Berlin, irgendwann in einer nahen Zukunft. Gerade ist ein Liebespärchen wieder zu Hause angekommen, Derda und Dieda. Nach einem Cybertrip in die Matrix geht's auf eine Tour durch die Szenen der Stadt. Drogenumnebelt machen die beiden ein Kind. Jahre später macht die kleine Familie eine Landpartie an die verseuchte Küste. Der Junior hat eine Begegnung der dritten Art, geht später in der Stadt verloren und schließt sich einer Gang an. Er verliebt sich, doch das Glück ist nur von kurzer Dauer...

"Future Subjunkies" spielt in einer Welt, die irgendwo zwischen Bladerunners Großstadt und Akte-X angesiedelt ist. Verrückte Kulte und virtuelle Realitäten lenken von einem tristen Alltag ab, der ebenso grau wie unwirklich wirkt. Die Handlung ist Nebensache, fast schon banal. Alltäglich halt. Filme wie "Bladerunner" und Bücher wie "Neuromancer" zeigen die Heldentaten außergewöhnlicher Einzelner in einer kaputten, düsteren Zukunft - "Future Subjunkies" dagegen den tristen Alltag der Durchschnittsmenschen.

Die betonverpflasterte, pflanzenfreie Stadt der "Subjunkies" ist in Pastellfarben gehalten und wirkt unwirklich wie ein Aquarell. Nur auf Droge oder in der künstlichen Cyberwelt benutzten die Macher kräftige Farben. Die Entfremdung der Protagonisten und ihre Fluchten in Scheinwelten werden so spürbar. Es ist die Sicht von Menschen, deren Hoffnungen und Träume sich schon lange nicht mehr um diese Wirklichkeit drehen, und das ist hervorragend umgesetzt.
Future Subjunkies - Rueckseite

Die Dialoge sind kurz, seltsam leer, phrasenhaft - und passen zu den Zeichnungen. Für die Figuren ist ihre kranke Umgebung normal und keiner weiteren Kommentare wert. Diese Sprachlosigkeit verleiht der Handlung einerseits eine "Selbstverständlichkeit" und schafft zugleich Distanz. Die futuristischen und surrealistischen Übersteigerungen, die man bei Seyfried sonst so findet, sind hier seltener und fügen sich besser in den Hintergrund ein.

"Future Subjunkies" ist ein seltsamer Underground-Comic: Ambitionierter als Seyfrieds sonstige Werke, weniger auf Bildwitz und Sprachspiele aus, eigenartig melancholisch, spricht es mich einerseits nicht wirklich an. Es ist sperriger. Der Einfluß der Mitschreiberin Ziska ist deutlich zu erkennen. Wer Cyberpunk mag und sich immer schon gefragt hat, wie diese Welten der nahen Zukunft sich wohl für Leute anfühlen mögen, die weder die Konzerne unterwandern noch Replikanten jagen, wird diesen Comic und seine Fortsetzung "Space Bastards" mögen. Fans von Seyfrieds sonstigen Werken sollten diesen Comic nicht blind kaufen - trotz einiger Gags und Anspielungen ist er anders als das, was man sonst von ihm gewohnt ist.

"Future Subjunkies" ist ambitioniert, ungewöhnlich, mehrdeutig, läd zum Mehrfachlesen ein. Wie jede gute SF sagt auch dieser Comic ein wenig über unsere Zukunft und viel mehr über unsere Gegenwart aus. Die resignative, passive Haltung der Helden - die ist aus dem Leben gegriffen, aber sie ist nicht unbedingt sympathisch.