Der Besuch des Leibarztes
sehr gut
Das königliche Dänemark im 18. Jahrhundert wird in diesem Roman unter die Lupe genommen. Christian VII ist König, führt jedoch keine einzige Machthandlung durch. Die Machthaber sind ganz andere Leute, unter anderem seine Erzieher und sein Leibarzt Johann Friedrich Struensee, der eine verbotene Liebschaft mit der jungen Königin Caroline Mathilde pflegt und am Ende deswegen geköpft wird. Struensee kommt die wichtigste Bedeutung zu, denn es ist ja auch geschichtlich nachgewiesen, dass er über 300 Reformen innerhalb weniger Jahre in Dänemark durchführte, wie die Aufhebung der Folter, die dann jedoch von seinen Nachfolgern (Ove-Hoegh-Guldberg) wieder rückgängig gemacht wurden. So wie es in diesem Roman beschrieben wird, scheint es nicht so, als würden die Könige regieren. Im Gegenteil, die Erzieher und Lehrer bemühten sich, die Könige völlig unselbständig zu erziehen und auf falsche Fährten zu führen, so dass sie entweder geisteskrank wurden, wie Christian VII oder zu Alkoholiker sowie dessen Vater Friedrich.
Es gibt in diesem Roman mehrere Hauptfiguren die genau beschrieben werden. Die Macht hungrigen und die "aufgeklärten" Gutmütigen wie der Arzt und Pockenimpfungspezialisten Struensee. Christian VII lebt in einer Scheinwelt und wird von Ängsten und Zweifel gepeinigt. Sein Leben gestaltet er als Theaterstück, es kommt zu einer Umkehrung der Wahrnehmung, die reale Welt ist nichts anderes als eine Bühne, worauf er sein Leben spielt. Er verliebt sich in eine Prostituierte, weil sie die einzige ist, die ihn achtet. Für ihn wird diese Frau zur Herrscherin des Universums, mit seiner jungen Frau, der Königin Caronline Mathilde kann er nichts anfangen, im Gegenteil, er fürchtet sich vor ihr. Größtes Vertrauen entwickelt er zu Struensee, deshalb beauftragt er ihn auch mit der Regierung des Königreiches. Struensee hingegen, möchte gar nicht regieren, es bleibt ihm im Angesicht der desolaten Zustände in dem Land aber nichts anderes übrig und so führt er von der Schreibstube aus alle möglichen Reformen durch. Die anderen "Politiker", die sich anfangs um die politische Machtergreifung stritten, wie Guldberg und Rantzau (der Name leitet sich aus einer adeligen Familie in Schleswig Holstein ab) leiten alles in die Wege um Struensee zu Fall zu bringen und schaffen das schließlich auch.