Na, habt ihr noch dran geglaubt? Hier kommt nun tatsächlich meine Liste ...
Ich habe gelesen:
01. Wie ein fernes Lied von Micaela Jary (08/2015)
Hamburg, 1939: Verzweifelt sieht Marga dem Zug hinterher, mit dem ihr Jugendfreund Michael in die Ferne reist. Seit sie denken kann, ist sie in den jüdischen Klarinettisten verliebt, zahllose Stunden verbrachte sie mit ihm in den Tanzlokalen der Hamburger Swingjugend. Obwohl seine Herkunft ihn zur Emigration nach Paris zwingt, ist Marga fest entschlossen, ihn wiederzusehen. Denn ihre Liebe ist wie ein Lied, das niemals verklingt. Doch in dessen süße Melodie mischen sich schon bald die kalten Klänge des Krieges...
Note 1: Mal wieder ein Roman auf zwei Zeitebenen, der es in sich hat. Er beginnt in Hamburg zu Anfang des zweiten Weltkriegs und wechselt sich szenenweise mit dem Jahr 1999 in Paris ab. Die große Liebe der beiden Protagonistinnen Marga und Andrea zur Musik verbindet die unterschiedlichen Schauplätze.
Sehr gefühlsbetont entführt uns die Autorin in die Welt des Swings der 30er, 40er Jahre, die Hitler und seinen Anhängern ein solcher Dorn im Auge waren. Man sollte meinen, Musik macht glücklich aber die Nazis schafften es, dieses Vergnügen zunichte zu machen. In vielen Cafés wurden Schilder mit der Aufschrift "Swing tanzen verboten" aufgehängt, später kamen die Anhänger sogar in Arbeits- und Konzentrationslager. Margas große Liebe Michael hatte gleich zweimal den schwarzen Peter gezogen. Er fühlte sich der Swingjugend zugehörig und war Jude. Eine denkbar schlechte Konstellation! Wie wird es für ihn weitergehen?
Auch Andrea Kramer hat ihr Herz an die Musik verloren und verdient sich damit mehr schlecht als recht ihren Lebensunterhalt in Paris während des Studiums. Ein alter Mann und die Nachricht, dass sie vielleicht gar nicht von ihren Großeltern abstammt, bringen den Stein ihrer Recherche nach der Vergangenheit ins Rollen …
Micaela Jary schafft es in altbekannter Manier den Leser sofort in die Geschichte einzubinden. Man hofft auf ein gutes Ende, fiebert der Aufklärung entgegen und fragt sich zwischendurch: „War es wirklich die große Liebe?“ Obwohl am Ende fast ein paar zu viele Zufälle aufeinander treffen, möchte ich diesem Buch die Bestnote geben und empfehle die Lektüre gerne weiter.
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02. Der Fälscher von Cay Rademacher (11/2014)
Kommissar Staves dritter Fall.
Hamburg: Bei einem Routineeinsatz wird Oberinspektor Frank Stave niedergeschossen. Er kommt davon, aber wechselt von der Mordkommission zum Chefamt S, das den Schwarzmarkt bekämpft. Dort wird Stave gleich mit einem rätselhaften Fall konfrontiert: Trümmerfrauen haben in den Ruinen eines Kontorhauses Kunstwerke aus der Weimarer Zeit gefunden – gleich neben einer Leiche, deren Identität der Kollege von der Mordkommission offenbar gar nicht aufklären will. Kurz darauf vertraut ihm Lieutenant MacDonald ein weiteres Problem an: Auf dem Schwarzmarkt sind rätselhafte Geldscheine aufgetaucht, deren Existenz die geheimen Pläne der Alliierten stört. Der Oberinspektor entdeckt bald seltsame Parallelen zwischen den beiden Fällen. Als der Tag X gekommen ist – die Einführung einer neuen Währung, über die schon seit Wochen in der Stadt gemunkelt wird –, scheint Stave kurz vor der Lösung zu stehen. Doch die Wahrheit ist gefährlich, und nicht nur für ihn allein …
Note 3: Alles in allem hat mir die Trilogie um Oberinspektor Frank Stave sehr gut gefallen. Mit viel Liebe zum Detail hat Cay Rademacher recherchiert und seine Recherchen in spannenden Kriminalfällen, die gleich nach dem zweiten Weltkrieg in Hamburg passierten, zu Papier gebracht. Leider fand ich diesen dritten und letzten Band der Reihe am schwächsten. Die Spannung, mit der ich die Fälle in den ersten beiden Bänden verfolgte, fehlte mir hier doch sehr. Mir erschien alles ein bisschen zusammenhanglos und die Aufklärung am Ende etwas konstruiert. Gefreut habe ich mich aber darüber, allen wichtigen Charakteren nochmal „begegnen“ zu dürfen. Zum einen Erna, seine ehemalige Sekretärin mit ihrem englischen Lieutenant, zum anderen seinen Sohn Karl und allen voran natürlich auch Anna. Ich habe mit Frank Stave im kältesten Winter gefroren, im heißesten Sommer geschwitzt, habe gedanklich mit ihm gehungert und bin sehr dankbar, dass mir diese harten Jahre erspart blieben.
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03. Die Kunduz Connection von Emile Claassen (02/2017)
Ein Déjà-vu. Johann Wahlberg starrte verwundert auf den Toten. „Der Mann hatte Ihre Telefon-Nummer in der Faust“, bemerkte Pusak, ohne Wahlberg aus den Augen zu lassen. Der Oberkommissar war hartnäckig und misstrauisch. Wahlberg zuckte mit den Schultern. Er hatte den Toten vorher noch nie gesehen, aber er kannte ihn. Woher nur?
Ein gefundenes Fressen für den ehemaligen Star-Journalisten. Als er den beinamputierten KSK-Kämpfer trifft, ist er des Rätsels Lösung nah. Mit dem verdammten Kopfschuss scheint die Sache zu kippen. Aber Wahlberg bleibt dran …
Note 2: Selbst nicht unerfahren im Bereich Politik, begibt sich der Autor Emile Claassen, der mit bürgerlichem Namen Karl-Georg Schroll heißt, auf gefährliches Terrain. Er nimmt nicht nur das Militär sondern auch seine zivilen Zulieferer und die entsprechenden Politiker genau unter die Lupe. Was er in Gestalt des Journalisten Johann Wahlberg aufdeckt, ist ungeheuerlich und hat mich verschreckt. Bei der Geschichte handelt es sich um Fiktion, doch wie viel davon könnte genauso ablaufen? Der Autor versteht es brillant, die eiskalte Berechnung und die Profitgier machthungriger Männer und Frauen darzustellen. Sie gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen und machen sich die Abhängigkeit, sei sie körperlicher oder mentaler Art, der deutschen Kriegsveteranen und afghanischen Zivilisten zu Nutze. Sehr offen befasst sich Emile Claassen mit dem Thema PTBS, ein Syndrom unter dem viele Soldaten und auch Zivilisten leiden, die aus genau solchen Krisengebieten zurückkehren. Es spiegelt sich wider im Leben der Veteranen, die sich als Zivilisten nicht mehr in der Welt zurecht finden und wird oft unterschätzt und missverstanden oder wie in diesem Fall, von skrupellosen Geschäftemachern und Kriegsgewinnlern ausgenutzt. Geschickt erzählt der Autor in Rückblicken die Erlebnisse, die diese Menschen geprägt haben und aus ihnen die gewünschten Killer machten. Es ist ein Buch das aufrüttelt und kein Blatt vor den Mund nimmt, mir hat es gut gefallen. Einen kleinen Abzug gebe ich für die unglaubliche Vielzahl der Namen und Charaktere, die es mir anfänglich schwer machten, mich in der Story zurecht zu finden. Richtig drin im Geschehen war ich eigentlich erst ab der Hälfte, dann konnte ich es aber nicht mehr aus der Hand legen. Der von Herrn Claassen kreierte Journalist Wahlberg durfte vor diesem Fall in zwei weiteren brisanten Bereichen recherchieren, zum einen im Politikapparat der Bundeshauptstadt Berlin, zum anderen zum Thema Kindesmissbrauch und das Verhalten der katholischen Kirche. Diese beiden Bücher werde ich mal auf meine Wunschliste setzen.
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04. Das Diamantenmädchen von Ewald Arenz (06/2017)
Die Schattenseiten der ›Roaring Twenties‹
Berlin in den Goldenen Zwanzigern: Der talentierte Diamantenschleifer Paul van der Laan soll im Auftrag der deutschen Reichsregierung kostbare Rohdiamanten für den verdeckten Verkauf auf dem internationalen Markt bearbeiten. Zur selben Zeit wird ein Mann ermordet aufgefunden, neben seiner Leiche liegt ein Rohdiamant. Ein Zufall? Die Kommissare Schambacher und Togotzes nehmen die Ermittlungen auf ...
Note 1-2: Ganz heimlich still und leise schleicht sich der sympathische Autor Ewald Arenz auf meine Lieblingsautorenliste. Nachdem mir sein Roman „Ehrlich & Söhne“ schon so gut gefallen hatte, bin ich auch von dieser kleinen Kriminalgeschichte wieder begeistert.
Es war eine schwere Zeit im Berlin der 20er Jahre. Eben noch kämpften und starben die Männer an der Front und nun schleppten sie sich innerlich oder äußerlich, mehr oder weniger verletzt, zurück ins zivile Leben. Es ist nicht alles Gold was glänzt, und die Menschen haben schwer an der drohenden Wirtschaftskrise zu knabbern. Doch es gibt immer wieder Menschen, die angeblich Gutes tun wollen und genau unter solch einem Menschen gerät Paul von der Lahn auf Vermittlung durch Lilli Kornfeld ins Visier der Polizei. Es geschieht nämlich ein Mord, dessen Spuren zu Paul führen zu scheinen ...
Geschickt fügen Kommissar Schambacher und Kollege Togotzes die Puzzlesteine ineinander mit einem Ergebnis, das nicht nur die Polizei sprachlos zurück lässt!
Ewald Arenz hat mich mit leichter Hand in das Berlin von damals entführt. Er hat mir die Verzweiflung aber auch die Freude der Menschen von damals gezeigt. Mit viel Liebe zum Detail lässt er nicht nur die Diamanten direkt vor meinen Augen funkeln und macht mir Lust auf mehr. Das „Der Duft von Schokolade“ aus seiner Feder hat es sich schon mal auf meinem SUB gemütlich gemacht!
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05. Die Stunde unserer Mütter von Katja Maybach (06/2017)
In ihrem neuen und zugleich persönlichsten Roman „Die Stunde unserer Mütter“ erzählt Katja Maybach, inspiriert durch ihre eigene Familiengeschichte, von zwei unterschiedlichen Frauen in den Kriegs- und Schicksalsjahren 1940 bis 1945. Kraftvoll, gefühlsstark und authentisch zeigt dieser Roman den immer schwerer zu bewältigen Alltag, die Bedrohung durch die Gestapo und selbst durch Nachbarn und vermeintliche Freunde, die Hilflosigkeit aber auch den Widerstand gegen den Hass, der sich immer weiter ausbreitet. Doch zugleich erzählt Katja Maybach in „Die Stunde unserer Mütter“ auch vom Bewahren der eigenen Menschlichkeit und von der Liebe, die verloren geglaubt ist und dennoch zum Moment der Hoffnung wird. Durch die eingeflochtenen Feldpostbriefe und Tagebuchauszüge von Katja Maybachs eigenem Vater erhält dieser Roman seine besondere Kraft und Wahrhaftigkeit.
Im Mittelpunkt stehen Maria und Vivien, die einander nie besonders sympathisch waren – und jetzt eine Schicksalsgemeinschaft bilden, aus der nach und nach eine tiefe Freundschaft entsteht. Dabei sind die beiden Frauen denkbar unterschiedlich: Während Maria, die ihren Mann, den Forstbeamten Werner, gegen den Willen ihrer Familie heiratete, mittlerweile an ihrer Ehe zweifelt, schmerzt die Engländerin Vivien jede Minute der erzwungenen Trennung von ihrem Mann Philipp. Maria ringt bei jedem Feldpostbrief Werners mit sich, die Distanz, die zwischen ihnen entstanden ist, zu durchbrechen und ihm ein paar liebevolle Worte zu schreiben. Vivien dagegen, die nur deshalb in der Kleinstadt vor den Toren Münchens Zuflucht gesucht hat, um ihren Mann, der im Widerstand tätig ist, nicht zu gefährden, wartet nur auf ein Zeichen, um zu ihm zurückzukehren. Während Maria zu ihrer verträumten Tochter Anna nur schwer Zugang findet, sind Vivien und ihre Tochter Antonia einander sehr ähnlich.
Doch je schmerzhafter die täglichen Einschränkungen werden, je näher der Krieg ihnen kommt und je größer die Gefahren von Denunziation und Anfeindungen werden, desto enger rücken die beiden Frauen zusammen.
Note 1: Obwohl gerade in letzter Zeit doch so einige Romane zu diesem Thema den Markt zu erobern versuchten, ist es der Autorin wunderbar gelungen sich von der breiten Masse abzuheben. Wie schon im Klappentext vermerkt ist es ein sehr persönliches Buch, das sich sicher des Öfteren mit der Geschichte ihrer eigenen Familie deckt. Es ist großartig, dass in Katjas Familie ein reger Austausch zu diesem dunklen Kapitel unser aller Geschichte stattgefunden haben muss, denn sonst hätte der Roman sicher nicht mit so viel Liebe zum Detail und sicherlich auch Herzblut geschrieben werden können. In vielen Familien wird die Thematik ja doch mehr oder weniger tot geschwiegen.
Die Autorin nimmt uns mit in eine kleine deutsche Stadt während fünf der härtesten Jahre des Zweiten Weltkriegs. Vor langer Zeit hörte ich mal einen amerikanischen Countrysong mit dem Titel: „War is Hell on the Homefront too!“ der mir im Zusammenhang mit diesem Buch immer wieder präsent wurde. Sicher hatten es viele Männer schwer, die armen Soldaten direkt an der Front aber auch diejenigen, die mit den „Richtigen“ politisieren mussten um sich und ihre Familie über Wasser zu halten. Den alltäglichen Kampf um das Überleben kämpften aber vor allem auch die Frauen. Die Aussagen „Einfach mal ein bisschen zurückstecken!“ oder „Den Gürtel enger schnallen!“ trafen nun so gar nicht mehr zu, da steckte viel mehr dahinter. Neben der schwelenden Angst denunziert zu werden wegen Beherbergung ausländischer Personen war auch das schlichte Zusammenleben für Maria und Vivien zusammen mit ihren beiden Töchtern jeden Tag eine neue Herausforderung. Die beiden Frauen waren mutige Kämpferinnen, die sich nicht unterkriegen ließen, wenn auch am Ende nicht alles gut wurde. Das Buch strahlt jedoch auch viel Hoffnung aus und lässt einen als Leser wieder an das Gute im Menschen glauben. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch gelesen, es ließ sich einfach nicht mehr aus der Hand legen. Meine absolute Lieblingsstelle ist in der Tat der Titel, der sich im letzten Viertel auf Seite 287 des Buchs wiederfindet:
Daraufhin hoben viele Frauen gleichzeitig die Hände und segneten Vivien und Maria, die verlegen und doch tief gerührt abwehrten.
"Komm" flüsterte Antonia Anna leise zu. "Hier haben wir beide nichts verloren. Das ist die Stunde unserer Mütter".
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06. Das Versprechen der australischen Schwestern von Ulrike Renk (06/2016)
Drei Schwestern, zwei Kontinente: Jede der drei ist ihren Weg gegangen. Elsa arbeitet in Sydney, Mina hat nach Jahren endlich ihren heimlichen Verlobten William geheiratet, und Carola lebt glücklich mit Werner in Hamburg. Doch dann ist ihr aller Glück in Gefahr: Nicht nur ein Todesfall erschüttert die Familie in ihren Grundfesten, sondern es bricht auch der Erste Weltkrieg aus. Plötzlich leben Carola, Elsa und Mina in verfeindeten Ländern. Wird das Band, das die drei Schwestern zusammenhält, stärker sein als die Schatten des Krieges?
Note 3: Auf diesen dritten und letzten Band der Trilogie hatte ich mich wieder sehr gefreut. Waren mir doch die Männer und Frauen der großen Lessing Familie sehr ans Herz gewachsen. Leider musste ich feststellen, dass sich in diesem Band doch sehr vieles um Schwangerschaften, Geburten und Essenzubereitung drehte. Viele Fakten kamen mir fast ein bisschen wie aneinander gereiht vor, wie schade! Die Story hätte so viel mehr hergegeben. Man hätte zum Beispiel das Konfliktthema Aboriginies/Weiße Siedler intensiver beleuchten können. Auch hätte der erste Weltkrieg sicher noch viel mehr hergegeben. Hier standen die Familienmitglieder ja wirklich an unterschiedlichen Fronten. Gerne hätte ich noch mehr darüber erfahren, wie man sich als Deutsche in Australien gefühlt hat, wo die Deutschen doch als Feinde galten. Na ja, sei’s drum. Es war ein netter Abschluss und nun freue ich mich riesig auf den zweiten Teil der großen Ostpreußensaga der gleichen Autorin. Er lässt ja nun nicht mehr lange auf sich warten.
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07. Der letzte Ausweg von Antonio Hill (12/2013)
Eine junge Frau wird von der U-Bahn erfasst, und Inspektor Salgado muss raus in die kalte Nacht von Barcelona: War es Selbstmord? Aber was bedeutet dann das einzige Foto auf ihrem Handy: die steifen Körper von drei erhängten Hunden?
Salgado macht sich an die Arbeit, auf seine eigene kompromisslose Art, die ihn in der Vergangenheit schon mehr gekostet hat, als ihm lieb sein kann. Er spricht mit den Kollegen des Opfers bei einem Kosmetikhersteller, doch ihre Chefin begegnet ihm ausweichend, und die jungen Kollegen kriegen kein gerades Wort heraus. Niemandem in dieser Firma ist zu trauen, und dann erfährt Salgado von einer weiteren Tragödie: Ein anderer Mitarbeiter hat sich eine Kugel in den Kopf gejagt – nachdem er seine Frau und seine kleine Tochter regelrecht hingerichtet hatte …
Note 1: Genial, gefiel mir besser als der erste Teil der Trilogie um Inspektor Salgado und sein Team in Barcelona. Auch in diesem Band werden wieder zwei Fälle parallel verarbeitet. Hektor kümmert sich um die Opfer und Verdächtigen in der betroffenen Kosmetikfirma. Immer fester zieht sich das Netz um die Betreiber derselben. Zwei Selbstmorde in kurzem Zeitabstand in einer Firma können doch kein Zufall sein. Als dann ein drittes Opfer gefunden wird, stürzt sich Salgado mit fieberhafter Energie in die Aufklärungsarbeit und fügt Puzzlesteinchen um Puzzlesteinchen zusammen. Der Fall eignet sich hervorragend um sich von seinem privaten Schicksal abzulenken, denn seine Exfrau Ruth, Mutter seines Sohnes, ist und bleibt verschwunden. Hectors schwangere Kollegin kann derweilen die Hände nicht einfach so in den Schoß legen. Sie begibt sich auf nicht immer ungefährliche Spurensuche, wird sie die Verschwundene finden? Mehr sei hier nicht verraten, denn es gibt noch einen dritten Teil. Den werde ich mir auf jeden Fall gönnen! Meine Empfehlung für diese Krimireihe der anderen Art. Hier lohnt es sich dran zu bleiben.
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08. Die Küste der Freiheit von Maria W. Peter (11/2014)
1775: Als ihr geliebter Lorenz mit seinem Regiment nach Amerika in den Krieg geschickt wird, ist Anna zutiefst verzweifelt. So verzweifelt, dass sie sich als Schuldmagd in die amerikanischen Kolonien verkauft. Bald schon findet sie sich mit zahlreichen anderen Auswanderern auf einem Schiff in die Neue Welt wieder. Doch der Weg in die Freiheit und zur Liebe ist weit...
Note 1 mit Sternchen! Was sind schon 880 Seiten, wenn eine Geschichte so mitreißend geschrieben ist wie diese hier. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und bin nur so durch die Seiten geflogen. Mit Anna hat die Autorin eine Protagonistin ins Leben gerufen, die ihresgleichen sucht. Jung verliert sie ihre Mutter, als dann auch noch der geliebte Vater stirbt, steht sie ganz allein da auf dieser Welt. Die Zeiten sind hart für eine junge Mennonitin im 18. Jahrhundert. Über gefährliche Umwege, die sie auch in Holland und Irland „Rast“ machen lassen, gelangt sie jedoch schließlich nach Amerika, in die neue Welt, die doch endlich einmal Freiheit für sie bedeuten sollt. Doch das Glück ist ihr noch lange nicht hold. Viele Entbehrungen und Krankheiten pflastern ihren steinigen Weg.
Auch für Lorenz, der auf Seite der Rot Röcke in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zieht, beginnt eine schwere Zeit. Durch Zufall kreuzen sich in den passendsten und unpassendsten Situationen immer wieder die Wege der Beiden, werden sie es am Ende schaffen?
Maria W. Peter schafft es zu fesseln, zu faszinieren und Lust auf Geschichte und immer mehr Geschichte zu zaubern. Wie habe ich mitgelitten mit Anna und den Sklaven, die auf heißen Tabakplantagen schufteten. Wie erschrocken war ich über den Hass, den manche Menschen auf der Welt – hier macht die Hautfarbe keinen Unterschied – in sich tragen. Ein Hass, der sie blind macht vor Wut und ihre Schwelle der Gewaltbereitschaft auf das höchste Niveau ansteigen lässt. Nicht nur Hunger und Erschöpfung ließen Anna und Lorenz immer wieder weiterkämpfen. Oft saß ihnen einfach die schiere Angst im Nacken. „Die gute alte Zeit“, die sich auch heute noch Menschen zurückwünschen, hat es in dieser verklärten Form wohl nie gegeben.
Liebe Maria, du hast mir die Schauplätze im Roman so facettenreich und bildhaft geschildert, dass ich manchmal ein klares Bild vor Augen hatte. Von den Schlachtplätzen, von denen ich in Virginia tatsächlich schon einige besucht. Von der Enge und dem Gestank auf der Überfahrt, der Plantage, der Kellerwohnung in Philadelphia, von den Märschen mit dem Tross der Soldaten … ich bin absolut begeistert und möchte mehr von dir, einer sehr sympathischen und talentierten Autorin, lesen!
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Ich habe gehört:
01. Der Circle von Dave Eggers (08/2014)
Mae Holland wird von dem Internetkonzern »The Circle« angeheuert. Ziel des Unternehmens ist, durch vollkommene Transparenz ein neues Zeitalter einzuläuten. E-Mails, Social Media, Bankdaten, Einkaufs-verhalten werden vernetzt und zu einer Online-Identität verdichtet. Mae kann es kaum fassen: Sie darf für den einflussreichsten Konzern der Welt arbeiten! Doch was genau ist ihre Rolle?
Der Circle beginnt als faszinierende Geschichte einer ehrgeizigen jungen Frau, wird jedoch bald zu einem atemlosen Thriller, der Fragen nach Privatsphäre, Demokratie und den Grenzen menschlichen Wissens aufwirft.
Note 3: Der Inhalt dürfte durch die weit verbreitete Werbung bekannt sein, da möchte ich nicht mehr näher darauf eingehen. Meinen Eindruck zu diesem Buch möchte ich jedoch kurz schildern, er ist definitiv zweigeteilt. Einerseits finde ich es gut, dass den Menschen durch eine, wenn auch recht überzogene, Darstellung eines totalen Kontrollszenarios mal wieder vor Augen geführt wird, wie schnell man in eine komplette Abhängigkeit und Überwachung geraten kann und was das auch für Folgen nach sich zieht. Andererseits ging mir eben dieses Überzogene doch etwas auf die Nerven. So naiv kann doch wohl kaum ein Mensch sein, oder? Ein ähnliches Szenario wurde auf kleinem Niveau in einem meiner Lieblingsfilme „Die Welle“ dargestellt, da aber viel glaubhafter!
Schade, dass der Stoff im Buch „Der Circle“ so in Hollywood Manier aufgemacht wurde, als Film wird er sich aber sicher hervorragend eignen. Den werde ich mir im Herbst natürlich nicht entgehen lassen.
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02. A simple favor von Darcy Bell (04/2017)
Emily hat alles, was man sich wünschen kann: einen glamourösen Job in New York, ein geschmackvolles Haus und einen attraktiven Mann. Und eine beste Freundin: Stephanie, die sie für all das bewundert. Als Emily Stephanie bittet, ihren Sohn Nick für sie von der Schule abzuholen, tut sie ihr diesen Gefallen gerne. Doch niemand kommt, um Nick wieder bei ihr abzuholen - und Stephanie ist außer sich vor Sorge. Aber je länger Emily verschwunden bleibt, desto mehr entdeckt Stephanie die Situation als Chance für sich …
Note 3: Der Klappentext gibt genügend vom Inhalt der Geschichte preis, alles andere würde nur die Spannung mindern, deshalb nichts dazu. Mein Eindruck zu diesem Hörbuch ist leider eher gemischt. Grundsätzlich hätte man mehr aus der Story machen können, dennoch hat mich die absolut geniale Sprecherin Tanja Geke mit ihrer etwas rauen Stimme interessiert bei der Stange gehalten.
Das Hörbuch teilt sich auf zwischen den drei Hauptprotagonisten, die alle eine eigene Rolle bekommen. Stephanies Rolle besteht meist aus ihren Blogaufzeichnungen, die sie stets mit „Hi Moms …“ beginnt. Für mich ist dieser Teil schlecht nachvollziehbar. Wer schreibt denn solch einen Blog, in dem man seine innersten Gefühle mehr oder weniger der ganzen Welt preisgibt? Und vor allem, wer nimmt sich die Zeit diesen zu lesen und darauf zu antworten? Ich finde der Blog unterstreicht Stephanies Rolle in der Geschichte. Sie scheint doch recht naiv und manchmal vielleicht sogar etwas simple gestrickt. Tougher dagegen ist natürlich Emily. Es ist schon unglaublich, was sie sich ausgedacht hat und wie sie ihren Mann, der ihr absolut hörig scheint, mit in den Abgrund zieht. Richtig warm wird man mit keinem der Charaktere aber Emily und ihre „schlechten Gedanken“ machen den Thriller zumindest in Teilen interessant. Das leider schwache Ende hätte man besser ausarbeiten können, überhaupt fehlt der Geschichte der letzte Schliff. Für einen Debütroman nicht schlecht, wird mir aber sicher nicht lange im Gedächtnis bleiben.
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03. Samariter von Jilliane Hoffman (07/2015)
Faith Sounders’ Leben ist perfekt. Als liebenswerte Ehefrau und Mutter lebt sie den Traum einer Bilderbuchfamilie in Südflorida – bis sie zusammen mit ihrer vierjährigen Tochter Zeugin einer Entführung wird. Und dabei einen entscheidenden Fehler macht. Sie tut … nichts. Auch als der Vorfall an die Öffentlichkeit gerät, schweigt Faith weiterhin – ganz im Gegensatz zu ihrer Tochter. Die schafft es, den Täter zu identifizieren, und wird zur Heldin, ihre Mutter zur feigen Außenseiterin. Doch Faith hat an jenem Abend noch etwas beobachtet: einen zweiten Täter. Während der seiner Zeugin gefährlich nahe kommt, haben die Ermittler große Mühe, ihr noch irgendetwas zu glauben.
Note 2: Endlich mal wieder ein spannendes Hörbuch, das mich von der ersten CD bis zum Schluss gefesselt hat. Die Bezeichnung Thriller ist hier vielleicht nicht ganz gerechtfertigt, obwohl der Roman durchaus Psychothriller Elemente enthält. Was mich fasziniert hat, war die Darstellung der Hauptcharaktere, allen voran natürlich Faith, eine Frau, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war und dadurch ihr ganz Leben auf den Kopf gestellt wurde. Das Buch ist nicht reißerisch, steht in keinem Vergleich zu einem seiner Vorgängerbände. Aber auf eine ganz feinfühlige Art beleuchtet es das Innenleben von Faith und ihren Widersachern. Was lässt sie alle ticken? Wie gehen sie mit ihrem nicht immer selbstbestimmten Schicksal um? Erwähnen möchte ich an dieser Stelle wie tragisch ich es finde, dass auch die Psyche der kleinen Tochter durch die schrecklichen Vorfälle in Mitleidenschaft gezogen wurde!
Das Ende ist überraschend gut gelöst, das bisschen betreffende Wissen zu den Vorgängerbänden kann man sich leicht in den entsprechenden Klappentexten anlesen. Es lässt vermuten, dass es wohl bald weiter geht mit CJ Townsend, der Hauptdarstellerin der Cupido Reihe. Zumindest würde ich mir das wünschen, bin einfach ein Fan dieser Autorin.
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04. Töte, wenn du kannst von Susanne Mischke (03/2013)
Es ist der schlimmste Albtraum jeder Mutter: Nur einen kurzen Moment lässt Tinka Hansson ihre schlafende kleine Tochter Lucie aus den Augen, während sie in der Göteborger Markthalle einkauft. Doch als sie sich umdreht, ist Lucie wie vom Erdboden verschluckt. Alle Hoffnung zerschlägt sich schnell – das Mädchen bleibt verschwunden. Und sämtliche Ermittlungen der Soko für 'Vermisste Personen' um Greger Forsberg laufen ins Leere. Vier Jahre später erhält Lucies Vater Leander eine Nachricht: Seine Tochter lebt, doch für weitere Informationen über ihren Aufenthaltsort soll er einen Mord begehen!
Note 4: Vorausschickend möchte ich sagen, dass ich großer Susanne Mischke Fan bin und mir dieses Hörbuch zugelegt hatte, ohne groß auf den Klappentext zu achten. Bisher hatte mir eigentlich jedes ihrer Bücher gefallen. Umso überraschter war ich als ich feststellte, dass sie dieses hier in einem nordischen Land angesiedelt hat, wieso das denn? Ihre Krimis spielten doch eigentlich sonst in Deutschland oder habe ich das falsch in Erinnerung? Meine Verwunderung vielleicht deshalb, weil doch gerade auf Hörbüchern nordische Namen für unsere deutschen Ohren etwas schwierig sind.
Mir gefällt bzw. erschreckt natürlich die Idee an sich, der absolute Albtraum jeder Mutter. Jedoch hat die Story an sich mit ihrer Komplexität erschlagen. Ich empfand die vielen Handlungsstränge mit ebenso vielen Personen ziemlich verwirrend. Die Geschichte zog sich und ließ mich am Schluss doch recht unbefriedigt zurück. Frau Mischke, das nächste Mal sehen wir uns bitte wieder in Deutschland. Ich bleibe Ihnen natürlich treu!
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05. Die Henkerstochter und das Spiel des Todes von Oliver Pötzsch (02/2016)
In Oberammergau herrscht kurz vor Pfingsten 1670 helle Aufregung. Bei den Proben zum berühmten Passionsspiel wird der Christus-Darsteller tot aufgefunden. Er wurde gekreuzigt. Der Schongauer Henker Jakob Kuisl und der Bader Simon Fronwieser werden um die Aufklärung des Todesfalls gebeten, doch sie stoßen auf eine Wand des Schweigens. Als ein weiterer Darsteller den Märtyrertod stirbt, glauben die Dorfbewohner an eine Strafe Gottes und wollen erst recht nicht mit den beiden Fremden reden. Erst als Kuisls Tochter Magdalena in Oberammergau eintrifft, stoßen sie auf eine Spur des Mörders, die sie tief ins Gebirge führt.
Note 2: Zum ersten Mal in dieser schönen Reihe konnte mich die Geschichte nicht ganz überzeugen. Vielleicht ist es beim geschriebenen Buch anders aber beim Hörbuch war ich doch oft verwirrt durch die vielen verschiedenen „Baustellen“. Man musste sich schon sehr konzentrieren, um die Handlungsstränge letztendlich zu einer runden Story werden zu lassen. Outen möchte ich mich aber an dieser Stelle als Fan der ersten Stunde, und so konnte ich mir natürlich auch diesen sechsten Teil nicht entgehen lassen. Der stimmungsvolle Sprecher Johannes Steck macht die Hörbücher immer wieder zum reinen Hörvergnügen.
Auch diesmal sind sie wieder voll eingespannt, der Henker Kuisl und sein Schwiegersohn, der Bader Simon. Doch nicht nur die Beiden hat es getroffen. Kuisls jüngste Tochter Barbara wird der Hexerei bezichtigt und Tochter Magdalena macht sich auf dem Weg nach Oberammergau um Hilfe vom Vater zu holen. Wird sie es rechtzeitig schaffen? …
Was mir an dieser Reihe besonders gut gefällt ist die Entwicklung der einzelnen Charaktere, die mir mit Jacob und seiner Frau sowie der Tochter Magdalena und den jüngeren Zwillingen Barbara und Georg im Jahr 1659 zum ersten Mal begegneten. Über zehn Jahre durfte ich sie nun schon begleiten. Während Magdalena, die inzwischen verheiratet ist und Kinder hat, die Vernünftige ist, bleibt ihre Schwester Barbara ein Wildfang und hat schon lange angefangen, den jungen Männern links und rechts den Kopf zu verdrehen. Aus so manch brenzligen Situation musste sie ihre Familie inzwischen befreien. Ihr Zwillingsbruder Georg hat sich von der Familie losgesagt und wohnt und arbeitet inzwischen bei seinem Onkel in Bamberg. Das Oberhaupt der Familie, der Henker Jakob – zwischenzeitlich von Magdalena und Simon zum mehrfachen Großvater gemacht, hat vor einigen Jahren seine geliebte Ehefrau verloren. Fast scheint es als wäre damit auch sein Lebensmut entschwunden. Magdalena und ihre Schwester arbeiten hart daran, ihn wieder auf die rechte Spur zu führen. Die Ermittlung in der fremden Stadt kommt da wie gerufen. Er wird wieder gebraucht! Mögen wir noch viele weitere Fälle mit ihm lösen und noch so manches Abenteuer mit der Familie Kuisl bestehen.