was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

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engineerwife
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 5. Jul 2023, 10:04

Oh, der Thread ist da ... wie schön ... leider ist meine Liste noch nicht fertig ;)
ich lese: Drei sind ein Dorf
ich höre: Schicksalszeit & Fegefeuer
Warteschleife: einige :shock: :lol:
Mein SUB:https://www.lovelybooks.de/bibliothek/engineerwife/1663702920/

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engineerwife
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 5. Jul 2023, 10:07

leseleo hat geschrieben:
30. Jun 2023, 22:36
Die singenden Metzger habe ich tatsächlich als Film gesehen und hat mir gut gefallen.
Ja, ich auch und gelesen habe ich dieses schöne Buch auch noch :)

Übrigens, wer Cyril Avery noch nicht kennt ... schnappt euch das. Gehörte bei mir vor einiger Zeit auch mal zu den Highlights. Und ... Annette Dutton ... interessant, das habe ich noch auf dem SUB, hätte das eher als was Kitschiges eingeschätzt, nun freue ich mich darauf :)
ich lese: Drei sind ein Dorf
ich höre: Schicksalszeit & Fegefeuer
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engineerwife
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 14. Jul 2023, 10:33

Ich habe gelesen:

01. Die Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin von Brigitte Riebe (06/2023)

Trier, 1920: Als die Fabrikantentochter Johanna Fuchs einen Bauernhof erbt, fällt sie aus allen Wolken. Warum hat ihr niemand aus der Familie von ihrer Tante Lisbeth erzählt, die offenbar bis zu ihrem Tod zurückgezogen im Eifeldorf Altenburg lebte? Und wieso hat sie ausgerechnet Johanna zu ihrer Alleinerbin gemacht? Als die junge Frau den Hof in Augenschein nimmt, ist sie überwältigt von dem idyllischen Fleckchen Land und beschließt gegen den Willen ihrer Eltern, dort zu bleiben. In den verwunschenen Wäldern der Umgebung fühlt sie sich geborgen, entwickelt ein Gespür für die Tiere, die hier leben. Doch dann beginnen die aufziehenden politischen Ereignisse auch das kleine Eifeldorf zu verändern, das für sie zur Heimat geworden ist …

Note 1: Wie oft stellen wir Freunden oder Bekannten im Scherz die Frage „Hast du geerbt?“, wenn sie eine große Neuanschaffung getätigt haben oder schick in den Urlaub gefahren sind. Bei der gerade großjährig gewordenen Johanna ist diese Frage jedoch mehr als berechtigt. Sie hat von der ihr bisher gänzlich unbekannten Tante Lisbeth nämlich ein Häuschen in der Eifel mit Ställen und allem, was dazu gehört, geerbt. Neben vier älteren Brüdern aufgewachsen, weiß sie sich zu behaupten und setzt schließlich gegenüber den Eltern durch, dieses Erbe antreten zu dürfen. Was ursprünglich als eine sechsmonatige Probezeit ausgelegt war, wird schnell und überzeugt zu ihrem zukünftigen Leben, wofür die restliche Familie ein geringes, bis kein Verständnis aufbringen kann. Doch Johanna lässt sich nicht beirren und geht tapfer ihren Weg … endlich scheint sie in ihrem seelischen Zuhause angekommen. Aber dunkle Ereignisse am politischen Himmel lassen bald nicht nur ihr Weltbild ins Wanken geraten, und so entgleiten ihr bald ohne ihr Zutun langsam die Zügel …
Ich bin nach Beendigung des Buchs noch ganz gefesselt von der schönen Eifel und seinen Bewohnern. Die Autorin Brigitte Riebe, mit der ich schon viele schöne Lesestunden verbringen durfte, hat es auch diesmal wieder geschafft, mich abzuholen, nein, mehr als das … mich reinzuholen in ihre wunderbare Geschichte um das Haus der Füchsin. Fast wirkt sie an manchen Stellen ein wenig magisch, ohne jedoch je den Bezug zur Realität zu verlieren. Mein Lieblingsbegriff „Kopfkino“ hat auch in diesem Fall eine absolute Daseinsberechtigung, und mich juckt es direkt, mich ins Auto zu setzen und Richtung Eifel zu fahren. Ich freue mich sehr, dass es einen Folgeband geben wird und vergebe für diesen ersten Teil der Eifelfrauen die volle Punktzahl verbunden mit einer Leseempfehlung.

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02. Die Tote in der Sommerfrische von Elsa Dix (05/2015)

Norderney 1912: Im eleganten Seebad verbringt die feine Gesellschaft der Kaiserzeit die Sommerfrische. Auch die junge, unabhängige Viktoria Berg genießt die Zeit am Meer, bevor sie ihre Stellung als Lehrerin antritt. Doch dann wird sie Zeugin, wie der Hamburger Journalist Christian Hinrichs, der eine Reportage über den Sommer der Reichen und Schönen schreibt, eine ertrunkene junge Frau aus den Wellen zieht. Viktoria kannte die Tote und glaubt nicht eine Sekunde daran, sie habe den Freitod gewählt. Gemeinsam mit Christian stellt sie Nachforschungen an und stößt in der adeligen Seebadgesellschaft der Belle Époque bald auf dunkle Geheimnisse …

Note 1-2: Dank der jungen, energischen Victoria, darf ich mich auf eine Reise auf die schöne Insel Norderney begeben, die auch schon vor über hundert Jahren absolut en vogue war. Ihr großzügiger Vater, der ihr einfach keinen Wunsch abschlagen kann, hat ihr diese Fahrt ermöglicht, damit sie noch ein wenig ausspannen kann, bevor sie den großen Schritt ins Berufsleben wagt. Heiraten steht nicht auf ihrem Plan, sie will frei sein! Auch der junge Journalist Christian Hinrichs hängt an seiner Freiheit und hat sich deshalb so weit weg wie möglich, hoch in den Norden, begeben. Er will eine Reportage über die Sommerfrische der gehobenen Gesellschaft schreiben, an eine Tote hat dabei natürlich niemand gedacht. Ehe es sich Victoria und Christian versehen, stecken sie mittendrin in den Mordermittlungen, denn sie haben ihre berechtigten Zweifel an den Methoden der örtlichen Polizei …
Die aus Norddeutschland stammende Autorin Elsa Dix, die sich nach eigenen Angaben stets zu Hause fühlt auf der Insel, hat mit „Die Tote in der Sommerfrische“ einen ganz wunderbaren Serienauftakt geschaffen. Atmosphärisch dicht und absolut authentisch beschreibt sie die damalige Zeit, in der die Dienstboten noch unsichtbar waren und es sich die Gutbetuchten im Urlaub an so gar nichts mangeln ließen. Man gab sich gern ein wenig prüde, doch hinter den Kulissen ging es oft hoch her. Dieser erste Teil war für mich eine absolute Punktlandung, und ich freue mich schon auf die nächsten Bände der Norderney Reihe mit Christian und Victoria. Von mir gibt es satte 4,5 Punkte verbunden mit einer unbedingten Leseempfehlung. Norderney … meine Neugier ist geweckt. Vielleicht sollte ich mir diese Insel mal ein wenig genauer anschauen …

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03. Als mir die Welt gehörte von Bastian Kresser (03/2023)

Man ist, wer man beschließt zu sein. Victor Lustig, bekannt als der Mann mit den tausend Gesichtern, erfand sich sein Leben lang neu. Vom Taschendieb mauserte er sich zu einem der berühmtesten und kreativsten Trickbetrüger, Geldfälscher und Hochstapler der Geschichte. Neben seinem größten Coup, dem erfolgreichen Verkauf des Eiffelturms an einen Schrotthändler, gelang es ihm unter anderem, Al Capone übers Ohr zu hauen sowie dermaßen viel Falschgeld drucken und in Umlauf bringen zu lassen, dass er beinahe das gesamte amerikanische Finanzsystem aus den Angeln hob. Doch was passiert, wenn der scheinbar unverwundbare Charmeur beschließt, sich nicht länger an seine eigenen Regeln zu halten? Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem FBI und dem Secret Service und das Netz zieht sich langsam zu.

Note 1: Mit großer Begeisterung habe ich die Romanbiografie über den Hochstapler Victor Ludwig gelesen, der mir bis dato genauso unbekannt war, wie der Autor Bastian Kresser selbst. Was bin ich froh, dass ich diese Tatsache geändert habe! Voller Neugier klappte ich das äußerlich sehr ansprechende Buch auf – mit Lesebändchen, ich liebe ja solche Details – und bevor ich’s mich versah, war ich regelrecht angefixt. Während die Lebensgeschichte des Protagonisten an sich ja schon spannend genug ist, hat mich Bastians Schreibstil total fasziniert. Durch geschickt eingesetzte Monologe Victors hatte ich oft das Gefühl, dass er mich direkt persönlich anspricht. Dann wieder erfährt man als Leser Ereignisse aus Victors Leben, indem er sich in Alcatraz mit Al Capone austauscht. Ich konnte das Buch, das inhaltlich in fünf Abschnitte aufgeteilt ist, gar nicht mehr aus der Hand legen. Jeder Abschnitt hat einen eigenen Charakter, mal rasend spannend, dann auch wieder nachdenklich machend und berührend. Das Schreibtalent aber auch die ausgeprägte Fantasie des Autors machen das Buch über Victors Ludwigs Leben zu einem erstklassigen Leseerlebnis, für das ich gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl vergeben möchte. Vielen Dank für diese vergnüglichen Lesestunden!

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04. Heldinnen werden wir dennoch sein von Christiane Wünsche (06/2023)

»Mein Zuhause – das seid ihr.« Susanne, Helma, Ellie, Ute, Marie: fünf Freundinnen, die seit ihrer Jugend eng verbunden sind – und ein Freund von damals, dessen plötzlicher Tod sie dazu bringt, nachzudenken: Über ihr Leben, ihre Entscheidungen, über Loyalität und ihre Erinnerungen, die ihre ganz eigenen Geschichten schreiben. Lange haben die Frauen nicht an Frankie gedacht und an den einen Abend, an dem er damals plötzlich verschwand. Doch jetzt ist es an der Zeit sich der Vergangenheit zu stellen.

Note 2: Ein langes Wochenende, ein schöner Schmöker, ein Glas Tee und eine bequeme Couch … hier passte wirklich mal wieder alles. Dank einer Lesechallenge ließ ich mich also auf besagtem Sofa nieder und war schnell eingetaucht in die Geschichte um die fünf Freundinnen, die sich schon aus Jungendzeiten kennen. Inzwischen sind sie Mitte fünfzig und haben so einige Höhen und Tiefen überstanden aber die Nachricht über den Tod des Freundes, der ihre kleine Clique damals immer wieder zum Lachen brachte, wirft sie doch aus der Bahn. In Rückblicken reflektieren sie über ihr Leben und was man besser hätte machen können. Kritisch stellen sie sich die Frage, ob sie gescheitert sind oder gewonnen haben und so manches Geheimnis findet den Weg an die Oberfläche. Warmherzig und gleichzeitig schonungslos ehrlich offenbarten sich mir als Leserin die Werdegänge von Susi, Helma, Ellie, Ute und Marie uns schnell waren mir die fünf ans Herz gewachsen. Vieles kam mir beim Lesen bekannt vor, viele ihrer Erfahrungen habe ich in meinem Leben selbst gemacht. Ich konnte mich mit den Frauen wunderbar identifizieren, auch ich war in jungen Jahren Teil einer für mich damals sehr wichtigen Clique. Meine Freundschaften von damals haben nicht überlebt, umso schöner fand ich es, dass die Romanmädels bis in die Gegenwart zusammengehalten haben. Gerne vergebe ich hier vier wohlverdiente Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus.

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05. Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte von Susan Fletcher (05/2023)

Saint-Rémy-de-Provence, 1889: Jeanne Trabuc ist fünfundfünfzig, die Kinder sind längst aus dem Haus, sie kommt wenig unter Leute. Ihr Mann Charles leitet die örtliche Heilanstalt, und von der einstigen Verliebtheit der beiden ist nichts mehr zu spüren. Eines Tages kommt ein neuer Patient in die Heilanstalt, ein Maler, über den gesagt wird, er schere sich nicht um Konventionen, und dessen neue Art zu malen unerhört sein soll. Jeanne begegnet ihm – es ist Vincent Van Gogh – beim Malen im Olivenhain, und die Gespräche mit ihm wecken in ihr Erinnerungen an ihre Jugend und an ihre ersten Ehejahre. Sie spürt wieder, wie frei sie sich als junge Frau gefühlt hat, und wie wunderbar die ersten Jahre mit Charles waren, als sie einander noch aufmerksam und voller Liebe zugewandt waren – und setzt alles daran, die einstige Verbundenheit wiederaufleben zu lassen.

Note 1: „Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte“ … dieser gut gewählte Titel, kombiniert mit dem wunderbaren Gemälde „Sternennacht“ von Vincent van Gogh auf dem Cover, hatte schnell meine Neugier auf dieses Buch geweckt. Der Roman handelt von dem Ehepaar Trabuc und eben jenem berühmten Maler, der ein Jahr seines Lebens im Sanatorium des Klosters Saint-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy-de-Provence verbrachte, wo er von Mai 1889 bis Mai 1890 psychiatrisch behandelt wurde. Charles Labuc ist der Leiter dieser Heilanstalt und seine Frau Jeanne ist … ja, was ist sie eigentlich außer einsam und unglücklich? Und so entwickelt sich aus der Einsamkeit heraus ganz leise und langsam eine Art Freundschaft zwischen ihr und dem Maler, sehr entgegen dem Wunsch ihres Mannes, der sie am liebsten ans Haus fesseln würde. Durch ihre Beziehung zu van Gogh lernt sie, sich selbst wieder zu finden und langsam, ganz langsam scheint sich auch die Nähe zu ihrem Mann wieder einzustellen …
Fast scheint es, als gebe die Autorin Susan Fletcher mit ihrem intensiven Schreibstil das Lesetempo vor. Es ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss und beim Lesen schnell merkt, dass man genau das will. Sie schafft es, nicht den berühmten Maler, sondern Jeanne in den Vordergrund zu stellen und dennoch wurde ich auf Vincent van Gogh so neugierig, dass ich fast gierig Informationen über ihn im Netz suchte. Eine Geschichte voller Melancholie und Hoffnung, deren Ende mich äußerst zufrieden zurückließ und die von mir verdiente fünf Sterne bekommt gepaart mit einer Leseempfehlung an alle die Leser, die auch gerne mal ein wenig entschleunigen möchten.

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06. Wunder gibt es immer wieder von Beate Sauer (06/2023)

1953 bezaubert die Krönungszeremonie von Elizabeth II. die Menschen vor den Fernsehbildschirmen. Das neue Medium bietet einen Blick in die große weite Welt, wie es ihn nie zuvor gegeben hat. Auch die siebzehnjährige Eva Vordemfelde ist begeistert von der jungen Königin, von der frischen Brise einer neuen Zeit und der Aussicht auf ein aufregendes, unabhängiges Leben. Ihrem Vater passen diese Ambitionen überhaupt nicht. Ein junges Mädchen gehört nach Hause. Als Eva sich auch noch in den unkonventionellen Journalisten Paul verliebt, setzt ihr Vater alles daran, seine Tochter den konservativen Regeln zu unterwerfen, die er für richtig hält. Doch Eva lässt sich nicht unterkriegen. Und als sie die unglaubliche Chance erhält, bei der Kostümbildnerin der »Sissi«-Filme zu lernen, setzt sie alles daran, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Note 1-2: Was für uns, die wir im Jahr 2023 leben, verstaubt und altmodisch klingt, ist für Eva, die in einem konservativen Haushalt der 50er Jahre aufwächst, täglich Brot. Ihr Vater fühlt sich als Patriarch und Bestimmer über die Belange aller Familienmitglieder und nimmt sich alle Rechte raus, die ihm seiner Meinung nach zu stehen. Während ihre Mutter dies mehr oder weniger stillschweigend in Kauf nimmt, fühlt Eva selbst sich zu Recht missverstanden und kämpft dagegen an. Sie möchte Kostümbildnerin und nicht Sekretärin und anschließend Mutter und Hausfrau werden, aber ihr Vater legt ihr nicht nur Steine, sondern ganz Felsbrocken in den Weg. Doch Eva denkt nicht daran aufzugeben und geht tapfer ihren Weg. Wird sie am Ende als Siegerin hervortreten?
Die Autorin Beate Sauer hat es mit ihrem Roman schnell geschafft meine volle Aufmerksamkeit zu erregen. Die Krönung der jungen Elisabeth von England und die Verfilmung von Sissi waren kleine Trigger, die mich schnell in die Story reinzogen und mich schließlich das Buch in fast einem Rutsch auslesen ließen. Die 50er Jahre kamen für mich absolut authentisch rüber und der Bezug zu tatsächlichen Ereignissen und Personen aus den 50er Jahren haben mich häufig zum Nachlesen im Internet angeregt. Ich für meinen Teil freue mich heute schon auf die beiden Folgebände und für diesen ersten Teil vergebe ich gerne 4,5 von 5 Sterne verbunden mit einer wärmsten Empfehlung.

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07. Die Halligfischerin von Karen Elste (09/2022)

Als der Ornithologe Brar seine Stelle auf Südfall antritt, ahnt er nicht, dass sich sein Leben ändern wird. Seine Freundin kommt mit der Einsamkeit auf der Hallig nicht zurecht. Ein Trost nach der Trennung sind die Gespräche mit seiner Jugendliebe Lena, die ihn ab und zu besucht. Gleichzeitig entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Brar und seiner einzigen Nachbarin Ines Nahnsen. Ines erzählt ihm von ihrer Nachkriegskindheit auf der Hallig und den Jahren auf Amrum, als sie in einem Hotel gearbeitet und sich in den verheirateten Sohn des Hauses verliebt hat. Aber dann erkennt Brar, dass Ines ihm etwas verschweigt - und dass ihr Geheimnis auch sein Leben auf den Kopf stellen könnte ...

Note 1-2: Warum ist Ines so offensichtlich mürrisch gegenüber dem Ornithologen Brar, als dieser von Bord der Fähre geht, die ihn zu seiner neuen Arbeitsstelle auf der Hallig gebracht hat? Sie ist doch sonst nicht so? Doch Brar lässt sich nicht beirren und versucht, zusammen mit seiner Freundin, in den neuen Gefilden heimisch zu werden. Schnell merkt er jedoch, dass das Leben auf der einsamen Hallig nicht für jedermann das richtige ist und so streicht Freundin Annika nach kurzer Zeit die Segel und verschwindet wieder aufs Festland und aus seinem Leben. Brar hingegen fühlt sich trotz des Alleinseins wohl und geht in seinem Beruf, den er schon fast als Berufung empfindet, ganz und gar auf. Gesellschaft leisten im ab und zu seine Jugendliebe Lena, vor allem aber seine Nachbarin Ines, zu der er sich irgendwie hingezogen fühlt. Auch sie genießt inzwischen seine Gesellschaft und so entwickelt sich zwischen den Beiden eine eigenwillige Freundschaft. Nach und nach offenbart Ines Brar ihre Vergangenheit, eine Vergangenheit, die das Leben des Ornithologen bald gehörig durcheinander wirbeln wird …
Wie schon im ersten Teil - Die Halligprinzessin -, der von mir mit fünf Sternen die Bestnote bekam, verzauberte mich die Autorin auch diesmal wieder mit ihrem anschaulichen Erzählstil. Beide Zeitebenen hatten ihren ganz besonderen Charme, der die Seiten beim Lesen wie von alleine umblättern ließ. Das emotionale aber keinesfalls kitschige Ende setzte dem Ganzen dann noch ein Krönchen auf und so vergebe ich hier gerne auch diesmal wieder die Bestnote und spreche eine absolute Leseempfehlung aus.

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08. Die Schuld der Anderen von Gila Lustiger (09/2016)

Ein Jahrhundertsommer über dem ganzen Land, ein Mordfall, dessen Lösung zu viele Fragen offen lässt, und ein hartnäckiger Journalist, der den Zweifel zum Prinzip erhebt: In unnachahmlichem Ton entwirft die Wahl-Pariserin Gila Lustiger ein Bild der »Grande Nation«, das Land und Leute lebendig werden lässt und einen der empörendsten Wirtschaftsskandale Frankreichs als packenden Ermittlungsfall präsentiert. Die Geschichte einer unfassbaren Verstrickung, atmosphärisch, spannend und klug – ein großer Gesellschaftsroman.

Note 1: Was für eine überraschende Entdeckung „Die Schuld der Anderen“ für mich war. Ich bin wirklich begeistert!!!
Der hartnäckige Journalist Marc Rappaport kann einfach nicht glauben, dass ein braver Familienvater vor fast dreißig Jahren einen Mord begangen haben soll, dessen Grausamkeit einen erschaudern lässt. Eine junge Prostituierte wurde tot aufgefunden und der Mörder soll nun durch einen dummen Zufall entdeckt worden sein? Marcs Jagdinstinkt ist geweckt und er verbeißt sich in diesen Fall als ginge es um sein eigenes Leben. Schnell wird klar, dass hier weitaus mehr dahintersteckt und sich die ganze Ermittlung zu einem Skandal ausweiten könnte. Bald lässt er keine Spur mehr aus und gräbt sich tiefer und tiefer in den Fall. Doch der Weg zur Lösung ist ein steiniger und schließlich begibt sich Marc kurz vor der Aufklärung selbst in die Schusslinie …
Dieser Kriminalroman der Autorin Gila Lustiger ist so viel mehr als nur ein Thriller in den Bestsellerlisten. Vielmehr gibt er einen tiefen Einblick in die französische Gesellschaft mit ihren Abgründen sogar auf höchster Ebene. Trotz ein paar Längen hat der Roman meiner Ansicht nach die Bestnote verdient, die ich gerne mit einer eindeutigen Leseempfehlung vergebe. Für mich ist das Buch eine tolle Entdeckung, die viel zu lange in den Tiefen meines SuBs schlummerte. Wie gut, dass ich es befreit habe …

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09. Ginsterhöhe von Anna-Maria Caspari (12/2022)

1919: Körperlich und psychisch schwer versehrt kehrt der junge Bauer Albert Lintermann in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Seine Frau Bertha begegnet ihm mit Abscheu und Entsetzen. Doch Albert lässt sich nicht unterkriegen, und es gelingt ihm, seinen Platz in der Familie und der Dorfgemeinschaft wiederzufinden, nicht zuletzt, weil ihm Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes, dabei hilft. Eine Zeitlang sieht es so aus, als könne das Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen: die Familie wächst, der Hof wird größer und trotz der zunehmenden Inflation hält der Fortschritt Einzug in Wollseifen. Bis die Nationalsozialisten in die karge ländliche Idylle einfallen und das Schicksal der kleinen Eifelgemeinde und ihrer Bewohner für immer besiegeln …

Note 2: Der auf Tatsachen basierende Roman der Autorin Anna-Maria Caspari deckt mit den Jahren von 1919 bis 1949 einen Zeitraum von 30 Jahren Leben in dem Ort Wollseifen ab, den ein tragisches Schicksal ereilen sollte. Er beginnt mit der Rückkehr des jungen Soldaten wider Willen namens Albert Lintermann, dem wie durch ein Wunder das Leben erhalten bleibt, er aber dafür durch eine schwere Verletzung im Gesicht entstellt ist. Voller Entsetzen begegnen ihm Manche, ganz besonders und für Albert sehr schmerzhaft, seine Frau Bertha. Doch das Leben muss weitergehen und bald schon steht seine restliche Familie hinter ihm und ihm scheint wieder ein wenig Licht am Horizont. Doch während es um Albert wieder heller wird, beginnen braune, bedrohliche Wolken am Horizont aufzuziehen. Es kann doch nicht wahr sein, dass schon wieder mit den Säbeln gerasselt wird?
Mit bildgewaltiger Sprache erweckt die Autorin die Gegend um den heutigen Eifelpark mit ihrer Geschichte zum Leben. Es war einst eine stille und karge Gegend, die durch den Größenwahn der Nationalsozialisten zum Spielball der Gegner im Zweiten Weltkrieg mutieren sollte. Eine erschütternde Entwicklung, wenn man bedenkt, dass dieser Teil des Romans den Tatsachen entspricht. Doch Frau Caspari vermittelt dem Leser auch Eindrücke in den ganz normalen Alltag der Familien in der Eifel, ihre Sorgen und Nöte aber auch ihre Freuden, die sie miteinander teilten. Ein Buch, in das ich eintauchen konnte und dennoch gibt es einen kleinen Sternenabzug, denn besonders zum Ende hin, scheint mir vieles zu gerafft, hundert Seiten mehr hätten nicht geschadet. Von mir gibt es daher vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung, für alle, die gerne in die Vergangenheit reisen, natürlich vor allem für alle Eifelkenner und -liebhaber. So nicht schon geschehen, ist die Geschichte um den Ort Wollseifen eine Wissenslücke, die unbedingt geschlossen werden sollte.

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Ich habe gehört:

01. Lichte Tage von Sarah Winman (02/2023)

Als sich Ellis und Michael das erste Mal begegnen, ist es, als hätte das Schicksal sie zusammengeführt. Erfüllt mit einer großen Sehnsucht nach Kunst und Poesie, entfliehen die beiden Heranwachsenden dem grauen Oxford in die Wärme und das Licht Südfrankreichs. Dort finden sie heraus, wer sie sein könnten. Und müssen entscheiden, wer sie sein wollen. Ein einzigartiger Roman über die Bande der Freundschaft und der Liebe.
Alles beginnt mit einem Gemälde, das Dora Judd an die Wand ihres Wohnzimmers hängt. Fünfzehn Sonnenblumen, wie sie van Gogh im warmen Licht Südfrankreichs malte. Jahre später reist ihr Sohn Ellis zusammen mit seinem besten Freund Michael der Sonne entgegen. Sie tauschen die grauen Straßen Oxfords, das Arbeiterviertel mit der Autowerkstatt und die Fäuste ihrer Väter gegen die Poesie und das Licht des Südens. Gemeinsam entdecken sie, welche Möglichkeiten ihnen das Leben eröffnet, doch auch die Prägungen ihrer Herkunft brechen immer deutlicher hervor. Dann tritt Annie in ihr Leben, und das ändert gleichzeitig nichts und alles. Sarah Winman hat einen unvergleichlich zärtlichen Roman über die Verflechtungen der Liebe und über die transformative Kraft der Kunst geschrieben.

Note 4-5: Ellis‘ Mutter Carol zieht ein Gewinnerlos bei einer Tombola. Entgegen den Wünschen ihres Mannes entscheidet sie sich für das Gemälde von van Gogh. Die beiden Freunde Ellis und Michael finden zueinander und werden erwachsen, doch das Bild ist schon längst in den Hintergrund getreten. Vielmehr geht es um die Selbstentdeckung der Jungs, ihre Liebe zueinander und schließlich auch der zu Annie, deren Auftauchen alles zu verändern scheint …
Hört sich gut an, findet ihr? Ihr habt nicht unrecht, aber dennoch konnte mich das Hörbuch in keinster Weise überzeugen. Ich vermisste den roten Faden, war verwirrt durch die ewigen Zeitsprünge, hätte gerne noch mehr über Annie und vor allem auch über die Rolle des Bildes erfahren. Wie doch so einige vor mir, hat mich das wunderschöne Cover verbunden mit dem Klappentext zu dem Buch hingezogen. Leider war die Umsetzung so unstimmig, dass ich hier nur zwei kleine gut gemeinte Sterne vergeben kann. Schade, ich hatte mir hier echt mehr erwartet.

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02. Einsame Nacht von Charlotte Link (09/2022)

Nicht einmal der Schnee verwischt alle Spuren … Kate Linville ist einem eiskalten Mörder auf der Spur. Mitten in den einsamen North York Moors fährt eine junge Frau allein in ihrem Wagen durch eine schneekalte Dezembernacht. Am nächsten Morgen findet man ihre Leiche, ihr Auto eingeschneit auf einem kleinen Feldweg abgestellt. Es gibt eine Zeugin, die beobachtet hat, dass ein Mann unterwegs bei ihr einstieg. Ihr Freund? Ein Fremder? Ihr Mörder? Kate Linville beginnt mit ihren Ermittlungen und stößt schnell auf einen Fall aus der Vergangenheit, in dem Caleb Hale damals ermittelt hat und der nie gelöst werden konnte …

Note 2: Ein Wiedersehen mit Kate Linville ist für mich inzwischen ein wenig wie nach Hause kommen. Mit „Einsame Nacht“ präsentiert die bekannte Autorin Charlotte Link bereits den vierten Teil der Reihe um die Ermittler Kate Linville und Caleb Hale, wobei letzterer ja inzwischen bei der Polizei den Hut nehmen musste. Doch in diesem neuen Fall, in dem es um gleich zu Anfang eine junge ermordete Frau geht, tritt er wieder aufs Tapet, denn schnell gibt es Vermutungen, dass dieser Mord mit einem Cold Case aus der Vergangenheit zu tun hat. Kann Kate sich auf ihren ehemaligen Partner verlassen? Der Tod der jungen Frau bleibt nicht das einzige Verbrechen, das auf Aufklärung wartet …
In verschiedenen Lesesträngen schafft es Frau Link auch diesmal die Spannung stets aufrecht zu erhalten. Immer wieder wird man als Hörer auf neue Fährten geschickt, nur im dann doch wieder im Dunkeln zu tappen. Langsam, aber sicher knüpft sie die Fäden zu einem Ganzen zusammen, um mit einer überraschenden und ausgesprochen genialen Aufklärung zu enden. Ein paar Längen, manchmal ein wenig zu deprimierend kosten dem englischen Krimi ein kleines Sternchen, dennoch hat mich das Hörbuch überzeugt und bekommt von mir absolut verdiente vier von fünf Sternen. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil, denn die Geschichte von Kate und Caleb ist noch nicht zu Ende erzählt.

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03. Helenes Versprechen von Beate Rösler (04/2021)

Um ihren Sohn zu retten, muss sie sich von ihm trennen New York, 1947: Die in die USA emigrierte Kinderärztin Helene Bornstein sieht nach beinahe zehn Jahren ihren Sohn Moritz wieder. Damals hatte sie ihn mit einem Kindertransport aus Frankfurt fortgeschickt. Jetzt ist Moritz seiner Mutter fremd geworden, aber ihr Versprechen hat er nie vergessen. Gelingt es den beiden, wieder zueinander zu finden? Und wird Helene Fuß in New York fassen, obwohl sie die Kinder, die ihr während des Krieges anvertraut worden waren, nicht vergessen kann? Da trifft sie eines Tages Leon, ihre erste Liebe, wieder. Ein bewegender Roman – inspiriert von der wahren Geschichte einer jüdischen Kinderärztin.

Note 2: Wie furchtbar muss es für eine Mutter sein, die Entscheidung treffen zu müssen, ihr Kind in ein fremdes Land zu schicken und wie sehr leidet ein Kind unter dieser Entscheidung? Helene und ihr Sohn Moritz durchleben dieses Ereignis und können dabei nicht ahnen, dass es lange neun Jahre dauern wird, bis sie sich wiedersehen. Als Helene 1947 endlich in New York ankommt, sind sich die Beiden fremd. Moritz kann nicht nachvollziehen, warum ihn seine Mutter so lange im Stich gelassen hat, während Helenes Schwester Marlis sich in seinem Leben gerade zu eingenistet hat und aus ihm einen waschechten Amerikaner gemacht hat. Helene hingegen ist eine gebrochene, verängstigte Frau, die sich ihren Platz im neuen Leben erst erobern muss. Zugleich wird in Rückblenden die Geschichte Helenes erzählt, wie sie sich – zurückgeblieben in Nazideutschland – den Belangen der Juden annimmt, sie medizinisch behandelt und versucht, so gut es eben geht, sie vor der Deportation zu bewahren …
Ich war ein wenig überrascht über die Geschichte, so wie sie geschrieben war, denn anhand des Klappentextes hatte ich eigentlich gedacht, dass die Geschichte ausschließlich in New York spielen würde und ich Helene und Sohn Moritz bei und nach der Wiedervereinigung begleiten würde. Doch die Kriegszeit in Europa nimmt einen großen Part im Buch ein und dieser war wahrlich keine leichte Kost. Helenes bewundernswerter Kampf gegen die Ungerechtigkeit des Naziregimes hat mich beeindruckt, besonders da man ja weiß, dass die Erzählung auf wahren Tatsachen beruht. Ganz hat es nicht für die Bestnote gereicht, aber ich vergebe sehr gerne solide vier von fünf Sterne verbunden mit einer Hörempfehlung. Mal wieder ein eindringliches Werk gegen das Vergessen!

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04. Die Affäre Alaska Sanders von Joel Dicker (06/2023)

April 1999. Im friedlichen Mount Pleasant an der amerikanischen Ostküste wird die Leiche der jungen Alaska Sanders geborgen. Die Geständnisse eines Verdächtigen und seines Komplizen genügen, um die Ermittlungen zu einem raschen Erfolg zu führen.
Juni 2010. Sergeant Perry Gahalowood, der seinerzeit von der Schuld des Verdächtigen restlos überzeugt war, erhält ein anonym eine verstörende Nachricht. Was, wenn er damals die falsche Fährte verfolgt hat? Gemeinsam mit seinem Freund, dem Schriftsteller Marcus Goldman, dessen Erfolg »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert« vor der Verfilmung steht, rollt er den Fall neu auf – und fördert Details aus Alaskas Vergangenheit zutage, die die damaligen Ereignisse in ein völlig anderes Licht rücken ...

Note 1: Mit Sergeant Perry Gahalowood und Schriftsteller Marcus Goldman treffen wir in dem Buch „Die Affäre Alaska Sanders“ auf zwei alte Bekannte. Wie schon im Vorgängerband verfolgen sie die Fährte um den Tod einer jungen Frau. Eigentlich war Alaskas Mord damals im Jahr 1999 schnell und zufriedenstellend aufgeklärt worden, doch dann kommen dem Sergeanten gute zehn Jahre später Zweifel. Alles deutet darauf hin, dass die Polizei damals den falschen Mann verdächtigt und verhaften hat. Gemeinsam mit Marcus begibt er sich auf Spurensuche …
Man muss sie ja mögen oder auch nicht, die etwas langgezogene und oft sprunghafte Schreibweise des inzwischen sehr erfolgreichen Autors Joel Dicker. Ich falle in Kategorie eins, denn auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Der Hörbuchsprecher Torben Kessler, der mich durch alle vergangenen Dicker Bücher begleitete, machte es mir auch diesmal leicht, in die Geschichte einzutauchen. Immer neue Wendungen führen den Hörer auf vermeintliche Spuren, die jedoch stets in einer Sackgasse landen. Die vermeintlichen Aufklärungen und Täterbestimmungen scheinen schlüssig nur um dann eine Hörstunde später wieder über den Haufen geworfen zu werden. Das Ende birgt nochmals eine Überraschung in sich, mit der ich nicht gerechnet hatte. Über die Hörstrecke von 18 Stunden traf ich übrigens Harry Quebert, die Baltimores und sogar Stephanie Mailer hatte einen kleinen Gastauftritt. Für mich ganz großes Kino, das mich bestens unterhalten hat und wofür ich gerne die volle Punktzahl vergeben möchte. Ich bin gespannt, was uns der Autor als nächstes präsentieren wird, er ist doch bestimmt schon wieder am tüfteln …

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05. George Sand und die Sprache der Liebe von Beate Rygiert (10/2019)

Paris im Jahr 1831: Als George Sand die Redaktionsräume des renommierten Le Figaro betritt, hat sie ihr adeliges Leben sowie ihre unglückliche Ehe hinter sich gelassen und ist bereit für einen Neuanfang: Ihre Leidenschaft sind die Worte, ihnen wird sie von nun an ihr Leben widmen – und der Liebe. Tagsüber arbeitet sie als Journalistin, nachts an ihren Romanen. Und sie bricht Tabus. In ihren Büchern, in denen sie die Liebe leidenschaftlich verficht, und in ihrem Privatleben, wenn sie ihre Liebschaften öffentlich macht, in einer Zeit, als für Frauen Ehebruch noch unter Strafe stand.

Note 2: Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil hat das Pech im Jahr 1804 geboren zu werden, eine Zeit, in der Frauen sich den Männern unterzuordnen hatten. An eine eigenständige Karriere war nicht zu denken, Haus und Familie sollten die Erfüllung sein. In einem ersten Aufbäumen heiratet sie gegen den Willen der Mutter den mittellosen Leutnant Casimir Dudevant, illegitimer Sohn eines Barons, der sich bald als herrschsüchtiger Choleriker entpuppt. Sie verlässt ihn daraufhin im Jahr 1931 um sich in Paris unter ihrem „nom de plume“ George Sand schriftstellerisch zu verwirklichen. Die beiden Kinder bleiben vorerst beim Vater und George reicht die Scheidung ein. Ein selbstauferlegtes arbeitsreiches Leben, gesäumt von Erfolgen, Liebhabern, Reisen und vielen prominenten Namen aber auch immer wieder Rückschlägen steht ihr bevor …
Die Autorin Beate Rygiert hat die Lebensgeschichte dieser mehr als interessanten Frau aufgegriffen und aus der Versenkung geholt. „Sehr zu Recht“, dachte ich, nachdem ich das Hörbuch beendet hatte. George Sand setzte sich im frühen 19. Jahrhundert gegen alle Konventionen durch und erreichte dadurch eine Unabhängigkeit, die in dieser Art den meisten Frauen verwehrt blieb. Die Autorin aber auch die wunderbare Hörbuchsprecherin Tessa Mittelstaedt machen diese Romanbiographie zu einem wahren Hörerlebnis. Ich hätte mir ein klein wenig mehr Mallorca und Chopin gewünscht, aber ansonsten lässt das Hörbuch keine Wünsche offen. Von mir gibt es vier von fünf Sterne verbunden mit einer absoluten Hörempfehlung.

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06. Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße von Maxim Leo (02/2022)

Im September 2019 bekommt Michael Hartung, erfolgloser Videothekenbesitzer, Besuch von einem Journalisten. Der recherchiert über eine spektakuläre Massenflucht aus der DDR, bei der 127 Menschen in einem S-Bahnzug am Bahnhof Friedrichstraße in den Westen gelangten. Der Journalist hat Stasi-Akten entdeckt, aus denen hervorgeht, dass Hartung, der früher als Stellwerksmeister am Bahnhof Friedrichstraße gearbeitet hat, die Flucht eingefädelt haben soll. Hartung dementiert zunächst, ist aber nach Zahlung eines ordentlichen Honorars und ein paar Bieren bereit, die Geschichte zu bestätigen.
Schließlich war er noch nie bedeutend, noch nie ein Held, und wenn es nun mal so in den Akten steht … nur wenig später reißen sich die Medien um ihn, Hartung wird vom Bundespräsidenten empfangen, seine Geschichte soll Vorlage für ein Buch und einen Kinofilm werden. Hartungs Leben fühlt sich plötzlich traumhaft und leicht an.
Doch dann trifft er Paula, sie war als Kind in jenem S-Bahnzug, der in den Westen umgeleitet wurde. Die beiden verlieben sich – und Hartung spürt, dass er einen Ausweg aus dem Dickicht der Lügen finden muss. Obwohl es dafür eigentlich schon zu spät ist.

Note 3: So kann es gehen … von einem Tag auf den anderen wird der eher unscheinbare und wenig erfolgreiche Videothekenbesitzer Michael Hartung ins Rampenlicht gezerrt. Gegen seinen Willen erst, denn die Geschichte, die ein Journalist über eine Massenflucht vom Bahnhof Friedrichstraße veröffentlichen will, geht ihn ja nichts an, denkt er. Oder vielleicht doch? Schließlich war er ja wirklich Stellwerksmeister damals an jenem vermeintlichen Tag! Und so beginnt er schließlich Gefallen an dem Gedanken zu finden, selbst einmal im Mittelpunkt zu stehen. Er fängt an, an den angeblichen „Tathergang“ zu glauben. Tja, bis er dann Paula trifft, die seinem Leben auf einmal einen Sinn zu geben scheint, die ihn bewundert und ihm Selbstvertrauen gibt, die er ja aber in Wirklichkeit belügt. Er will das nicht und rudert verzweifelt gegen die Unwahrheiten an. Hat er sich bereits zu tief verstrickt oder kann es doch noch ein Happy End geben?
Die Idee zu diesem Roman birgt riesiges Potential ein richtiger Knüller zu werden. Es beginnt auch unheimlich stark und so war ich von der ersten Hälfte auch total gefesselt und konnte gar nicht aufhören zu lauschen. Doch dann begann die Story abzuflachen und nahm eine Wendung, mit der ich nicht wirklich zurechtkam. Gespickt mit zu vielen „Ossi-Wessie“ Witzen und wenig sinnigem Geplänkel begann mir Hartung zu entgleiten. Was anfangs als spannend-komische Hochstaplergeschichte anfing, verlor gegen Ende hin immer mehr Energie, so dass sie mich ein wenig enttäuscht zurück ließ. Von mir gibt es leider nur drei von fünf Sternen. Tolle Idee, die schlussendlich an der Umsetzung scheiterte.
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 14. Jul 2023, 10:33

Besser spät als nie ;)
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von leseleo » 17. Jul 2023, 17:22

engineerwife hat geschrieben:
14. Jul 2023, 10:33
Besser spät als nie ;)
Absolut ;)

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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 18. Jul 2023, 09:53

Ein bisschen Senf von mir :)

1.Die Frauen vom Lindenhof (Teil 1) – Katharina Oswald (01/2023)- LK – Note 2
*Hat mir gefallen und mich gut unterhalten

Das lese ich auch demnächst, bin schon gespannt :)

2. Sehnsucht nach Licht – Kati Naumann (10/2022) – LK – Note 2
*Eine schöne Familiengeschichte, aber irgendwas hat mich manchmal am Schreibstil gestört auch wenn ich gar nicht wirklich sagen kann was.

Hier habe ich tatsächlich fünf Sterne vergeben

3. Atlas – Die Geschichte von Pa Salt – Lucinda Riley /Harry Whittaker (05/2023) – ebook – Note 1
*Das hat mir richtig gut gefallen und war tatsächlich mal wieder ein Buch das ich kaum aus der Hand legen konnte. Auch wenn das Ende doch recht früh abzusehen war. Schade das die Reihe jetzt zu Ende ist.

Hier muss ich tatsächlich noch die zwei Vorgängerbände hören, aber dann! Freue mich schon darauf.

7. Elternhaus – Ute Mank (07/2023) – Note 2
*Etwas tiefgründiger als meine vorherigen Bücher. Hat mir gut gefallen auch wenn der Schreibstil manchmal etwas sperrig war. Nach dem Klappentext hatte ich ein bisschen was anderes erwartet , hat mir aber trotzdem gut gefallen.

Hiermit habe ich auch schon geliebäugelt ... mal sehen, ob es mir irgendwann mal in die Hände fällt ;)
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 18. Jul 2023, 09:58

Auch hier ein wenig Senf :)

Straße des Ruhms Caldwellsaga Bd 3 Kate O'Hara **
der dritte Band hat mir leider gar nicht mehr gefallene, es ging nur um Intrigen, Macht und Drogen etc., habe es in der Mitte nur quer gelesen und die lezten 100 Seiten ;)

Schade, dass dir der letzte Teil nicht mehr gefallen hat. Ich hatte vier Sterne vergeben mit dieser Bemerkung: "Würdiger Abschluss einer spannenden Trilogie ... aber hier wären hundert Seiten weniger nicht verkehrt gewesen."

Der nahende Sturm. Hansen-Saga von Ellin Carsta ***+
war ok, aber etwas flach... werde trotzdem weiterlesen, spannend war es doch als man befürchtete das Geheimnis über die heimliche Liebschaft mit Hamza damals könnte herauskommen.

Ich fand diesen Teil im Vergleich zum Vorgänger wieder recht spannend.

Als wir von Schönheit träumten von Ines Thorn ****+
hat mir auch sehr gut gefallen, das Leben in der jungen DDR, zwei junge Schwestern suchen ihren Weg und der ist nicht immer leicht mit den üblichen Einschränkungen... teilweise etwas naiv darum ein halber Stern Abzug, hat mir aber besser gefallen als die Freundinnen vom Strandbad.

Liegt auf dem WB SUB ;)
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von TauschmitTaxina » 18. Jul 2023, 11:21

ich freue mich sehr dass ich zur Zeit auch schon die Halligfischerin lesen darf, gefällt mit wieder sehr gut, bin erst in der Mitte...
Ich lese: Himmelstürmerinnen (WB)
Warten: #Liebenberg 3 (WB) usw.
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von engineerwife » 18. Jul 2023, 11:34

TauschmitTaxina hat geschrieben:
18. Jul 2023, 11:21
Ich freue mich sehr, dass ich zur Zeit auch schon die Halligfischerin lesen darf, gefällt mit wieder sehr gut, bin erst in der Mitte ...
Oh, da bist du ja fix ... war ja aber auch ein Herzenswunsch von dir ... :)
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Re: was habt ihr im JUNI 2023 gelesen?

Beitrag von TauschmitTaxina » 18. Jul 2023, 13:44

engineerwife hat geschrieben:
18. Jul 2023, 11:34
TauschmitTaxina hat geschrieben:
18. Jul 2023, 11:21
Ich freue mich sehr, dass ich zur Zeit auch schon die Halligfischerin lesen darf, gefällt mit wieder sehr gut, bin erst in der Mitte ...
Oh, da bist du ja fix ... war ja aber auch ein Herzenswunsch von dir ... :)
ja das passte grad gut 8-)
so direkt nach dem Paket und grad keine WBs ;)
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