von den 600 Strophen dieses Buches sind 380 in keiner Sammlung enthalten ++++ Wer prüde ist, hat es schwer und tut gut daran, sich mit Gleichgesinnten zu verbinden. Man erkennt sie neuerdings daran, daß sie mit einem Schrubber unterm Arm ins Kino gehen. Sie nennen es "Aktion Saubere Leinwand" und sind darauf versessen, der notleidenden deutschen Filmwirtschaft nach Kräften zu helfen und die von üppigem Gebrauch fleckig gewordenen Leinwände zu putzen und zu weißein. Aufs Wort befolgen sie die Aufforderung "Mach dir ein paar schöne Stunden, geh ins Kino" -- es befriedigt sie ganz ungemein. Wo die Unmoral öffentlich geworden ist, braucht es Bataillone moralischer Putzfrauen. Wo kämen wir denn hin, wenn jedermann sich nur um seine eigene Moral bekümmerte und sie zu pflegen, zu schützen zu hätscheln unternähme, wann immer ihn die Notwendigkeit und Lust anwandelt. Wer so verfährt, vergeht sich an seinem unmündigen Mitbürger, der immerhin so verantwortungsbewußt ist, jedweden Nachbarn für unmündig zu halten. Erst die Summe der Unmündigen ist mündig, moralisch nur, was in Massen auftritt, sauber allein die Aktion. Der einzelne, nämlich, ist viel zu sehr beschäftigt unter- und oberhalb der Moral, als daß er auf Sauberkeit noch achten könnte, man bekleckert sich allenthalben. Dies Opfer, der Gesellschaft täglich dargebracht, muß dieselbe honorieren. Die Gesellschaft hat diejenigen vor der Berührung mit Unsauberem zu schützen, die der Gesellschaft zuliebe für ihren Hausgebrauch soviel Sauberkeit nicht mehr zustande bringen. Wenigstens für ein paar schöne Stunden im Kino soll die Welt so ordentlich sein, wie wir sie sonst nicht zu machen schaffen. Saubere aller Länder, vereinigt euch: Schon ist es gelungen, die saubere Bombe zu produzieren, unvergleichlich harmlos gegen das rüde Ding von Hiroshima. Was unserem Kino fehlt, ist die saubere Sexbombe.