Kuchenbacken in Kigali von Gaile Parkin (11/2010)
Das Land ist von der Grausamkeit der Geschichte gezeichnet. Jeder in Kigali hat einen geliebten Menschen verloren oder ist selbst Opfer geworden. Dennoch gibt es den Willen zur Versöhnung. Angel erlebt ihn jeden Tag. Zu ihr geht jeder, der für ein Fest, eine Taufe, eine Hochzeit, eine Heimkehr oder sogar eine Scheidung einen besonderen Kuchen braucht. Bei einer Tasse Tee bespricht sie die Details von Farbe und Dekor. Man kommt ins Erzählen, und Angel hört die traurigen Geschichten. Über die Gespräche und das Kuchenbacken werden alte Wunden geheilt. Angel erkennt, wie viel Trauer in jedem Einzelnen steckt und wie viel es dennoch zu feiern gibt. Gaile Parkins berührender Roman über die tiefe Bedeutung von Versöhnung ist ein Lesevergnügen voller Wärme und Charme.
Note 3: Ich war etwas enttäuscht von diesem Buch, das mir so ans Herz gelegt wurde. Die Geschichte war für mich einfach nicht rund genug. Es erschien mir eher wie viele kleine aneinandergereihte Geschichten, die zu dem für mich noch sehr verwirrend waren. Ich merkte beim Lesen immer wieder, wie wenig ich mich doch in dem Staatengefüge Afrikas auskenne. Ein positiver Nebeneffekt jedoch ist, dass ich mich darauf hin mal ein bisschen schlau über Ruanda, dessen Hauptstadt Kigali ist, gemacht habe. Ich erfuhr dabei, dass der Völkermord in Ruanda an den Tutsi im Jahre 1994 in Kigali begann. Die Stadt verlor dabei etwa 100.000 Einwohner, während in ganz Ruanda etwa eine Million Menschen in nur 100 Tagen dem Völkermord zum Opfer fielen. Auch durch die schreckliche Krankheit AIDS wurde natürlich ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Bevölkerung dahin gerafft. Mit diesem neuerworbenen Wissen lässt sich dann einiges im Buch leichter verstehen. Auch über die ruandische Küche habe ich viel gelernt. Aber auch hier wurde auf die fremden Begriffe nicht näher eingegangen, sondern man musste sich die Übersetzung und Erklärung selbst im Netz suchen. Sei’s drum, Angel ist eine sympathische Mutterfigur, die in ihrem kleinen Kreis mehr als ein Auge getrocknet hat und mit viel Geduld ein bisschen mehr Freude und Wärme in die Herzen der Menschen in ihrem Umfeld gebracht hat.
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Ich habe gehört:
1. Zeugin der Toten von Elisabeth Hermann (03/2011)
Spuren eines quälend langsamen Todes, Blutlachen wie Seen, Hände, die verzweifelt Halt suchen. Judith Kepler hat viel gesehen. Sie wird gerufen, wenn die Spurensicherung geht. Sie macht aus Tatorten wieder bewohnbare Räume. Sie ist ein Cleaner.
In der Wohnung einer grausam ermordeten Frau begegnet sie ihrer eigenen Vergangenheit. Die Tote kannte Judiths Geheimnis. Unter mysteriösen Umständen war Judith als Kind in ein Heim gebracht worden. Herkunft unbekannt. Immer im Schatten dabei, die Staatssicherheit. Als Judith Fragen zu stellen beginnt, gerät sie in das Visier mächtiger Gegner.
Note 3-4: Bei diesem Hörbuch ertappte ich mich immer wieder dabei, dass ich abdriftete. Irgendwie kam die Spannung nicht richtig auf. Den Zufall, dass ausgerechnet in dem Moment, als Judith bei einer fremden Frau, die ermordet wurde, dem Zusteller bestimmter Akten, ihre Vergangenheit betreffend, in die Arme läuft – aus Spoilergründen möchte ich hier nicht weiter in die Tiefe gehen – war mir doch etwas zu konstruiert. Danach springt das Buch immer wieder von der Vergangenheit mit viel Stasihintergrund, in die Gegenwart. Durch rasante Jagden auf Täter wie auf Opfer versucht Frau Hermann die Dramatik aufrecht zu erhalten, was ihr in meinen Augen nicht gelingt. Ich fand den Thriller stellenweise recht wirr und hatte mir mehr versprochen. Das Buch kommt bei Weitem nicht an ihre sympathische Reihe um den Anwalt Joachim Vernau ran.
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2. Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry von Rachel Joyce (07/2013)
Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Eine Reise, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau Maureen. Für seinen Sohn David. Für sich selbst. Und für uns alle.
Note 1 - 2: Unwahrscheinlich war sie wahrhaftig, die lange Pilgerreise des Harold Fry. Mit dieser Ausstattung wäre Harold keine 1000 km gelaufen, er hätte auch nicht 87 Tage draußen geschlafen, nie richtig geduscht, sich meistens von dem ernährt, was die Natur hergibt und in seinem Alter auf einen Schlag alle Medikamente abgesetzt. Aber darum geht es nicht in dieser Geschichte. Es geht darum, über das gelebte Leben nachzudenken – rückzublicken auf das, was man besser hätte machen können. Diejenigen Dinge reflektieren zu lassen, die schön waren und einfach mal wieder zu sich selbst zu finden. Harold ging es nicht um Ruhm. Im Gegenteil, der Trubel wuchs ihm schnell über den Kopf. Im Grunde seines Herzens wusste er auch, dass er wohl Queenie nicht retten konnte. Aber er hat den Schritt gewagt, sich der Realität zu stellen und er hat es geschafft. Er konnte die große Welt nicht verändern, aber seine eigene kleine, die konnte er ein bisschen glücklicher machen. Ein wunderschönes Buch, das ans Herz geht, weil auch, weil es so toll gelesen wurde. Ich habe das Hörbuch sehr genossen und freue mich nun bald die Geschichte aus Queenies Sicht zu sehen mit dem nächsten Band.