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Gottes zweite Garnitur

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Einstelldatum: 29.01.2021
Autor: Willi Heinrich
Medium: Hardcover
Verlag: Rütten und Loening
Jahr: 1962
Seitenzahl: 416
Gewicht(g): 410
Sprache(n): Deutsch
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3 - Ordentlich
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Buch ohne Schutzumschlag ,gut erhalten ganz dezent nachgedunkelt, ohne Knicke und Abgriffe

Beschreibung

Leseprobe:

Sie sah ihm nach, wie er zur Tür ging, ein mittelgroßer, untersetzter Mann, breitschultrig und ohne Taille, mit kleinen Fettwülsten an den Hüften, rötlich behaarten Beinen, dicken Muskel-strängen an den gedrungenen Oberschenkeln und kurzem, starkem Nacken. Die kreisrunde Glatze an seinem Hinterkopf war in den letzten Jahren noch größer geworden, die dunkle Warze am rechten Schulterblatt ebenso. Als sie ihn zum erstenmal gesehen hatte, war sein Haar noch dicht gewesen, seine Taille schmal und die Hüften knochig. Zweimal in der Woche war er rudern gegangen. Jeden schönen Sonntag hatten sie irgendwo am Wasser verbracht, aber seit zwei Jahren redeten sie nicht mehr davon. Seine Veränderung hatte sich so allmählich vollzogen, daß sie ihr kaum aufgefallen war, und eines Tages würde sie sich daran gewöhnt haben, daß er einen Bauch, einen kahlen Schädel und schlechte Manieren hatte. Eines Tages würde sich nichts mehr in ihr dagegen aufbäumen, nichts gegen ihn und nichts gegen sich selbst, sie würde genauso selbstzufrieden und gleichgültig werden wie er, sie würde genauso aus dem Bett klettern, sich waschen und über belanglose Dinge reden, als hätte sie gerade eine Routinearbeit erledigt. Eines Tages würde sich noch mehr verändert haben als in den verflossenen fünf Jahren, aber wahrscheinlich würde sie sich dann ebenso daran gewöhnt haben, wie sie sich bisher daran gewöhnt hatte.
Ihre eigene Veränderung vollzog sich gleichfalls unmerkbar. Sie ertappte sich zwar manchmal dabei, daß sie sich weniger sorgfältig frisierte als früher, daß es sie eine Überwindung kostete, ein anderes Kleid anzuziehen, wenn sie zu ihm ging, daß sie kaum mehr in den Spiegel schaute und nur noch ganz selten das Bedürfnis verspürte, ihren Lippenstift zu wechseln. Sie puderte sich auch nicht mehr. Seit sie festgestellt hatte, daß er es ignorierte, verzichtete sie darauf. Sie war noch nicht alt genug, sich den Verzicht nicht leisten zu können, und sie wußte, daß sie auch ohne Schminke schön war. So gleichgültig sie aber ihrem Äußeren gegenüber sein konnte und sowenig sie sich darum bemühte, ihre ohnedies auffällige Erscheinung hervorzuheben, so peinlich war sie auch darauf bedacht, nichts an sich zu dulden, was sich nicht mit Hilfe einfachster Mittel wieder hätte korrigieren lassen.

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