Was habt ihr im Oktober 2022 gelesen

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ruhrpottmaedchen
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Re: Was habt ihr im Oktober 2022 gelesen

Beitrag von ruhrpottmaedchen » 5. Nov 2022, 00:55

leseleo hat geschrieben:
4. Nov 2022, 22:32
Dann kann ich das verstehen. Ich habe tatsächlich schon immer viel gelesen, als Kind und auch als Jugendliche.( Ich hasse übrigens Handarbeiten (mittlerweile). Dafür habe ich keine Geduld mehr.) Pucki (kennt das noch jemand???), Hanni und Nanni und wie sie alle hießen kenne ich alle ;) Und wenn ich nichts zu lesen hatte, mussten später die "Groschenromane" meiner Mutter dran glauben.Dr. Stefan Frank (und Kollegen).Was eigentlich "verboten" war.
Wie gesagt mittlerweile "belastet" mich dieser SuB. Ich mag nicht mehr so viel "Zeug" haben. Ich habe ein Expedit Regal (gibt es mittlerweile auch nicht mehr) in dem 6 Fächer mit diesen passenden Kisten mit Büchern vollgestopft sind, von denen ich gar nicht weiß ob ich sie überhaupt noch lesen möchte, ob sie mich überhaupt noch interessieren. Wahrscheinlich breche ich deshalb auch so bereitwillig und schnell Bücher ab.
[/quote]




Als Kind habe ich so ziemlich alles gefressen was mir in die Finger fiel, ob Trotzkopf, Dolly, Hanni u. Nanni, 5 Freunde, schwarze sieben, Geheimnis um ...(was auch immer), ganz viele andere eher unbekannte (ich glaube die mochte ich damals schon :-) ), dann sind mir noch Bücher von meiner Mutter in die Hände gefallen, in der alten Schrift (keine Ahnung wie die heisst),
als ich dann noch in die Bücherei durfte war ich endgültig angefixt....das änderte sich bei mir erst als ich ins "Discoalter" kam und sich die Interessen verlagerten.
Später dann, als die Kinder da waren, ich nicht mehr mit im Sandkasten sitzen musste, griff ich wieder zum Buch....
mich findet ihr überall dort wo es Bücher gibt
https://www.buechertreff.de/user/29663-ruhrpottmaedchen/#library

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engineerwife
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Re: Was habt ihr im Oktober 2022 gelesen

Beitrag von engineerwife » 5. Nov 2022, 11:26

Hier kommt nun auch meine Liste :)


Ich habe gelesen:


01. Der Garten über dem Meer von Jane Corry (02/2016)

Eine atmosphärische Familiensaga vor der malerischen Küste Südenglands.
Südengland am Meer. Die Londonerin Laura Marchmont und ihr frisch angetrauter Ehemann Charles ziehen in ein Haus mit einem alten Garten direkt über den Klippen. Als Laura auf einem Sticktuch ihrer Großmutter ein ähnliches Haus und einen geheimnisvollen Schriftzug entdeckt, macht sie sich auf die Suche nach den Spuren der Vergangenheit. Dabei entdeckt sie, dass dieser Garten einst Schauplatz einer düsteren Geschichte war …
Devon, 1866. Die junge Mary Rose erbt von ihrer Mutter einen Rubinring. Er soll sie beschützen, doch fällt er in die falschen Hände, wird er Unglück über die ganze Familie bringen …

Note 1-2: Mit „Der Garten über dem Meer“ präsentierte mir die Autorin Jane Corry einen Roman auf zwei Zeitebenen, bei dem mir die Vergangenheit und die Gegenwart ausnahmsweise gleich gut gefallen haben. Der Spannungsbogen wurde über gute 600 Seiten aufrechterhalten und ich konnte mit Mary Rose ebenso wie mit Laura mitfühlen. Beide Frauen wurden hintergangen und litten unter ihrer Stiefmutter, bzw. den Stieftöchtern, dass es einem fast das Herz brach. Wie schwach Männer doch manchmal sein können!
Einem verregneten Wochenende sei Dank, dass ich diesen Wälzer mehr oder weniger in einem Rutsch durchlesen konnte. Traut euch ran an diesen fesselnden Schmöker, und lasst euch nach Devon, eine Grafschaft im Südwesten Englands, entführen. Mich hat das Buch bestens unterhalten und ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

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02. Die karierten Mädchen von Alexa Hennig von Lange (08/2022)

Blind und mit über neunzig Jahren beginnt Klara, ihre Erinnerungen auf Kassette aufzunehmen. Auf der Suche nach dem Menschen, der sie einmal war, vertraut sie den Bändern ein Geheimnis an, von dem nicht einmal ihre Kinder etwas wissen. Ist ihre Familie bereit für die wahre Geschichte ihres Lebens?
Siebzig Jahre zuvor: Die junge Klara ist überglücklich. Mitten in der Weltwirtschaftskrise 1929 bekommt sie eine Stelle als Lehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum. Als dort eines Tages Tolla, ein einjähriges Mädchen, abgegeben wird, fühlt sich Klara ihm auf Anhieb stark verbunden. Doch bald spitzt sich die wirtschaftliche Lage des Heims zu. Klara, die das Haus inzwischen leitet, sucht die Nähe der neuen nationalsozialistischen Machthaber in der Hoffnung auf Rettung. Zu spät erkennt sie, mit wem sie sich eingelassen hat. Die Nationalsozialisten wollen aus dem Heim eine Ausbildungsstätte für junge Frauen machen, in der Klara ihren Schülerinnen die Liebe zu Volk und Kind vermitteln soll, statt sie zu eigenständig denkenden Menschen zu erziehen. Gleichzeitig ist sie unter der Hakenkreuzflagge und den ständigen Besuchen der Nazi-Funktionäre plötzlich selbst in Gefahr: denn Tolla, das Waisenmädchen, das inzwischen wie eine Tochter an Klaras Seite lebt, ist jüdischer Herkunft.

Note 2: Erst nachdem ich nach etwa einem Drittel des Buchs im Nachwort gelesen hatte, dass diese Geschichte zwar auf dem wahren Leben der Großmutter Alexas basierte, dieses aber nicht eins zu eins nacherzählt wurde, konnte ich mich richtig auf die Geschichte einlassen und sie gefiel mir immer besser. Die Autorin Alexa Hennig von Lange erzählt mit den karierten Mädchen die Geschichte einer jungen Frau, der es – ich bin mir sicher – wie vielen in der damaligen Zeit ging. Man konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass möglich gewesen wäre, eine ganze Nation durch einer Handvoll Fanatiker so zu beeinflussen. Es hörte sich doch alles so gut an … Unterstützung würde sie, Klara und Susanne, in ihrem Heim erreichen, und alles würde gut werden. Doch dann begannen die braunen Schergen die Straßen unsicher zu machen und Klaras Bemühen, die kleine Tolla zu schützen, stand auf einmal in Frage. Was sollte sie tun, wie hätte ich selbst gehandelt?
Die Autorin hat es geschafft, mit ihrem Buch die Vergangenheit lebendig werden zu lassen in dem sie eine fließende Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit entstehen lässt, die die Protagonistin Klara ein einem schönen Licht darstellt und sie mir sehr sympathisch machte. Ich spürte ihre Nöte und Ängste in früheren Zeiten genauso intensiv wie ihre Trauer im Jetztsein. Ein kleines Sternchen muss ich bei meiner Bewertung leider abziehen, da die ab und zu auftauchenden leicht kitschigen Ausrutscher glaube ich nicht im Sinne der Großmutter gewesen wären und sich so sicher auch nicht in ihren Aufzeichnungen wiederfinden. So vergebe ich dann für diesen Teil der Trilogie vier von fünf Lesesternen. Dieser erste Band lässt logischerweise noch viele Fragen offen und so freue ich mich heute schon auf Band zwei. Ich möchte auf jeden Fall wieder mit von der Partie sein.

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03. Die Ärztin: Eine unerhörte Frau von Sabine Fisch (01/2020)

Berlin, 1908: Amelie, Tochter eines Arztes und einer Hebamme, hat seit jeher einen Traum: Sie will Ärztin werden. Mit achtzehn nimmt sie als erste Frau in Berlin das Studium der Medizin auf. Schon bald ist sie – begabt und ehrgeizig – den Anfeindungen ihrer Kommilitonen ausgesetzt. Dennoch gibt sie nicht auf. Als dann jedoch einer ihrer Neider versucht, den Ruf ihrer Familie zu schädigen, wird die Liebe zur Medizin für Amelie auf eine harte Probe gestellt.

Note 2: Als bekennender Vielleser ist mir dieses Thema natürlich nicht unbekannt. Intelligente Frauen gab es schon immer und endlich, endlich wird ihnen – vor mehr als hundert Jahren - auch das Recht zugesprochen, in Deutschland Medizin studieren zu dürfen. Aber, wie sagt man so schön, Papier ist geduldig. Das muss auch Amelie, die selbst aus einer Medizinerfamilie stammt, schmerzlich am eigenen Leib erfahren. Sie arbeitet sicher doppelt so hart wie ihre Kommilitonen und wird dennoch massiv angefeindet und blockiert. Als sie schließlich auch von ihrer Mitstudentin keine Hilfe mehr erwarten darf, drohen die Dinge zu eskalieren …
Wie gesagt, ein nicht unbekanntes Thema, doch immer wieder auf seine eigene Art neu aufgegriffen. So diesmal von Sabine Fisch, deren Debutroman „Die Ärztin: Eine unerhörte Frau“ ich dieses Wochenende genießen durfte. Ein großer Pluspunkt war von vorne rein, dass ich wusste, dass sich wohl aus dem Leben und Wirken der Fräulein Dr. Amelie von Liebwitz ein Dreiteiler entwickeln wird und ich somit so richtig tief eintauchen konnte in die Geschichte. Durch den angenehmen und flüssigen Schreibstil der Autorin stellte sich das auch dann bald als eine meiner leichtesten Übungen heraus obwohl ich doch auch immer über manche Stellen stolperte wie z. B. … „sprach’s und verschwand“ … diese Ausdrucksweise hat für mich nur in Grimms Märchen einen Platz. Nichts desto trotz habe ich diesen Roman genossen und vergebe – mit ein wenig Luft nach oben für den nächsten Teil – sehr verdiente vier von fünf Sternen. Eine liebe Lesefreundin wird den Roman nach mir genießen und ich bin schon heute gespannt auf ihr Urteil ;)

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04. Elsas Glück von Beate Maly (12/2020)

Wien, 1928: Elsa Sonnstein ist eine junge Frau, die am liebsten die ganze Welt verändern möchte. Sie studiert Psychologie und Pädagogik an der Universität und kann es gar nicht abwarten, das Erziehungswesen zu revolutionieren. Schon Elsas Mutter Lotte war eine starke Frau, die über zwanzig Jahre zuvor zusammen mit der berühmten Mizzi Kauba die erste Skimode für Frauen erfand. Aber auch Elsas Tatendrang kann nicht verhindern, dass sich so einige dunkle Wolken über der Familie Sonnstein zusammenbrauen. Und Elsa stößt auf ein Geheimnis, das sie mehr als erschüttert …

Note 1: Ganz bewusst habe ich mir dieses Buch für einen Aufenthalt in Wien aufgespart und wurde nicht enttäuscht. Gemeinsam mit Elsa, Moritz, Otto, Mona, Lotte und vielen anderen Darstellern durfte ich diesmal das Wien der späten 1920er Jahre erkunden. Elsa, einer jungen und strebsamen Frau aus reichem Hause, wird mehr als einmal schmerzlich bewusst, dass das Leben nicht für alle Menschen gleich gerecht ist. So hat sie es sich als Aufgabe gesetzt Kindern, denen das Leben weniger fair mitspielt, zu helfen. Doch sie stößt nicht immer auf Gegenliebe. Ihre weniger privilegierten Freunde reagieren mit gemischten Gefühlen und zweifeln ihre Möglichkeit zu helfen wie auch ihr Verständnis für die Kinder an. Doch Elsa kämpft beharrlich weiter und kann am Ende einen, wenn auch kleinen Sieg für sich verzeichnen …
Ich glaube, mein Wienaufenthalt wie auch mein Besuch im Sigmund-Freud-Museum haben mir die Lektüre der bekannten österreichischen Autorin Beate Maly mehr als versüßt. Es hat riesig Spaß gemacht, mit Elsa, ihren Freunden und ihrer Familie durch ein Wien vor knapp hundert Jahren zu spazieren, das auch heute noch immer aktuell ist. Das im Klappentext angekündigte Geheimnis kommt erst spät im Buch zum Vorschein und hat mich jetzt weniger beeindruckt als angekündigt. Viel mehr interessiert haben mich die Erziehungsmethoden der Kinder und wie fortschrittlich doch auch schon damals manch Verantwortliche agierten. Dieser Band, wie auch schon der Vorgänger, scheint in sich abgeschlossen, lässt aber noch viel Raum für einen möglichen Nachfolger, den ich mir von Herzen wünschen würde. Ich mag den Schreibstil Beate Malys sehr und vergebe hier gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl.

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05. Die Frauen von Evie Wyld (06/2021)

Der Bass Rock wirft seit Jahrhunderten einen Schatten auf North Berwick und seine Bewohner. Neu unter ihnen: Ruth Hamilton, die in den Jahren nach dem Krieg mit ihrem Mann und zwei Stiefsöhnen in ein zugiges Haus am Meer zieht. Ruth ist zum ersten Mal schwanger und zusehends allein: die Kinder im Internat, der Mann über Wochen in seiner Londoner Kanzlei. Als Großstädterin hadert sie mit der Abgeschiedenheit und auch mit den sonderbaren Gebräuchen der einheimischen Gesellschaft. Ein Strandpicknick mitten im Winter? Die Frauen eigenartig kostümiert? Ruth passt sich an, ein wenig. Bis sie begreift: Das hier passiert nicht nur ihr. Es ist ein altes Spiel. Sie soll es nicht gewinnen.
Ein halbes Jahrhundert später, das Anwesen am Bass Rock steht zum Verkauf, kommt wieder eine Frau in den Norden. Viv hadert mit ihrem Single-Dasein, aber auch mit den Gelegenheiten, es zu beenden. Außerdem schläft sie schlecht, in jedem der Betten in dem alten Haus. Ihr ist, als würde sie heimgesucht von dunklen Geschichten. Geschichten von aufsässigen Frauen, von Frauen in Bedrängnis. Und ihre Stiefgroßmutter Ruth ist nur eine davon.

Note 2: Über eine Leserunde bin auch dieses Buch gestoßen, das seinen Schauplatz in einem kleinen schottischen Ort mit Blick auf die unbewohnte Insel Bass Rock hat, den man auf dem Buchumschlag bewundern kann und der dem Leser wie einer roter Faden durchs Buch immer wieder vor Augen geführt wird.
Dieser Roman bewegt sich auf zwei Zeitebenen. In den 50er Jahren zieht die junge Ruth Hamilton mit ihrem Mann Christopher in ein großes Haus am Meer mit Blick auf eben jenen Bass Rock. Er bringt aus einer vorangegangenen Beziehung zwei Söhne mit in die Ehe aber alle drei bekommt Ruth selten zu Gesicht, da der Vater in London arbeitet und die Jungs im Internat aufwachsen. So ist sie dann auf sich gestellt, kritisch beäugt von den einheimischen Bewohnern und sehr, sehr einsam. Schließlich beschleicht sie eine unheimliche Ahnung …
Gut fünfzig Jahre später kommt Stiefenkelin Viv in den Genuss des Hauses wie die Jungfrau zu dem Kinde. Es soll verkauft werden doch bis es so weit ist, wird eine Person gebraucht, das Haus zu hüten. Die Wahl fällt auf Viv, die trotz oder gerade wegen eigener Probleme dadurch gerne ein Weilchen der Realität entflieht. Schnell wird auch ihr jedoch das ganze Szenario unheimlich …
Geschickt versteht es die Autorin, die Leben beider Frauen zu verknüpfen und Gemeinsamkeiten herzustellen. Jedoch bringt sie dabei auch so manches erschütterndes Geheimnis ans Tageslicht, von dem man lieber nichts gewusst hätte. Auf beklemmende Art erfährt man als Leser, was die Beiden durchmachen mussten.
Detailreich geschrieben mit wunderbar ausgearbeiteten Charakteren verwandelt Evie Wyld ihre Story in einen außergewöhnlichen Roman, der sicher nicht immer einfach zu Lesen ist, an dem es sich aber lohnt, dranzubleiben. Ich vergebe vier von fünf Sternen verbunden mit einer Leseempfehlung an alle Bücherwürmer, die mal etwas „out of the ordinary“ lesen möchten.

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06. Der Shelly Bay Ladies Schwimmclub von Sophie Green (06/2021)

Beim Schwimmen in der Shelly Bay an Australiens Küste finden vier höchst unterschiedliche Frauen zueinander: die patente Theresa, die immer nur für andere da ist; die Witwe Marie, die im Meer Trost und Kraft findet; die scheue Leanne, der ein traumatisches Erlebnis auf der Seele liegt; und schließlich die Engländerin Elaine, die in ihrer neuen Heimat keine Wurzeln schlagen kann und Trost im Alkohol sucht. Allmählich wächst eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen. Gemeinsam meistern sie Krankheit und Verlust, geben einander Mut und Hoffnung, feiern Momente des Glücks und finden durch die Hilfe der anderen am Ende auch zu sich selbst.

Note 1: Ist es Zufall, ist es Karma, dass vier absolut unterschiedliche Frauen am Strand von Shelly Bay aufeinandertreffen und sich ihre Leben mit einander verweben, als hätte es nie anders sein sollen? Marie, die älteste Frau des Quartetts, schwimmt schon ihr ganzes Leben und kann sich einen Tag, der nicht mit einer Runde durch den Ozean beginnt, gar nicht vorstellen. Theresa, die gute Seele der Vier, erkämpft sich mit ihrer täglichen Runde ein Stück Freiheit. Die junge Leanne, die zwar in ihrem Beruf aufgehen kann, sich aber privat in ihr eigenes kleines Schneckenhaus zurückzieht, gewinnt schließlich immer mehr Selbstwertgefühl. Doch wird es der Engländerin Elaine gelingen, nicht nur ihr Alkoholproblem, sondern auch ihr Heimweh zu überwinden?
Klingt kitschig? Dachte ich auch, zuerst, und hätte das Buch wahrscheinlich nicht in die Hand genommen, wäre es nicht als Siegertitel in unserer Gemeinsam Lesen Runde hervorgegangen. Schnell war ich drin in der Geschichte und konnte mich mit allen vier Frauen identifizieren. Was ich zuerst als „jetzt kann aber auch mal wieder was passieren“ bemängelte, stellte sich in seinem ruhigen aber eindringlichen Schreibstil schnell als Segen raus. Ich habe mitgelitten bei den Problemen der Vier, konnte mich aber ebenso freuen, wenn einer von ihnen mal wieder was Schönes widerfuhr. Der „Shelly Bay Ladies Schwimm Club“ ist so ein richtiges Frauenbuch, dem auch eher kritische Leserinnen wie ich selbst durchaus etwas abgewinnen können. Für dieses „Eintauchen und Wohlfühlen“ Motto vergebe ich mit fünf Sternen tatsächlich die volle Punktzahl. Ab und zu muss man sich auch mal fallenlassen dürfen!

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07. Straße des Ruhms von Kate O‘Hara (05/2021)

Hollywood, 1926. Der Tonfilm hat in Hollywood eine neue Ära eingeleitet: Millionen fließen in den Bau moderner Tonbühnen und Aufnahmestudios. Neue Karrieren werden geboren, während die beliebten Stummfilmstars von früher für immer von den Leinwänden verschwinden ...
Auch für Harriet Caldwell und ihren Geliebten Frank Maynard steht eine Zeit des Umbruchs bevor. Harriet kämpft nach wie vor um die Kontrolle in der familieneigenen Reederei der Caldwells, während Frank die technische Erneuerung seines Studios anpeitscht und durch den Konkurrenzdruck immer öfter zum Alkohol greift. Doch die große Katastrophe folgt erst noch. Denn als Franks Geschäftspartner ihn entmachten wollen, steht für Frank plötzlich alles auf dem Spiel: sein Studio, sein Traum – und allem voran Harriet. Wird es Frank gelingen, seine große Liebe zurückzugewinnen?

Note 2: Dank geschickt platzierter Rückblicke in die Vergangenheit und somit in den Vorgängerband, war es mir ein Leichtes wieder in die Geschichte rein zu finden. Natürlich dreht sich auch in diesem finalen Teil der Caldwell Trilogie alles um die beiden Hauptcharaktere Harriet Caldwell Shaw und Frank Maynard, die auch diesmal wie besessen ihrem Glück, Ruhm und Erfolg hinterherjagen. Noch immer bekämpfen sich Henry Caldwell und seine Nichte Harriet bis aufs Messer um die Führung der Reederei, die einst von Familienoberhaupt Arthur Caldwell gegründet und erfolgreich gemanagt wurde. Mit allen Tricks versuchen sie sich gegenseitig auszustechen, doch während Harriet noch an Fairness glaubt, werden Henrys Methoden immer dreckiger. Auch Frank Maynard schwimmt mit der Filmgesellschaft Triple S auf Erfolgskurs. Er will in weiser Voraussicht auf den Tonfilm setzen, doch nicht alle in der Branche sind von dieser Notwendigkeit überzeugt. Aber Frank lässt sich nicht beirren und zieht seine Vision gnadenlos durch. Schnell beginnt das an seiner Substanz zu zehren und so kann er bald nicht mehr ohne seine kleinen Helferlein Alkohol, Koks und Tabletten sein. Eine eher toxische Mischung, wenn ihr mich fragt …
In diesem letzten Teil stimmte für mich eigentlich wieder alles von vorne bis hinten. Tolle Recherche zum Thema Hollywood und seine Entwicklung mit echten Schauspielern und Filmen. Ich habe mal wieder munter nebenher im Netz recherchiert und konnte so ganz tief eintauchen in die Filmwelt der 20er Jahre in Amerika. Ein wenig zu kurz kamen mir diesmal die Geschäfte von Harriet. Hier wurde immer nur am Rande erwähnt, dass sie wieder neue Schiffe erworben hatte. Auch der sympathische Bruder Elliot, den es nach Paris verschlagen hatte, erscheint leider nur als kleine Randbemerkung. Dafür darf diesmal auch wieder die zickige kleine Schwester Ashley Caldwell im Rampenlicht stehen, was ihr sichtlich gut tut in jeder Hinsicht. Und wer weiß, vielleicht lesen wir ja irgendwann mal was von der Caldwell Linie, die in Australien neu gestartet wird?
Der Roman verbindet Spannung mit Tragik aber auch mit großer Liebe und das alles in einem flüssigen Schreibstil erzählt. Alles in allem hätte das Buch für mich gerne hundert Seiten weniger haben dürfen aber für den über 600 Seiten dicken Wälzer hat sich die Autorin Kate O’Hara ihre vier Sterne allemal verdient. Ich spreche gerne eine Leseempfehlung aus aber empfehle wie immer, die Vorgängerbände gelesen zu haben.

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08. Unsre verschwundenen Herzen von Celeste Ng (10/2022)

Der zwölfjährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Seit einem Jahrzehnt wird ihr Leben von Gesetzen bestimmt, die nach Jahren der wirtschaftlichen Instabilität und Gewalt die »amerikanische Kultur« bewahren sollen. Vor allem asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder zur Adoption freigegeben. Als Bird einen Brief von seiner Mutter erhält, macht er sich auf die Suche. Er muss verstehen, warum sie ihn verlassen hat. Seine Reise führt ihn zu den Geschichten seiner Kindheit, in Büchereien, die der Hort des Widerstands sind, und zu seiner Mutter. Die Hoffnung auf ein besseres Leben scheint möglich. Eine genauso spannende wie berührende Geschichte über die Liebe in einer von Angst zerfressenen Welt.

Note 3: Als ich gesehen hatte, dass die wunderbare Autorin Celeste Ng ein neues Buch geschrieben hatte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ohne groß den Klappentext zu lesen, hatte ich es schon auf der Wunschliste und bestellt. Leider ein Fehler, wie sich beim Lesen rausstellen sollte. Während der Schreibstil definitiv wieder die von ihr gewohnte Qualität aufweist, kam ich mit dem Inhalt so gar nicht zurecht. Es handelt sich diesmal um einen Roman, der in der Zukunft spielt und diese so unwirtlich darstellt, dass man augenblicklich froh ist, dass die Welt dieses Stadium noch nicht erreicht hat und hoffentlich auch nie erreichen wird. Einer der Hauptcharaktere ist der kleine Noah, genannt Bird, der alleine mit seinem Vater in einem Wohnheim der Universität aufwächst. Seine Mutter ist aus seinem Leben verschwunden und niemand darf auch nur ihren Namen erwähnen, hat sie sich doch vor Jahren durch scheinbar aufwieglerische Aktionen zur Persona non grata gemacht. Die Welt, in der Vater und Sohn leben, ist geprägt von Entbehrungen aber auch Missgunst und Bespitzelungen. Menschen mit asiatischem Aussehen werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Birds Mutter ist eine Asiatin …
Ein wenig kann ich nachvollziehen, warum die Autorin ein Thema dieser Art aufgegriffen hat. Ihre Eltern wanderten damals aus Hong Kong aus, vielleicht hatten auch sie es zu Anfang nicht immer leicht. Warum sie allerdings diese Variante eines Romans wählte, erschließt sich mir leider nicht ganz. Ich denke, die Zielgruppen ihrer beiden früheren Bestseller erreicht sie damit nicht wirklich. So kann ich selbst dann leider auch nur drei von fünf Sternen vergeben und werde mir merken, mir doch vorab den Klappentext näher anzuschauen, auch wenn ich den Autor noch so gerne mag.

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09. Die Dame in Gold von Valérie Trierweiler (09/2018)

Wien, 1903: Adele ist jung, unangepasst und neugierig. In ihrem Salon treffen sich die Künstler der Avantgarde, und hier begegnet sie zum ersten Mal Gustav Klimt. Sofort ist sie fasziniert von seinem Genie, aber auch seinem unkonventionellen Lebensstil. In den unzähligen Stunden, in denen Adele ihm in seinem Atelier Modell sitzt, entwickelt sich zwischen ihnen eine innige Liebe. Mit ihm empfindet Adele wieder Glück und Hoffnung, nachdem sie zuvor den wohl schwersten Schicksalsschlag erleben musste, den es für eine Mutter geben kann …
Die berührende Geschichte von Adele Bloch-Bauer – der Frau, die Gustav Klimts Kunst wie keine andere geprägt hat

Note 1: Für mich ein Highlight! Mit dem biografischen Roman „Die Dame in Gold“ hatte ich das Glück Adele Bloch-Bauer kennenzulernen, die mich auf eine ganz bezaubernde Art fasziniert hat. Sie hat das unverschämte Glück als Tochter von Moritz Bauer, dem Direktor der Großbank Wiener Bankverein – also quasi mit einem goldenen Löffel im Mund - geborenen zu werden. Als sie im Jahr 1899 den Zuckerfabrikanten Ferdinand Bloch heiratet, scheint das Glück komplett. Doch ganz entgegen der Mutterfreuden ihrer Schwester Therese, mit der sie ein Leben lang sehr eng verbunden ist, bleibt es ihr selbst verwehrt, eigene Kinder zu haben. Eine Totgeburt und der schnelle Tod ihres zweiten Kindes lassen sie zunächst in tiefe Depressionen verfallen. So stellt es sich schließlich als großes Glück und Erlösung aus dem Dämmerzustand heraus, dass sie den Maler Gustav Klimt kennenlernt und ihr Mann Ferdinand ein erstes Gemälde seiner geliebten Adele in Auftrag gibt. Die „Frau in Gold“ ist geboren …
Es ist hinlänglich bekannt, dass Adele schließlich ihren ihr treu ergebenen Ehemann mit dem Künstler betrügt, und doch kann man ihr beim Lesen des Romans nicht wirklich böse darum sein. Sie liebt ihren Mann Ferdinand von ganzem Herzen, aber er kann nicht die Leidenschaft in ihr erwecken, die in ihr steckt. Sie hat ein Feuer, das sie dazu nutzt Gutes zu tun für Menschen, die in weniger glücklichen Umständen leben, sie interessiert sich für Politik und würde sich zu gerne mehr engagieren, doch im Wien der frühen 20er Jahre ist noch kein Raum dafür geschaffen und so sucht sie in Gustav Klimt ein Outlet, ihren Schaffensdrang zu befriedigen.
Es kann gut sein, dass mein erst kurz zurück liegender Besuch in Wien mir diesen Roman so nahebringt. Ich durfte dabei auf ihren Spuren wandeln und - ganz an der Oberfläche kratzend - Adeles Wien kennenlernen und vielleicht ein wenig verstehen. Ich bin begeistert, vergebe volle fünf Sterne und bin nach diesem Buch auch noch gar nicht bereit, diese Stimmung zu verlassen. Ich werde noch ein wenig in Erinnerungen schwelgen und genießen!

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10. Die Köchinnen von Fenley von Jennifer Ryan (10/2022)

Zwei Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs leidet Großbritannien unter seinen Verlusten: Die Nazis haben Schlachten gewonnen, der Blitzkrieg hat Städte zerstört, und U-Boote haben die Versorgung mit Lebensmitteln unterbrochen. Um den Hausfrauen bei der Lebensmittelrationierung zu helfen, veranstaltet die BBC-Radiosendung „The Kitchen Front“ einen Kochwettbewerb. Der Hauptpreis ist ein Job als erste weibliche Co-Moderatorin der Sendung. Für vier sehr unterschiedliche Frauen wäre der Gewinn des Wettbewerbs eine entscheidende Chance auf ein besseres Leben: Für die junge Witwe Audrey ist es die Chance, die Schulden ihres Mannes zu begleichen und ihren Kindern ein Dach über dem Kopf zu bieten. Für das Küchenmädchen Nell ist es die Chance, die Knechtschaft zu verlassen und die Freiheit zu finden. Für die Gutsherrin Lady Gwendoline ist es die Chance, dem zunehmend feindseligen Verhalten ihres Ehemanns zu entkommen. Und für die ausgebildete Köchin Zelda ist es die Chance, ihre männlichen Kollegen endlich herauszufordern. Doch viel wichtiger als Erfolg ist Solidarität, und bei aller Rivalität werden aus den Konkurrentinnen schlussendlich Freundinnen.

Note 1: Nachdem ich schon von dem Vorgängerbuch der Autorin Jennifer Ryan – Der Frauenchor von Chillbury - so begeistert war, kam ich an den Köchinnen natürlich nicht vorbei. Jennifer stellt uns in ihrem neuesten Werk vier bemerkenswerte Frauen vor, die mir, jede auf ihre ganz eigene Art, gleich ans Herz gewachsen waren. Beginnen wir mit Audrey Landon, Mutter von drei Söhnen, deren Mann als Kriegspilot nach einem Einsatz in Deutschland als vermisst gilt, als Teilnehmerin Nummer eins. Weiter geht es mit Lady Gwendoline Strickland, die sich um Geld keine Sorgen machen muss und dennoch ihren Teil zum Gelingen der Idee beitragen möchte. Die zwei Frauen, Nell Brown und Zelda Dupont, die tatsächlich bereits professionelle Erfahrungen im Bereich Kochen sammeln durften, komplettieren schließlich das Quartett.
Zu Zeiten des Kriegs sind die Rationierungen eher spärlich, was die gesunde Ernährung angeht und guter Rat ist teuer. So hat denn ein Radiosender die brillante Idee, einen Kochwettbewerb ins Leben zu rufen, an dem diese Vier teilnehmen werden …
Diese wunderbar einfühlsame Geschichte hat mich berührt, denn neben Schrecken, Not, Angst und Hunger darf man den Frauen zudem beim Wachsen über sich hinauszusehen und fühlt mit Ihnen als wäre man selbst dabei.
Lust gemacht haben mir auch die Rezepte, von denen ich das ein oder andere ausprobieren möchte, wenn vielleicht auch nicht gerade die Schafskopfpastete, so groß ist meine Not dann Gott sei Dank nicht. Ich vergebe gerne die volle Punktzahl in Verbindung mit einer Leseempfehlung. „Simply not your ordinary war time story!“

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Ich habe gehört:


01. Mordsand von Romy Fölck (02/2021)

Am Strand der Elbinsel Bargsand entdecken Spaziergänger ein Skelett, das Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn von der Kriminalpolizei Itzehoe Rätsel aufgibt. Wer war dieser Mann, der dort vor dreißig Jahren mit gefesselten Händen im Schlick vergraben wurde? Wenig später wird auf einer Nachbarinsel ein Hamburger Bauunternehmer tot aufgefunden - ebenso gefesselt wie das Opfer von Bargsand. Die Spur führt in die damalige DDR - zu vier Jungen und einem Pakt, der Jahre später einen grausamen Plan reifen lässt ...

Note 1: Wieder einmal hervorragend gelesen von Michael Mendl habe ich auch diesen vierten Teil der Reihe um Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn in vollen Zügen genossen. Wer Action in jeder zweiten Zeile erwartet, wird sicher enttäuscht sein. Doch wer sich an akribischer Polizeiarbeit mit viel Lokalkolorit und persönlichen Schicksalen erfreuen kann, kommt hier garantiert auf seine Kosten. Es ist nicht einfach diesmal für die Kriminalpolizei Itzehoe, die in kurzer Folge, zwei Morde aufzuklären hat in Fällen, deren Gemeinsamkeiten noch völlig offen sind. Doch inzwischen kennt man die beiden Ermittler gut genug aus vergangenen Fällen um zu wissen, dass sie auch diesmal erst aufgeben werden, wenn die Fälle gelöst sind. Diesmal führt sie die Ermittlungsreise in die deutsch-deutsche Vergangenheit und seine Erziehungsheime in der damaligen DDR. Entsetzt über die erschütternden Umstände beißen sie sich fest und decken Schicht um Schicht auf, bis die tragische Wahrheit ans Licht tritt …
Von mir gibt es auch für diesen Teil der Reihe wieder die volle Punktzahl und eine absolute Lese- bwz. Hörempfehlung an alle, die sich nicht nur für die jeweiligen Kriminalfälle, sondern auch für das ganz persönliche Schicksal der Ermittler interessieren.

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02. Berlin Friedrichstraße: Tränenpalast von Ulrike Schweikert (05/2022)

Berlin, Anfang der 1950er Jahre. Der Zweite Weltkrieg hat tiefe Wunden gerissen. Auch der Bahnhof Friedrichstraße wurde teilweise zerstört, beim Wiederaufbau ist die Expertise des Ingenieurs Robert gefragt. Lilli, die Tochter von Roberts verstorbener Frau Luise, bekommt derweil Zwillinge. Anna und Carla wachsen bei ihrer alleinerziehenden Mutter im Ost-Berlin der Nachkriegszeit auf. Während die Friedrichstraße zum Grenzbahnhof zwischen Ost und West wird und der angrenzende »Tränenpalast« zum Sinnbild der deutsch-deutschen Trennung, ist das Ganze für die Zwillinge lange nur wie ein Spiel. Sie machen sich einen Spaß daraus, in gleicher Kleidung die Grenzer zu narren, bis Carla Ernst macht und beschließt, in den Westen zu fliehen ...

Note 1-2: Kein wirklich neues Thema für mich und dennoch hat es die Autorin Ulrike Schweikert mal wieder geschafft, mich für Geschichte – besonders die des Zweiten Weltkriegs und der später folgenden Teilung Deutschlands zu beeindrucken. Absolut großartig vorgetragen von Sabine Arnhold begleite ich Robert, Tochter Lilli und deren Zwillinge sowie viele andere bekannte Charaktere aus dem ersten Teil der Reihe durch eine nicht einfache Zeit. Einfach nur schrecklich ist es zu beobachten, wie die neue Regierung des Ostens immer neue Unsicherheiten in die Bevölkerung streut, bis man sich bald in der eigenen Familie nicht mehr sicher fühlen kann und jeder jeden bespitzelt. Während der Staat in Michael einen glühenden Verteidiger der neuen Staatsform gefunden hat, denken die Geschwister Anna und Carla bald einen Schritt weiter und versuchen das scheinbar Unmögliche möglich zu machen …
Nachdem mir die Familiengeschichte mit ihren Einzelschicksalen, wie schon im ersten Teil, wieder sehr gut gefallen hat, gebe ich zu, dass ich für das Drumherum inzwischen fast schon ein wenig zu gut in der Geschichte Deutschlands Bescheid weiß. Viel Neues habe ich nicht dazu gelernt, dennoch hat mich das Hörbuch sehr gut unterhalten und mal wieder ein wenig wachgerüttelt. Ich vergebe hier gerne 4,5 von 5 möglichen Sternen und eine Hörempfehlung für den Tränenpalast. Es empfiehlt sich jedoch, Band eins vorher gehört zu haben um die Zusammenhänge besser zu verstehen.

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03. Vier Zwei Eins von Erin Kelly (08/2018)

Im Sommer 1999 erleben Kit und Laura eine totale Sonnenfinsternis in Cornwall. Als sich der Schatten auflöst, im fahlen Licht, glaubt Laura eine brutale Vergewaltigung zu sehen. Doch der Mann bestreitet alles. Die Frau schweigt. Monate nach der Verhandlung steht die Frau vor Lauras und Kits Tür, schleicht sich auf merkwürdige Weise in ihr Leben. Nur Kit scheint zu sehen, was Beth Taylor wirklich ist: eine Bedrohung. 15 Jahre später leben Laura und Kit unter falschem Namen an einem geheimen Ort. Eines Tages steht plötzlich Beth vor Laura, und mit aller Macht drängt die Wahrheit ans Licht …

Note 3: Als Hörerin lernte ich die drei Protagonisten Laura, Kit und Beth kennen und begleitete sie in manchmal nicht ganz durchschaubaren Zeitsprüngen durch einige Jahre ihres Lebens. Laura und Kit, inzwischen ein Paar mit Zwillingen auf dem Weg, versuchen ihrer Vergangenheit zu entfliehen, in dem sie sich eine neue Identität zugelegt und den Wohnort gewechselt haben. Die Vergangenheit bedeutet Beth, ihre Vergewaltigung und ein Prozess, der so schrecklich schiefgelaufen war. Doch immer wieder gibt Kit seiner Sucht nach Sonnenfinsternissen nach und setzt dabei alles aufs Spiel, was er und Laura sich erschaffen haben …
Hört sich ja alles ganz spannend an, war es aber nicht wirklich. In unendlich vielen, leider auf zähen Rückblicken versucht die Autorin Erin Kelly die Vergangenheit aufzurollen. Immer wieder lenkt sie den Hörer auf neue Pfade, die sich als Sackgasse erweisen und dennoch fällt der Spannungsbogen in sich zusammen. Der Schluss ist unerwartet und ganz interessant, kann aber das Hörbuch leider nicht mehr retten. Mehr als drei von fünf Sternen kann ich hier nicht vergeben.

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04. Madame Piaf und das Lied der Liebe von Michelle Marly (03/2019)

Paris, 1944: Nach dem Ende der deutschen Besatzung wird die Sängerin Édith Piaf der Kollaboration angeklagt – und fürchtet ein Auftrittsverbot. Während sie ihre Unschuld zu beweisen versucht, lernt sie Yves Montand kennen, einen ungelenken, aber talentierten jungen Sänger. Édith beginnt mit ihm zu arbeiten, und schon bald werden aus den beiden Chansonniers Liebende. Das Glück an Yves‘ Seite inspiriert Édith zu einem Lied, das sie zu einer Legende machen könnte – La vie en rose.

Note 2: Was für eine Frau! Bevor ich mir dieses Hörbuch einverleibte, wusste ich eigentlich wenig über sie. Klar, sie war der Spatz von Paris aber was stecke wirklich hinter diesem Kosenamen? Einmal durch Michelle Marlys Brille geschaut weiß ich nun, dass sich der „Spatz“ lediglich auf ihre geringe Körpergröße von 1,47m bezog. Ansonsten war sie – trotz ihrer traurigen Vorgeschichte – ein wahrer „Fireball“. Édith war die Tochter einer aus Italien stammenden Sängerin und eines Artisten, der als Schlangenmensch arbeitete, wuchs zunächst bei ihren Großmüttern auf, verhungerte fast, erblindete zeitweise nach einer Augenentzündung, ging später mit ihrem alkoholkranken Vater auf Tournee und verließ ihn, als sie fünfzehn Jahre alt war, um sich als Straßensängerin durchzuschlagen. Als sie schließlich fürs Cabaret entdeckt wurde, begann sich ihr Leben zum Positiven zu verändern und dann kam Yves Montand …
Ich finde, man muss schon Fan dieser beeindruckenden Frau sein um diesem Hörbuch viel abzugewinnen. Ich war es nicht aber bin inzwischen bekehrt. Was für eine bewundernswerte Sängerin und Mentorin, die ich hier kennenlernen durfte. Ein wenig schade fand ich, dass Yves Montand das Hörbuch auf Kosten der Piaf doch sehr dominiert hat, aber was soll’s, nun kenne ich sein Leben auch. "Non, je ne regrette rien" … ich freue mich, dass mir dieses Hörbuch in die Hände fiel und vergebe gerne satte vier von fünf Sternen.
ich lese: Drei sind ein Dorf
ich höre: Schicksalszeit & Fegefeuer
Warteschleife: einige :shock: :lol:
Mein SUB:https://www.lovelybooks.de/bibliothek/engineerwife/1663702920/

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