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von Ivabo Dwedi » 21. Mai 2024, 12:58
2. Nacht
Als Java und Leseratze die Gartenanlage verließen, bekam das kaum jemand mit – erst am nächsten Morgen sollten sie bemerken, dass die beiden fehlten. Beobachtet worden waren sie nur von LESELAUNE, die sich gewundert, aber auch darüber gefreut hatte, als sie Java und Leseratze liebevoll umarmt hatte davon gehen sehen. Sie konnte es nachvollziehen, der Druck war sicher nicht einfach gewesen, wo doch beide unter Verdacht gestanden hatten, Xenias Blumen vergiftet zu haben. Und Leselaune war sich dabei gar nicht sicher, ob nicht doch eine der beiden... oder vielleicht doch nicht? Was würde nun passieren? Leselaune hatte Angst. Angst um ihren Garten. Am nächsten Abend stand die Beurteilung des Gartenteils an, der ihr am allermeisten bedeutete. Es war das Thema „Essbare Gärten“: Jeder Wettbewerber hatte die Aufgabe gehabt, auf dem Gelände Küchenkräuter unterzubringen oder auch andere Pflanzen, die zum Verzehr geeignet seien. Leselaune, deren zweitliebstes Hobby neben der Gartenarbeit das Kochen war, hatte ihren Essbaren Garten einmal komplett um ihr Gelände herum angelegt, rundherum befand sich ein 80cm breiter Streifen, in dem sich alles fand, was man an Kräutern in der Küche verwendete: die Standards wie Petersilie, Schnittlauch, Koriander und Basilikum ebenso wie eher exotische Kräuter wie Perilla, Zitronengras und Sternanis fanden sich. Es gab eine Ecke, in der 12 verschiedene Arten von Minze wuchsen. Genau gegenüber in der anderen Ecke drängten sich Rucola, Sauerampfer und Postelein. In einer Spirale wuchsen Pimpinelle, Kerbel, Kresse, Schnittlauch, Petersilie, Sauerampfer und Boretsch – und jeder echte Kenner wusste sofort: hier arbeitet eine Liebhaberin der Frankfurter Grünen Soße, für die man genau diese Kräuter brauchte. Mittig hinten hatte Leselaune einen Erdhügel aufgeworfen, der über und über mit Walderdbeeren bedeckt war. Gleich daneben ein Strauch Johannisbeeren, ein weiterer mit Stachelbeeren, umrundet wurde diese Abteilung von Hedielbeersträuchern. Leselaune hatte sich damit solche Mühe gegeben und jetzt befürchtete sie, dass irgendetwas passieren würde, so wie es Xenia passiert war. Diese Gedanken ließen Leselaune einfach keine Ruhe, sie konnte am Abend keinen Schlaf finden. Und beschloss, nochmal in ihren Garten zu gehen, nachschauen, ob nichts seltsames geschehen sei, ob nicht auch bei ihr seltsame Substanzen ins Beet gegossen wurden. Und dann stockte ihr der Atem, als sie an ihrem Garten ankam. Da schlich tatsächlich eine vermummte Gestalt durch ihren Garten. Es war dunkel, LeseLaune konnte nicht viel erkennen, was die Person tat, aber es schien doch kein gewöhnlicher Besuch zu sein. Doch dann konnte sie erkennen, dass die Person ansetzte Pflanzen herauszureißen, da lag schon auf dem Weg der große Lavendelbusch, er musste ein großes Loch im Boden hinterlassen habe. Und jetzt bewegte sich diese verflixte Figur auf die Kletterwand mit Kapuzinerkresse und anderen essbaren Blüten zu. In Leselaune wallte die Wut hoch und sie fing an zu schreien, schon hatte sie nach einem Spaten gegriffen, um auf den Übeltäter einzudreschen. Der aber schaltete schnell und war mit 2-3 Sprüngen dem Garten entflohen und rannte wie vom Teufel gejagt davon, schnell verschwand er im Dunkeln. LeseLaune blieb entsetzt zurück. Es war tatsächlich ein Anschlag auf ihren Garten verübt worden. Sie war sich jetzt sicher, dass auch das Verblühen in Xenias Garten kein Dummerjungenstreich gewesen war. Hier wollte jemand die Konkurrenz ausschalten! Vermutlich hatte der auch ordentlich gegen Java und Leseratze gestänkert, so dass die beiden sich nicht mehr gut gefühlt und aufgegeben hatten. Jetzt galt es noch mehr aufzupassen.
LeseLaune holte sich eine Taschenlampe und ging ihren Garten ab. Sie zählte ihre Pflanzen, ob noch alles da sei. Ja, 9 mal Petersilie, ebenso 9 mal Schnittlauch ... die 10 Erdbeerpflanzen kuschelten sich wie immer aneinander, drum herum 10 kleine Blaubeersträucher, und im ganzen Beet verteilt ingesamt 14 Salbeisträucher, auch 14 mal Kresse … als LeseLaune mit der Prüfung fertig war, konnte sie erleichtern feststellen, dass sie rechtzeitig gekommen war, wer auch immer sich an ihrem Garten zu schaffen gemacht hatte, hatte nur wenig Schaden anrichten können. Der Lavendelbaum wäre schnell wieder eingesetzt und auch sonst war nichts geschehen, was nicht bis zum Morgen wieder hergerichtet wäre, wenn die Juroren ihren Garten bewerten kamen. LeseLaune machte sich direkt an die Arbeit und hatte schon bald alles um sich herum vergessen.