Der König von Berlin
gut
Es ist eben wirklich in erster Linie ein Kriminalroman! Zudem ein richtig guter, der beileibe nicht so wirkt, als hätte Evers eine seiner Kurzgeschichten krampfhaft in die Länge gezogen, sondern der mit Spannung, unvorhersehbaren Wendungen und jeder Menge Opfer (wenn man die Ratten miteinbezieht ;-)) aufwarten kann.
Natürlich sind seine Protagonisten mehr oder weniger schrullig und der Humor kommt auch nicht zu kurz, dennoch liegt eine gewisse Ernsthaftigkeit und auch Recherchearbeit zu Grunde (anders hätte ich mir sein Insiderwissen rund um das Kammerjägermilieu auch nicht erklären können ;-)). Sehr schön ist auch porträtiert, wie Zugezogene und Aussenstehende Berlin erleben können und zuweilen sogar müssen: Der Hauptkomissar wird zum Vergnügen der Einheimischen z.B. erstmal in die Pampa geschickt, wenn er nach dem Weg fragt und kommt deshalb oft viel zu spät zur Arbeit und/oder zum Tatort. Auch sonst hat er nix zu lachen, denn seine Kollegen nehmen "das Landei" zu gerne "großstädtisch" auf den Arm - und er fällt immer wieder darauf herein. Wahrscheinlich schwingt da latent auch etwas Autobiografisches mit...
Ein großes Thema ist auch die gepflegte Männerfeindschaft zwischen dem Komissar und dem Kammerjäger, die sich aus Schultagen kennen. Hach, wie herzerfrischend zu lesen, wenn beide erkennen, dass sie sich zusammenraufen müssen (und irgendwie auch wollen), aber ihre Feindschaft nicht gefährden möchten...